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Works Augustine of Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

52.

Denn obwohl, wie ich meine, die zwei Frauen Jakobs, die dem freien Stand angehören, auf das Neue Testament hinweisen, durch das wir zur Freiheit berufen wurden, ist auch ihre Zweizahl nicht ohne Grund: vielleicht liegt er darin, - ein Gedanke, den wir in den Schriften verschiedentlich entdecken und ausgeführt finden – dass uns damit unsere zwei Leben im Leib Christi nahegebracht werden, einerseits das zeitliche Leben, in dem wir mühselig tätig sind, anderseits das ewige Leben, in dem wir uns an der Schau Gottes erfreuen werden (? Cf. civ. 7,31). Jenes Leben hat uns der Herr mit seinem Leiden, dieses mit seiner Auferstehung vor Augen geführt. Auch die Namen jener Frauen legen uns diese Deutung nahe. Man sagt ja, dass Lea mit jemand, der sich abmüht, Rachel mit Schau des Ursprungs oder Wort, durch das der Ursprung sichtbar wird übersetzt werden kann. Für das Tätigsein in diesem irdischen und vergänglichen Leben, in dem wir aus dem Glauben heraus leben und deshalb manch mühseliges Werk verrichten, ohne zu wissen, wieweit es denen zum Nutzen gereichen wird, für die wir es tun, dafür also steht Lia, die erste Frau Jakobs. Deshalb wird ja auch erwähnt (cf. Gen. 29,17), dass ihre Augen geschwächt waren, denn furchtsam sind die Gedanken der Sterblichen und hinfällig sind unsere Erwägungen (sap. 9,14). Für die erhoffte ewige Anschauung Gottes, die verbunden ist mit einem untrüglichen und freudvollen Erkennen der Wahrheit, dafür steht Rachel. Deshalb heisst es ja auch von ihr (cf. Gen. 27,17), dass sie von prächtiger Gestalt und schönem Aussehen war. Denn diese Anschauung ist die Sehnsucht eines jeden, der ehrfurchtsvoll (nach der Wahrheit) sucht, ihretwegen unterwirft er sich der Gnade Gottes, durch die unsere Sünden, und seien sie rot wie Scharlach, weiss werden wie Schnee (cf. Is. 1,18). Laban lässt sich nämlich mit Weissmachen übersetzen. Ihm aber diente Jakob um der Rachel willen (cf. Gen. 29,18. 30). Denn ein jeder, der unter der Gnade der Sündenvergebung sich bekehrt, um der Gerechtigkeit zu dienen, tut es ja mit dem Ziel, in Ruhe im Wort zu leben, aus dem der Ursprung, nämlich Gott, sichtbar wird; also tat Jakob den Dienst um der Rahel, nicht der Lea willen. Wer hätte denn je bei den Werken der Gerechtigkeit die Mühsal des Tätigseins und der Leiden geliebt? Wer hätte je dieses Leben um seiner selbst willen angestrebt? Und genauso war es bei Jakob und Lea! Als sie ihm aber nachts anstelle Rahels gebracht wurde, wohnte er ihr dennoch bei (cf. Gen. 29,23), um mit ihr Nachkommen zu zeugen, und lernte dabei ihre Fruchtbarkeit kennen. Da sie nämlich um ihrer selbst willen nicht liebenswert war, machte sie ihm der Herr zum einen dadurch erträglich, dass der Weg zu Rachel nur über sie führte, zum andern empfahl er sie durch die Aussicht auf eine reiche Nachkommenschaft. Genauso verhält es sich bei jedem wahren Diener Gottes, dem die Gnade zuteil wurde, von seinen Sünden weissgewaschen zu werden: welches andere Ziel hat er bei seiner Umkehr vor Augen gehabt als die Kenntnis der Weisheit, was anderes hat er auf dem Herzen getragen, zu was anderem fühlte er sich hingezogen? Nun glauben die meisten Menschen, sie würden unmittelbar zu dieser Kenntnis gelangen und sie in Besitz nehmen können, sobald sie nur jene sieben Gebote des Gesetzes einhielten, die sich auf die Liebe zum Nächsten beziehen, und die verbieten, irgendeinem Menschen Schaden zuzufügen, nämlich (cf. Ex. 20,12 ff.): Ehre deinen Vater und deine Mutter (12), du sollst nicht die Ehe brechen (14), du sollst nicht morden (13), du sollst nicht stehlen (15), du sollst kein falsches Zeugnis abgeben (16), du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, du sollst nicht nach dem Gut deines Nächsten verlangen (17). Wenn sich dann aber bei einem Menschen, nachdem er diese Gebote, so gut es ging, befolgt hat, anstelle des ersehnten und erhofften lustvollen Genusses jener Erkenntnis in einer bunten Reihe von Versuchungen, welche gleichsam die Nacht dieser Welt darstellen, die Erfahrung schwer zu ertragender Mühsal einstellt – als ob anstelle der Rachel wider Erwarten Lea zu ihm geführt worden wäre -, nimmt er, falls seine Liebe hartnäckig ist, auch diese Mühsal auf sich, um zu jener Erkenntnis zu gelangen, und er unterwirft sich sieben weiteren Geboten (cf. Mt. 5,3 ff.) – als ob ihm gesagt würde (cf. Gen. 29,27): Leiste sieben weitere Jahre Dienst für Rahel! –, arm zu sein im Geist, sanftmütig, trauernd, hungernd und dürstend nach Gerechtigkeit, barmherzig, reinen Herzens, friedfertig. Sicherlich möchte der Mensch, wenn das möglich wäre, ohne jegliche Erfahrung von Mühsal, die beim Tätigsein und beim Leiden zu gewärtigen ist, unmittelbar zu den Freuden der herrlichen und vollkommenen Weisheit hingelangen, das ist ihm aber im Land der Sterblichen versagt. Dies nämlich scheint das Wort zu bedeuten, das an Jakob gerichtet wurde (gen. 29,26): Es ist hierzulande nicht üblich, dass die Jüngere vor der Älteren heiratet. Es ist ja nicht unpassend, jene Sache als älter zu bezeichnen, die zeitlich vorangeht. Vorangehen muss aber bei einer richtigen Erziehung des Menschen die Anstrengung, das Gerechte zu tun, nicht die Lust, das Wahre zu erkennen.

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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres

52.

Quamquam enim duas liberas uxores Iacob ad novum testamentum, quo in libertatem vocati sumus, existimem pertinere, non tamen frustra duae sunt, nisi forte quia – id quod in scripturis adverti et inveniri potest – duae vitae nobis in Christi corpore praedicantur, una temporalis, in qua laboramus, alia aeterna, in qua delectationem dei contemplabimur. Istam dominus passione, illam resurrectione declaravit. p. 645,18 Admonent nos ad hoc intellegendum illarum etiam nomina feminarum. Dicunt enim, quod Lia interpretatur laborans, Rachel autem visum principium sive verbum, ex quo videtur principium. Actio ergo humanae mortalisque vitae, in qua vivimus ex fide multa laboriosa facientes, incerti quo exitu proveniant ad utilitatem eorum, quibus consulere volumus, ipsa est Lia, prior uxor Iacob. Ac per hoc et infirmis oculis fuisse commemoratur; cogitationes enim mortalium timidae, et incertae providentiae nostrae. Spes vero aeternae contemplationis dei habens certam et delectabilem intellegentiam veritatis, ipsa est Rachel. Unde etiam dicitur bona facie et pulchra specie. Hanc enim amat omnis pie studiosus et propter hanc servit gratiae dei, qua peccata nostra, etsi fuerint sicut phoenicium, tamquam nix dealbantur. p. 646,4 Laban quippe interpretatur dealbatio; cui servivit Iacob propter Rachel. Neque enim se quisquam convertit sub gratia remissionis peccatorum servire iustitiae, nisi ut quiete vivat in verbo, ex quo videtur principium, quod est deus, ergo propter Rachel, non propter Liam. Nam quis tandem amaverit in operibus iustitiae laborem actionum atque passionum? Quis eam vitam propter se ipsam expetiverit? Sicut nec Iacob Liam! Sed tamen sibi nocte suppositam in usum generandi amplexus et fecunditatem eius expertus est. Dominus enim eam, quia per se ipsam diligi non poterat, primo ut ad Rachel perveniretur, tolerari fecit, deinde propter filios commendavit. Ita vero unusquisque utilis dei servus sub dealbationis peccatorum suorum gratia constitutus quid aliud in sua conversatione _ (conversione C!)_meditatus est, quid aliud corde gestavit, quid aliud adamavit nisi doctrinam sapientiae? p. 646,19 Quam plerique se adepturos et percepturos putant statim, ut se in septem praeceptis legis exercuerint, quae sunt de dilectione proximi, ne cuiquam homini noceatur, id est: Honora patrem et matrem, non moechaberis, non occides, non furaberis, non falsum testimonium dices, non concupisces uxorem proximi, non concupisces rem proximi. Quibus quantum potuerit observatis posteaquam homini pro concupita et sperata pulcherrima delectatione doctrinae per temptationes varias quasi per huius saeculi noctem tolerantia laboris adhaeserit – velut pro Rachel Lia inopinata coniuncta sit – et hanc sustinet, ut ad illam perveniat, si perseveranter amat, p. 547,5 acceptis aliis septem praeceptis – ac si dicatur ei: Servi alios septem annos pro Rachel – , ut sit pauper spiritu, mitis, lugens, esuriens sitiensque iustitiam, misericors, mundi cordis, pacificus. Vellet enim homo, si fieri posset, sine ulla tolerantia laboris, quae in agendo patiendoque amplectenda est, statim ad pulchrae atque perfectae sapientiae delicias pervenire, sed hoc non potest in terra morientium. Hoc enim videtur significare, quod dictum est ad Iacob: Non est moris in loco nostro, ut minor nubat prius quam maior, quia non absurde maior appellatur, quae tempore prior est. Prior est autem in recta hominis eruditione labor operandi, quae iusta sunt, quam voluptas intellegendi, quae vera sunt.

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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
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Contre Fauste, le manichéen Compare
Gegen Faustus
Reply to Faustus the Manichaean Compare

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