Translation
Hide
Gegen Faustus
1.
Faustus sagte: Anerkennst du also die Geburt? Ich habe fürwahr lange Zeit versucht, mich zu dieser Ueberzeugung durchzuringen, dass Gott geboren wurde, was immer das heissen mag; doch stutzig gemacht durch die Widersprüche vor allem zwischen den zwei Evangelisten, welche seine Genealogie darstellen, nämlich zwischen Lukas (Lk. 3,23) und Matthaeus (Mt. 1,1), wurde ich unsicher und verlegen, welchem von beiden ich nun eher folgen sollte. Ich hielt es nämlich für denkbar, da ich ja nicht Wahrsager bin, dass genau der die Wahrheit sagen könnte, den ich als Lügner vermutete, und vielleicht der lügen würde, von dem ich annahm, dass er die Wahrheit sagte. Ich liess also ihren endlosen und für mich unentscheidbaren Streit auf sich beruhen und wandte mich zu Johannes und Markus, ganz ausgewogen von dem einen Paar zum andern Paar, von den Evangelisten zu den Glaubensverkündern, die den gleichen Titel tragen, an deren Bucheinleitungen ich mittlerweile aus gutem Grund Gefallen fand, da sie weder David noch Maria noch Joseph ins Spiel bringen. Denn Johannes sagt da (Joh. 1,1), am Anfang sei das Wort gewesen und das Wort sei bei Gott gewesen und Gott sei das Wort gewesen, womit er auf Christus hinwies; Markus dagegen sagte (Mk. 1,1): Das Evangelium Jesu Christi, des Sohnes Gottes,als wollte er Matthaeus dafür tadeln, dass er ihn als Sohn Davids aufgeführt habe; es sei denn, dass der Jesus, den der eine ankündigt, nicht identisch ist mit dem Jesus, den der andere ankündigt. Das also ist der Grund, warum ich nicht anerkenne, dass Christus geboren wurde. Falls nun aber du imstande bist, mir dieses Ärgernis aus dem Weg zu räumen, mach, dass die beiden sich einigen, und ich werde mich bedingungslos geschlagen geben, obwohl es auch dann noch ungeziemend ist zu glauben, dass Gott, und obendrein der Gott der Christen, aus dem Mutterleib geboren wurde.
Translation
Hide
Reply to Faustus the Manichaean
1.
Faustus said: Do I believe in the incarnation? For my part, this is the very thing I long tried to persuade myself of, that God was born; but the discrepancy in the genealogies of Luke and Matthew stumbled me, as I knew not which to follow. For I thought it might happen that, from not being omniscient, I might take the true for false, and the false for true. So, in despair of settling this dispute, I betook myself to Mark and John, two authorities still, and evangelists as much as the others. I approved with good reason of the beginning of Mark and John, for they have nothing of David, or Mary, or Joseph. John says, "In the beginning was the Word, and the Word was with God, and the Word was God," meaning Christ. Mark says, "The gospel of Jesus Christ, the Son of God," as if correcting Matthew, who calls him the Son of David. Perhaps, however, the Jesus of Matthew is a different person from the Jesus of Mark. This is my reason for not believing in the birth of Christ.
Remove this difficulty, if you can, by harmonizing the accounts, and I am ready to yield. In any case, however, it is hardly consistent to believe that God, the God of Christians, was born from the womb.