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Gegen Faustus
14.
Warum also bezeichnet ihr die beiden, euren Gott und die Hyle, nicht als zwei gute oder als zwei böse Prinzipien, oder besser noch als zwei zugleich gute und böse Prinzipien, gut jeweils für die eigene Seite, bös für die Gegenseite? Wir werden später, wenn sich die Frage stellen wird, untersuchen, welches der beiden besser oder schlimmer ist (586,4). Fürs erste lässt sich aus folgenden Fakten ersehen, dass beide für die eigene Seite gut waren: Gott führte die Alleinherrschaft in seinem Land, die Hyle in dem ihrigen; Gesundheit der Herrscher hier wie dort; Überfluss an Früchten der Natur hier wie dort; Reichtum an Nachkommenschaft auf beiden Seiten; die Annehmlichkeit von Vergnügungen, die ihrer Natur entsprachen, bei beiden. Jenes Volk war nun aber, erklären die Manichäer, abgesehen davon, dass es dem benachbarten Licht gegenüber bös war, auch in seinem Innern bös. Ich habe mittlerweile eine ganze Reihe von Merkmalen für das Gute bei ihm aufgezählt (585,16-20); wenn es euch nun ebenso gelingt, Merkmale für das Böse bei ihm aufzuzeigen, wird sich als Fazit ergeben, dass beide Reiche gut waren, eines davon aber, in dem das Böse nicht existiert, besser. Welches waren also eurer Meinung nach die Merkmale des Bösen bei diesem Volk? Sie plünderten sich gegenseitig aus, heisst es dann, sie verletzten einander, schlugen einander nieder, vernichteten einander. Wenn man aber dort nur dafür Zeit gefunden hätte, wie wären dann solche Massen geboren, aufgezogen, zur Reife gebracht worden? Es gab dort also auch Ruhe und Frieden. Wir wollen indes zugeben, dass jenes Reich das bessere war, in dem es keinerlei Zwietracht gab. Ich fände es allerdings viel angemessener, statt das eine Reich als gut, das andere als bös, beide Reiche als gut zu bezeichnen, wobei dann jenes Reich, wo die Individuen weder sich selber, noch gegenseitig sich Schaden zufügten, auf einer höheren Stufe gut wäre, dieses Reich aber, wo man sich zwar gegenseitig bekämpfte, aber jedes einzelne Lebewesen immerhin für seine eigene Gesundheit, seine Unversehrtheit, seine Wesensart Sorge trug, auf einer tieferen Stufe. Jener Fürst der Finsternis zumindest ist nicht so unendlich weit von eurem Gott entfernt, wenn man sie miteinander vergleicht. Ihm konnte ja niemand Widerstand leisten, alle unterwarfen sich seiner Herrschaft, alle folgten ihm, wenn er vor versammelter Menge sprach, Dinge, die gar nicht möglich gewesen wären, wenn nicht tiefer Friede und Eintracht geherrscht hätten. Dies nämlich sind glückliche Reiche, wo dem König mit voller Zustimmung aller Gefolgschaft geleistet wird. Es kommt hinzu, dass jenem Fürsten nicht nur seine Artgenossen, d.h. die Zweifüssler – welche ihr als die Vorfahren der Menschen bezeichnet –, sondern sämtliche weiteren Arten von Lebewesen ergeben waren und sich ihm auf jeden Wink hin zuwandten, um seinen Befehlen zu gehorchen, seinen Rat vertrauensvoll anzunehmen. Solches erzählt ihr und hält die Herzen der Menschen für so taub, dass sie weiterhin auf die Nennung eines zweiten Gottes warten (cf. 568,12), den sie doch hier eindeutig und klar beschrieben sehen. Wenn nämlich der Einfluss dieses Fürsten solches vermochte, spricht das für seine grosse Macht, wenn ihm soviel Ehre erwiesen wurde, für seinen erlauchten Namen, wenn ihm diese Liebe entgegengebracht wurde, für eine grosse Harmonie, wenn er soviel Furcht einflösste, für eine strenge Ordnung. Wenn es bei ihm neben all diesen Vorzügen irgendwelche Übel gab, kann ihn doch niemand schon deshalb als die Natur des Bösen bezeichnen, ausser er wisse nicht, was er redet. Wenn ihr ihn aber deswegen für die Natur des Bösen hält, weil er nicht nur der andern Natur gegenüber böse war, sondern das Böse auch in sich selber trug, so frage ich euch, ob denn das unerbittliche Verhängnis in euren Augen nichts Böses ist, dem euer Gott vor seiner Vermischung mit der gegensätzlichen Natur unterworfen war, sodass er gezwungen wurde, gegen jene Natur zu kämpfen und Partikel seiner selbst in ihren Rachen zu werfen, wo diese dann so unerbittlich festgehalten wurden, dass sie nicht mehr vollständig aus der Beschmutzung gelöst werden konnten. Ihr seht, das Böse war auch in dieser Natur selber schon reichlich vorhanden, noch bevor sie sich mit dem vermischte, was für euch das einzig böse ist. Denn entweder konnte sie vom Volk der Finsternis gar nicht verletzt und verdorben werden, unterwarf sich also aus eigener Torheit jenem Verhängnis, oder aber – falls ihre Substanz verderbbar war – verehrt ihr nicht den unverderbbaren Gott, wie ihn der Apostel verkündet (cf. I Tim. 1,17). Was bedeutet das nun? Erscheint euch nicht schon die Verderbbarkeit jener Natur an sich – auch wenn sie noch gar nicht verdorben wurde, wohl aber der Verderbnis durch die andere Natur ausgesetzt war – als etwas Böses, das an eurem Gott haftet?
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Reply to Faustus the Manichaean
14.
Instead of one good and one evil principle, you seem to make both good or both evil, or rather two good and two evil; for they are good in themselves, and evil to one another. We may see afterwards which is the better or the worse; but meanwhile we may think of them as both good in themselves. Thus God reigned in one region, while Hyle reigned in the other. There was health in both kingdoms, and rich produce in both; both had a numerous progeny, and both tasted the sweetness of pleasures suitable to their respective natures. But the race of darkness, say the Manichaeans, excepting the part which was evil to the light which it bordered on, was also evil to itself. As, however, I have already pointed out many good things in it, if you can point out its evils, there will still be two good kingdoms, though the one where there are no evils will be the better of the two. What, then, do you call its evils? They plundered, and killed, and devoured one another, according to Faustus. But if they did nothing else than this, how could such numerous hosts be born and grow up to maturity? They must have enjoyed peace and tranquillity too. But, allowing the kingdom where there is no discord to be the better of the two, still they should both be called good, rather than one good and the other bad. Thus the better kingdom will be that where they killed neither themselves nor one another; and the worse, or less good, where, though they fought with one another, each separate animal preserved its own nature in health and safety. But we cannot make much difference between your god and the prince of darkness, whom no one opposed, whose reign was acknowledged by all, and whose proposals were unanimously agreed to. All this implies great peace and harmony. Those kingdoms are happy where all agree heartily in obedience to the king. Moreover, the rule of this prince extended not only to his own species, or to bipeds whom you make the parents of mankind, but to all kinds of animals, who waited in his presence, obeying his commands, and believing his declarations. Do you think people are so stupid as not to recognize the attributes of deity in your description of this prince, or to think it possible that you can have another? If the authority of this prince rested on his resources, he must have been very powerful; if on his fame, he must have been renowned; if on love, the regard must have been universal; if on fear, he must have kept the strictest order. If some evils, then, were mixed with so many good things, who that knows the meaning of words would call this the nature of evil? Besides, if you call this the nature of evil, because it was not only evil to the other nature, but was also evil in itself, was there no evil, think you, in the dire necessity to which your god was subjected before the mixture with the opposite nature, so that he was compelled to fight with it, and to send his own members to be swallowed up so mercilessly as to be beyond the hope of complete recovery? This was a great evil in that nature before its mixture with the only thing you allow to be evil. Your god must either have had it in his power not to be injured and sullied by the race of darkness, in which case his own folly must have brought him into trouble; or if his substance was liable to corruption, the object of your worship is not the incorruptible God of whom the apostle speaks. 1 Does not, then this liability to corruption, even apart from the actual experience, seem to you to be an evil in your god?
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1 Tim. i. 17. ↩