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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

4.

Mit gleichem Recht könntest du mich nämlich auch als Abspaltung aus dem Judentum bezeichnen, da ja auch ich den allmächtigen Gott verehre, so wie es der letzte Jude dreist für sich beansprucht; allerdings müsstest du von den Unterschieden in den Kultformen absehen, die zwischen mir und den Juden bei der Verehrung des Allmächtigen bestehen – falls die Juden überhaupt den Allmächtigen verehren. Doch wir sprechen hier nur vom Glaubensinhalt, welcher ja die Heiden bei der Sonnenverehrung genau so irreführte, wie er die Juden bei der Verehrung des Allmächtigen irreführte. Aber auch wenn du mich als Abspaltung aus eurem eigenen Glauben bezeichnen würdest, wäre das falsch – obwohl ich Christus grosse Ehrfurcht und Verehrung entgegenbringe –; denn meine Christus-Verehrung unterscheidet sich sowohl in den Kultformen wie auch im Glaubensinhalt von der eurigen. Von einer Abspaltung aber kann man nur sprechen, wenn sich gegenüber der Religion, aus der sie erfolgt, nichts oder ganz wenig ändert, wie das zum Beispiel bei euch der Fall war, als ihr euch vom Heidentum lossagtet (cf. 536,1): zuerst einmal habt ihr die Vorstellung eines alleinherrschenden Prinzips mitgenommen, d.h. dass ihr glaubt, alles stamme von Gott; die Opferfeiern der Heiden aber habt ihr zum Liebesmahl umgewandelt, an die Stelle ihrer Götzenbilder die Märtyrer gesetzt, die ihr in ähnlicher Weise mit Gebeten verehrt; die Schatten der Dahingeschiedenen besänftigt ihr mit Weingelagen und Opfermählern, feiert die selben Festtage wie sie, z.B. die Kalenden oder die Sonnenwende, und an eurem Lebenswandel habt ihr gewiss nichts geändert; so seid ihr zweifellos eine Abspaltung, die sich gegenüber ihrer Stammreligion in nichts unterscheidet ausser eben durch den Versammlungsort. Aber auch die Juden, eure Ahnherren, waren genauso eine Abspaltung aus dem Heidentum, und sie gaben einzig die Götterskulpturen auf; die Tempel dagegen, die Opfer, die Altäre und Priesterämter und den gesamten sakralen Dienst führten sie in derselben Form weiter, nur noch viel skrupulöser als die Heiden. Was die Vorstellung eines alleinherrschenden Prinzips betrifft unterscheiden auch sie sich nicht im Geringsten von den Heiden. Deshalb steht fest, dass ihr und die Juden Abspaltungen aus dem Heidentum seid, – an dessen Glaubensinhalten und nur geringfügig veränderten Kultformen ihr beide ja festhält –, obwohl ihr glaubt, einzig weil ihr den gemeinsamen Versammlungsort aufgegeben habt, eigenständige Religionen zu sein. Wenn du also fortan nach eigenständigen Religionen suchst, werden es nicht mehr als zwei sein, nämlich jene der Heiden und die von uns, deren Glaubensinhalte den ihrigen völlig widersprechen, wobei der Gegensatz zwischen ihnen und uns vergleichbar ist mit dem von Wahrheit und Lüge, Tag und Nacht, Armut und Überfluss, Krankheit und Gesundheit. Ihr dagegen seid keine eigenständige Religion, weder eine des Irrtums, noch eine der Wahrheit, sondern eine blosse Abspaltung, und zwar nicht einmal von der Wahrheit, sondern vom Irrtum.

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Reply to Faustus the Manichaean

4.

As regards the worship of the Almighty God, you might call us a schism of the Jews, for all Jews are bold enough to profess this worship, were it not for the difference in the form of our worship, though it may be questioned whether the Jews really worship the Almighty. But the doctrine I have mentioned is common to the Pagans in their worship of the sun, and to the Jews in their worship of the Almighty. Even in relation to you, we are not properly a schism, though we acknowledge Christ and worship Him; for our worship and doctrine are different from yours. In a schism, little or no change is made from the original; as, for instance, you, in your schism from the Gentiles, have brought with you the doctrine of a single principle, for you believe that all things are of God. The sacrifices you change into love-feasts, the idols into martyrs, to whom you pray as they do to their idols. You appease the shades of the departed with wine and food. You keep the same holidays as the Gentiles; for example, the calends and the solstices. In your way of living you have made no change. Plainly you are a mere schism; for the only difference from the original is that you meet separately. In this you have followed the Jews, who separated from the Gentiles, but differed only in not having images. For they used temples, and sacrifices, and altars, and a priesthood, and the whole round of ceremonies the same as those of the Gentiles, only more superstitious. Like the Pagans, they believe in a single principle; so that both you and the Jews are schisms of the Gentiles, for you have the same faith, and nearly the same worship, and you call yourselves sects only because you meet separately. The fact is, there are only two sects, the Gentiles and ourselves. We and the Gentiles are as contrary in our belief as truth and falsehood, day and night, poverty and wealth, health and sickness. You, again, are not a sect in relation either to truth or to error. You are merely a schism and a schism not of truth, but of error.

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