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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

7.

Um nun zu eurer dreigliedrigen, genauer gesagt viergliedrigen Fabelei zu kommen, kann ich zum abgeschiedenen Licht des Vaters (536,11 f.) einzig sagen, dass ihr euch Licht nur so denken könnt, wie ihr das Licht zu sehen gewohnt seid. Dieses sichtbare und jedem fleischlichen Wesen – seien das nun Menschen oder Tiere bis hin zum Wurm – bestbekannte Licht habt ihr vor Augen, nehmt davon eine Vorstellung in euer Herz auf und pflegt dann diese Vorstellung, ins Unermessliche vergrössert, als das Licht zu bezeichnen, wo euer Gottvater mit seinen Untertanen wohnt. Wann nämlich habt ihr schon je einen Unterschied gemacht zwischen dem Licht, mit dem wir sehen, und dem Licht, mit dem wir erkennen, da ihr ja im Erkennen der Wahrheit nie etwas anderes gesehen habt als das Denken von – teils begrenzten, teils in bestimmten Bereichen unbegrenzten - körperhaften Gebilden, ohne zu wissen, dass dies leere Phantasievorstellungen sind? Wenn nun aber schon ein gewaltiger Unterschied besteht zwischen dem Denken, in dem ich mir euer Land des Lichts vorstelle, das überhaupt nicht existiert, und dem Denken, in dem ich mir Alexandria vorstelle, das ich zwar nie gesehen habe, das aber doch existiert, und wiederum ein gewaltiger Unterschied besteht zwischen dem Denken, in dem ich mir das unbekannte Alexandria vorstelle, und jenem, in dem ich mir Karthago vorstelle, das mir bekannt ist: unvergleichlich grösser noch ist der Abstand zwischen diesem Denken, in dem ich mir Körperwesen vorstelle, die sicher existieren und mir bekannt sind, und dem Denken, in dem ich Gerechtigkeit, Reinheit, Glaubwürdigkeit, Wahrheit, Liebe, Freundlichkeit und was es sonst an derartigen Begriffen gibt, erkenne! Nehmt zur Kenntnis, wenn ihr dazu fähig seid, was für ein Licht dieses Denken ist, durch das all jene Dinge, die es selber nicht sind, voneinander unterscheidbar werden, und durch das mit untrüglicher Deutlichkeit erkennbar wird, wie sehr sie sich von diesem Licht unterscheiden. Und dennoch ist auch dieses Licht nicht jenem Licht gleichzusetzen, das Gott ist; denn dieses Licht ist Geschöpf, jenes aber ist der Schöpfer; dieses Licht ist geschaffen, jener ist es, der es geschaffen hat; dieses Licht schliesslich ist veränderbar, indem es will, was es vorher nicht wollte, indem es weiss, was es früher nicht wusste, indem es sich dessen erinnert, was es vergessen hatte, jenes Licht dagegen verharrt unveränderlich in seinem Willen, in seiner Wahrheit, in seinem ewigen Sein; ihm verdanken wir Menschen den Anfang unseres Seins, die Vernunft unseres Erkennens, das Gesetz unseres Strebens; ihm verdanken auch alle vernunftlosen Lebewesen die Naturgestalt, in der sie leben, die Lebenskraft, durch die sie empfinden, den Trieb, durch den sie begehren; und ihm verdanken sämtliche Körper ihre Abmessung, damit sie stabil bleiben, ihre Proportionen, damit sie wohlgestaltig sind, ihr Gewicht, damit sie den ihnen zustehenden Platz einnehmen. Und so ist jenes Licht als untrennbare Dreieinigkeit der eine Gott, dessen Substanz, die doch – da mit keinem Körper verbunden –, körperlos, geistig und unveränderlich in sich selbst ruht, ihr nun auch noch auf verschiedene Wohnsitze aufteilt. Und nicht einmal nur drei sondern gar vier Wohnsitze weist ihr dieser Dreieinigkeit zu: dem Vater einen, und zwar das unzugängliche Licht (536,12), das ihr völlig missversteht, dem Sohn zwei, nämlich die Sonne und den Mond, dem Heiligen Geist wiederum einen, und zwar die gesamte Atmosphäre, die uns umhüllt. Was das unzugängliche Licht des Vaters betrifft, soll diese Bemerkung für den Augenblick genügen, da ja für den, der den wahren Glauben besitzt, der Sohn und der Heilige Geist von ihm nicht zu trennen ist.

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Reply to Faustus the Manichaean

7.

As for this threefold or rather fourfold fiction, what shall I say of the secret light of the Father, but that you can think of no light except what you have seen? From your knowledge of visible light, with which beasts and insects as well as men are familiar, you form some vague idea in your mind, and call it the light in which God the Father dwells with His subjects. How can you distinguish between the light by which we see, and that by which we understand, when, according to your ideas, to understand truth is nothing else than to form the conception of material forms, either finite or in some cases infinite; and you actually believe in these wild fancies? It is manifest that the act of my mind in thinking of your region of light which has no existence, is entirely different from my conception of Alexandria, which exists, though I have not seen it. And, again, the act of forming a conception of Alexandria, which I have never seen, is very different from thinking of Carthage, which I know. But this difference is insignificant as compared with that between my thinking of material things which I know from seeing them, and my understanding justice, chastity, faith, truth, love, goodness, and things of this nature. Can you describe this intellectual light, which gives us a clear perception of the distinction between itself and other things, as well as of the distinction between those things themselves? And yet even this is not the sense in which it can be said that God is light, for this light is created, whereas God is the Creator; the light is made, and He is the Maker; the light is changeable. For the intellect changes from dislike to desire, from ignorance to knowledge, from forgetfulness to recollection; whereas God remains the same in will, in truth, and in eternity. From God we derive the beginning of existence, the principle of knowledge, the law of affection. From God all animals, rational and irrational, derive the nature of their life, the capacity of sensation, the faculty of emotion. From God all bodies derive their subsistence in extension, their beauty in number, and their order in weight. This light is one divine being, in an inseparable triune existence; and yet, without supposing the assumption of any bodily form, you assign to separate places parts of the immaterial, spiritual, and unchangeable substance. And instead of three places for the Trinity, you have four: one, the light inaccessible, which you know nothing about, for the Father; two, the sun and moon, for the Son; and again one, the circle of the atmosphere, for the Holy Spirit. Of the inaccessible light of the Father I shall say nothing further at present, for orthodox believers do not separate the Son and the Spirit from the Father in relation to this light.

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Gegen Faustus
Reply to Faustus the Manichaean

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