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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

3.

Ihr aber vermögt nicht zu unterscheiden, was Gott durch seine Güte, was durch sein Gericht wirkt, da unser Psalm, in dem es heisst (Ps. 100,1): Von deinem Erbarmen und deinem Gericht will ich dir singen, Herr, eurem Herzen und eurem Mund gänzlich fremd ist. Und deshalb sprecht ihr, was immer ihr im Hinblick auf die Schwäche unserer sterblichen Natur anstössig findet, dem Urteils- und Richtspruch des wahren Gottes gänzlich ab. Dafür steht euch natürlich jener zweite, böse Gott zur Verfügung, den euch nicht die Wahrheit offenbart, sondern eure Einbildung vorgaukelt, dem ihr alles, was ihr an Unrecht tut, aber auch alles, was ihr zu Recht erleidet, anlasten könnt. So weist ihr Gott die gabenspendende Güte zu und entzieht ihm das strafende Richten, als ob Christus nicht vom selben Gott gesprochen hätte, der den Bösen das ewige Feuer bereitete (cf. Mt. 25,41), und der seine Sonne über den Guten und den Bösen aufgehen und über die Gerechten und die Ungerechten regnen lässt (cf. Mt. 5,45). Weshalb ihr nicht versteht, dass die so grosse Güte hier und die so grosse Strenge dort zum einen Gott gehören, liegt doch nur daran, dass ihr nicht imstande seid, von seinem Erbarmen und seinem Gericht zu singen (cf. Ps. 100,1)! Ist es nicht derselbe Gott, der seine Sonne über Guten und Bösen aufgehen und über die Gerechten und die Ungerechten regnen lässt (cf. Mt. 5,45), der aber auch natürlich gewachsene Zweige herausbricht und gegen die Natur den Wilden Ölbaum aufpfropft (cf. Rm. 11,17)? Sagt nicht der Apostel an jener Stelle (ib. 11,22) über diesen einen Gott: Du siehst also die Güte und die Strenge Gottes; seine Strenge gegen jene, die herausgebrochen wurden, seine Güte gegen dich, wenn du in seiner Güte verbleibst? Ihr habt es doch sicherlich gehört, ihr habt es sicherlich wahrgenommen, wie er weder Gott die Strenge des Gerichts noch dem Menschen den freien Willen entzieht! Es ist ein Geheimnis, es ist ein Abgrund, es ist in unzugänglicher Abgeschiedenheit dem menschlichen Denken entzogen (571,7), wie Gott den Pflichtvergessenen verurteilt, wie er den Pflichtvergessenen rechtfertigt; denn beides sagt die Wahrheit der Heiligen Schriften von ihm. Ist es etwa deshalb reizvoll, gegen Gottes Entscheidungen loszuziehen, weil sie so unergründlich sind? Wie viel passender, wie viel angemessener wäre es doch, in unserer Kleinheit an jener Stelle zu erschaudern, wo der Apostel erschauderte, und mit ihm auszurufen (ib. 11,33): O Tiefe des Reichtums Gottes an Weisheit und Erkenntnis! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! Wie viel besser wäre es doch, über das zu staunen, was du nicht zu ergründen vermagst, statt einen zweiten, bösen Gott zu erfinden, weil du den einen, guten nicht begreifen konntest! Es geht uns hier fürwahr nicht um die Benennung, sondern um die Funktion eurer Hyle (cf. 569,10).

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Reply to Faustus the Manichaean

3.

You cannot distinguish between what God does in mercy and what He does in judgment, because you can neither understand nor use the words of our Psalter: "I will sing of mercy and judgment unto Thee, O Lord." 1 Accordingly, whatever in the feebleness of your frail humanity seems amiss to you, you separate entirely from the will and judgment of God: for you are provided with another evil god, not by a discovery of truth, but by an invention of folly; and to this god you attribute not only what you do unjustly, but also what you suffer justly. Thus you assign to God the bestowal of blessings, and take from Him the infliction of judgments, as if He of whom Christ says that He has prepared everlasting fire for the wicked were a different being from Him who makes His sun to rise upon the evil and the good, and sends rain on the just and on the unjust. Why do you not understand that this great goodness and great severity belong to one God, but because you have not learned to sing of mercy and judgment? Is not He who causes the sun to rise on the evil and the good, and sends rain on the just and on the unjust, the same who also breaks off the natural branches, and engrafts contrary to nature the wild olive tree? Does not the apostle, in reference to this, say of this one God: "Thou seest, then, the goodness and severity of God: to them which were broken off, severity; but toward thee, goodness, if thou continue in His goodness?" 2 Here it is to be observed how the apostle takes away neither judicial severity from God, nor free-will from man. It is a profound mystery, impenetrable by human thought, how God both condemns the ungodly and justifies the ungodly; for both these things are said of Him in the truth of the Holy Scriptures. But is the mysteriousness of the divine judgments any reason for taking pleasure in cavilling against them? How much more becoming, and more suitable to the limitation of our powers, to feel the same awe which the apostle felt, and to exclaim, "O the depth of the riches both of the wisdom and of the knowledge of God! How unsearchable are His judgments, and His ways past finding out!" How much better thus to admire what you cannot explain, than to try to make an evil god in addition to the true God, simply because you cannot understand the one good God! For it is not a question of names, but of actions.


  1. Ps. ci. 1. ↩

  2. Rom. xi. 17-24. ↩

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Reply to Faustus the Manichaean

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