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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

24.

Über die Verfluchung eines jeden, der am Holz hängt (443,20/deut. 21,23), haben wir weiter oben (c.F.XIV) bereits so viel gesagt, wie uns nötig schien. Was sodann die Forderung betrifft, dass ein Prophet oder Volksführer mit dem Tod zu bestrafen sei, der die Söhne Israels dazu verführt, von ihrem Gott sich abzuwenden oder eines seiner Gebote zu missachten (443,21/deut. 13,6), so ist schon aus unseren ausführlichen Darlegungen deutlich genug geworden, dass Moses damit nicht Christus ins Visier nahm, und für den, der die Worte und Taten des Herrn Jesus Christus gründlich und gründlicher in Augenschein nimmt, wird immer klarer werden, dass Christus auch keinen der Juden zum Abfall von ihrem Gott bewegen wollte. Denn der Gott, den Moses ihnen zu lieben und zu verehren befohlen hatte, ist gewiss der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs (cf. Exod. 3,6), den der Herr Jesus Christus genauso lobend erwähnt, und gestützt auf dessen Autorität er die Irrlehre der Sadduzäer, die die Auferstehung leugnen, mit folgenden Worten widerlegt (Mt. 22,31 f.; cf. Lk. 20,37 f.): Habt ihr im übrigen nicht gelesen, was Gott aus dem Dornbusch dem Moses über die Auferstehung der Toten gesagt hat: ‘Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs’? Er ist doch nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig. Da trifft es sich gut, dass sich die Manichäer heute mit der selben Aussage widerlegen lassen, mit der damals auch die Sadduzäer widerlegt wurden; auch sie leugnen ja, wenn auch in anderer Form, die Auferstehung. Im weitern fügte der Herr, als er den Glauben des Hauptmanns mit folgenden Worten lobte (Mt. 8,10): Wahrlich ich sage euch, einen solchen Glauben habe ich in Israel nicht angetroffen, noch hinzu (ib. 11 f.): Ich sage euch aber, viele werden vom Osten und Westen kommen, und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tische sitzen; die Kinder des Reiches aber werden in die Finsternis nach draussen gehen. Wenn also Moses, was auch Faustus nicht bestreiten kann, dem Volk Israels keinen andern Gott als den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ans Herz legte, und wenn auch Christus eben diesen Gott anempfiehlt, wie sich aus diesen (Mt. 22,31; 8,10) und weiteren Zeugnissen zweifelsfrei ergibt, hat er keineswegs versucht, jenes Volk zum Abfall von seinem Gott zu bewegen; er hat ihnen vielmehr grad deshalb angedroht, dass sie in die Finsternis nach draussen gehen werden (Mt. 8,12), weil er sah, dass sie sich von ihrem Gott abgewandt hatten, in dessen Reich nach seinen Worten die aus dem ganzen Erdkreis eingeladenen Völker sich zusammen mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tische setzen werden (ib. 11), und zwar eben deshalb, weil sie zum Glauben an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs gefunden haben. Daher sagt auch der Apostel (Gal. 3,8): Und da die Schrift vorhersah, dass Gott die Heidenvölker aufgrund des Glaubens gerecht macht, hat sie dem Abraham zum voraus verkündet: ‘In deinem Nachkommen sollen alle Völker den Segen erlangen [gen. 12,3;18,18]’, was natürlich heisst, dass jene im Nachkommen Abrahams den Segen erlangen werden, die dem Glauben Abrahams nachfolgen werden. Christus wollte also die Israeliten nicht dazu bewegen, sich von ihrem Gott abzuwenden, er klagte sie vielmehr an, weil sie sich von ihm abwandten. Wenn nun aber jemand glaubt, der Herr habe irgendeines der Gebote, die durch Moses überreicht wurden, übertreten, so braucht man sich über diese Meinung nicht zu wundern, es war dies ja auch die Meinung der Juden. Er ist aber im Irrtum, weil sich auch die Juden in dieser Frage irrten. Wenn dagegen Faustus ein bestimmtes Gebot nennt, welches der Herr, wie er weismachen will, übertreten haben soll, müssen wir aufzeigen, worin sein Irrtum besteht, so wie wir das weiter oben ( ), wenn es nötig war, bereits getan haben. An dieser Stelle sage ich nur folgendes: Wenn der Herr eines jener Gebote missachtet hätte, hätte er niemals die Juden eben dieses Vergehens beschuldigt. Als diese ihn nämlich böswillig kritisierten, dass seine Jünger mit ungewaschenen Händen ässen und deshalb zwar nicht das Gebot Gottes, wohl aber die Überlieferungen der Väter verletzten, sagte er zu ihnen (Mt. 15,3): Warum aber missachtet dann ihr sogar das Gebot Gottes, um dafür eure eigenen Überlieferungen zu bewahren? Und er zitiert dann wörtlich ein Gebot Gottes, das, wie wir wissen, durch Moses überreicht wurde. In der Fortsetzung sagte er nämlich (ib. 4 ff.): Gott hat nämlich gesagt: ‛Ehre Vater und Mutter![exod. 20,12]’ und: ‘Wer Vater und Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden![exod. 21,17]’. Ihr aber sagt: Wer zu Vater oder Mutter sagt: ‛Jede Weihegabe, die von mir kommt, sei dir zum Nutzen’, braucht seinen Vater nicht mehr zu ehren; damit habt ihr das Wort Gottes um eurer Überlieferung willen ausser Kraft gesetzt. Achtet darauf, wie vieles Christus uns damit in dieser Frage klarstellt: dass er die Juden keineswegs dazu bewegt, von ihrem Gott abzufallen; dass er nicht nur selber Gottes Gebote niemals übertritt, sondern im Gegenteil jene, die sie übertreten, anklagt; und dass es niemand anders als Gott selber ist, der uns diese Gebote durch Moses überreicht hat.

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Reply to Faustus the Manichaean

24.

We have already said as much as appeared desirable of the curse pronounced on every one that hangs on a tree. Enough has been said to show that the command to kill any prophet or prince who tried to turn away the children of Israel from their God, or to break any commandment, is not directed against Christ. The more we consider the words and actions of our Lord Jesus Christ, the more clearly will this appear; for Christ never tried to turn away any of the Israelites from their God. The God whom Moses taught the people to love and serve, is the God of Abraham, of Isaac, and of Jacob, whom the Lord Jesus Christ speaks of by this name, using the name in refutation of the Sadducees, who denied the resurrection of the dead. He says, "Of the resurrection of the dead, have ye not read what God said from the bush to Moses, I am the God of Abraham, the God of Isaac, and the God of Jacob? God is not the God of the dead, but of the living; for all live unto Him." 1 In the same words with which Christ answered the Sadducees we may answer the Manichaeans, for they too deny the resurrection, though in a different way. Again, when Christ said, in praise of the centurion's faith, "Verily I say unto you, I have not found so great faith, no, not in Israel," He added, "And I say unto you, that many shall come from the east and from the west, and shall sit down with Abraham, and Isaac, and Jacob, in the kingdom of heaven; but the children of the kingdom shall go into outer darkness." 2 If, then, as Faustus must admit, the God of whom Moses spoke was the God of Abraham, and Isaac, and Jacob, of whom Christ also spoke, as these passages prove, it follows that Christ did not try to turn away the people from their God. On the contrary, He warned them that they would go into outer darkness, because He saw that they were turned away from their God, in whose kingdom He says the Gentiles called from the whole world will sit down with Abraham, and Isaac, and Jacob; implying that they would believe in the God of Abraham, and of Isaac, and of Jacob. So the apostle also says: "The Scripture, foreseeing that God would justify the Gentiles by faith, preached the gospel beforehand to Abraham, saying, In thy seed shall all nations be blessed." 3 It is implied that those who are blessed in the seed of Abraham shall imitate the faith of Abraham. Christ, then, did not try to turn away the Israelites from their God, but rather charged them with being turned away. The idea that Christ broke one of the commandments given by Moses is not a new one, for the Jews thought so; but it is a mistake, for the Jews were in the wrong. Let Faustus mention the commandment which he supposes the Lord to have broken, and we will point out his mistake, as we have done already, when it was required. Meanwhile it is enough to say, that if the Lord had broken any commandment, He could not have found fault with the Jews for doing so. For when the Jews blamed His disciples for eating with unwashen hands, in which they transgressed not a commandment of God, but the traditions of the elders, Christ said, "Why do ye also transgress the commandment of God, that ye may observe your traditions?" He then quotes a commandment of God, which we know to have been given by Moses. "For God said," He adds, "Honor thy father and mother, and he that curseth father or mother shall die the death. But ye say, Whoever shall say to his father or mother, It is a gift, by whatsoever thou mightest be profited by me, is not obliged to honor his father. So ye make the word of God of none effect by your traditions." 4 From this several things maybe learned: that Christ did not turn away the Jews from their God; that He not only did not Himself break God's commandments, but found fault with those who did so; and that it was God Himself who gave these commandments by Moses.


  1. Matt. xxii. 31, 32, and Luke xx. 37, 38. ↩

  2. Matt. viii. 10-12. ↩

  3. Gal. iii. 8. ↩

  4. Matt. xv. 3-6. ↩

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