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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

32.

In keiner Weise wäre es allerdings zu rechtfertigen, wenn der Vorwurf des Faustus (594,9) zuträfe, dass Abraham seinem Gott, der ihm bereits Nachkommenschaft von der Sara verheissen hatte, den Glauben verweigerte, und sich diese bei der Agar beschaffen wollte (cf. Gen. 15,3 ff.). Aber der Vorwurf ist ganz offensichtlich falsch. Gott hatte diese Verheissung noch gar nicht gemacht. Wer mag, lese nach, was jener Schriftstelle vorangeht (cf. Gen. 12,1 f.). Er wird finden, dass dort der Nachkommenschaft Abrahams zwar bereits das Land verheissen war und die Überfülle einer unzählbaren Volksmenge, dass aber noch nicht enthüllt war, wie jene Nachkommenschaft entstehen wird, ob sie aus dem Fleisch Abrahams hervorgehen wird, indem er sie selber zeugte, oder aber aus einem Willensakt des Patriarchen, indem er eine Adoption vornahm; und für den Fall, dass sie aus dem Fleisch Abrahams hervorgehen würde, war noch nicht geoffenbart, ob das mit Sara oder einer ganz andern Frau geschehen wird. Wer mag, ich sagte es bereits, lese das nach, und er wird finden, dass Faustus entweder einsichtslos irrt, oder rücksichtslos irreführt. Als Abraham sah, dass ihm der Kindersegen versagt blieb, gleichzeitig aber die Verheissung, die seiner Nachkommenschaft gemacht worden war (cf. Gen. 12,1 f.) in der Hand hielt, dachte er zuerst an eine Adoption. Das beweisen die Worte, die er in seinem Gespräch mit Gott über seinen Haussklaven aussprach (gen. 15,3): Dieser wird mein Erbe sein, als ob er sagen wollte: Da du mir eigenen Nachwuchs verweigert hast, erfülle an ihm, was du meiner Nachkommenschaft verheissen hast. Wenn nämlich nur das als Nachkommenschaft eines Mannes bezeichnet würde, was aus seinem Fleisch stammt, dann könnte der Apostel auch uns nicht als Nachkommen Abrahams bezeichnen (cf. Gal. 3,29), die wir gewiss dem Fleisch nach nicht von ihm abstammen, sondern durch die Nachfolge im Glauben seine Nachkommen geworden sind, indem wir an Christus glauben, dessen Fleisch aus seinem Fleisch hervorgegangen ist. Damals also hörte Abraham von seinem Herrn (gen. 15,4): Nicht dieser wird dein Erbe sein, sondern der aus deinem Leib hervorgehen wird, wird dein Erbe sein. Damit war der Gedanke an eine Adoption schon einmal hinfällig geworden, da sich Abraham von nun an Nachkommenschaft aus eigenem Blut erhoffte; es blieb aber noch unklar, ob diese von der Sara oder einer andern Frau kommen werde. Dies aber wollte Gott solange vor ihm geheim halten, bis die Magd zur Modellgestalt des Alten Testaments geworden war. Was ist da eigentlich so merkwürdig daran, dass Abraham, der gesehen hatte, dass seine Ehefrau unfruchtbar war und sich deshalb den Kindersegen, der ihr selber versagt blieb, von ihrer Magd und ihrem Ehemann wünschte, – ohne von fleischlichen Begierden getrieben zu sein (594,9) –, der Verfügungsgewalt seiner Ehefrau (cf. 625,14) Folge leistete, sicherlich im Glauben, dass Sara dies auf einen Wink Gottes hin so wünschte, der ihm selber ja schon einen Erben aus seinem eigenen Blut verheissen hatte (cf. Gen. 15,4), ohne aber vorherzusagen, von welcher Frau? Grundlos ist also Faustus in seinem Wahn mit diesem schweren Vorwurf auf Abraham losgestürzt, um ihn, selber ungläubig, des Unglaubens (594,10) zu bezichtigen! Alles andere vermochte er nämlich wegen der Blindheit seines Unglaubens nicht zu verstehen, dies hier aber unterliess er in seiner böswilligen Kritiklust gar zu lesen.

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Reply to Faustus the Manichaean

32.

Abraham, indeed, cannot be defended, if, as Faustus says, he wished to get children by Hagar, because he had no faith in God, who promised that he should have children by Sara. But this is an entire mistake: this promise had not yet been made. Any one who reads the preceding chapters will find that Abraham had already got the promise of the land with a countless number of inhabitants, 1 but that it had not yet been made known to him how the seed spoken of was to be produced, whether by generation from his own body, or from his choice in the adoption of a son, or, in the case of its being from his own body, whether it would be by Sara or another. Whoever examines into this will find that Faustus has made either an imprudent mistake or an impudent misrepresentation. Abraham, then, when he saw that he had no children, though the promise was to his seed, thought first of adoption. This appears from his saying of his slave, when speaking to God, "This is mine heir;" as much as to say, As Thou hast not given me a seed of my own, fulfill Thy promise in this man. For the word seed may be applied to what has not come out of a man's own body, else the apostle could not call us the seed of Abraham: for we certainly are not his descendants in the flesh; but we are his seed in following his faith, by believing in Christ, whose flesh did spring from the flesh of Abraham. Then Abraham was told by the Lord "This shall not be thine heir; but he that cometh out of thine own bowels shall be thine heir." 2 The thought of adoption was thus removed; but it still remained uncertain whether the seed which was to come from himself would be by Sara or another. And this God was pleased to keep concealed, till a figure of the Old Testament had been supplied in the handmaid. We may thus easily understand how Abraham, seeing that his wife was barren, and that she desired to obtain from her husband and her handmaid the offspring which she herself could not produce, acted not in compliance with carnal appetite, but in obedience to conjugal authority, believing that Sara had the sanction of God for her wish; because God had already promised him an heir from his own body, but had not foretold who was to be the mother. Thus, when Faustus shows his own infidelity in accusing Abraham of unbelief, his groundless accusation only proves the madness of the assailant. In other cases, Faustus' infidelity has prevented him from understanding; but here, in his love of slander, he has not even taken time to read.


  1. Gen. xii. 3. ↩

  2. Gen. xv. 3, 4. ↩

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