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Works Augustine of Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

72.

Aber es ist doch, so lautet der Einwand, in keiner Weise glaubhaft, dass der wahre und gute Gott solches befohlen hat. Im Gegenteil, niemand anders hat das Recht, solches zu befehlen, als der wahre und gute Gott, der auch als einziger weiss, was einem jeden zu befehlen ist, und der als einziger niemanden Unangemessenes erdulden lässt. Im übrigen würde diese törichte und falsche Gutherzigkeit menschlichen Denkens auch Christus widersprechen, der im Gleichnis (cf. Mt. 13,24-30) nicht erzählen dürfte, dass die Gottlosen auf Befehl Gottes Schlimmes erleiden, wenn dieser zu den Engeln sagen wird (ib. 30): Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel zum Verbrennen, nachdem er vorher noch seine Knechte, die eben dies zur Unzeit tun wollten, mit den Worten daran gehindert hatte (ib. 29): Sonst reisst ihr, wenn ihr das Unkraut einsammeln wollt, gleichzeitig auch den Weizen aus. So weiss also allein der wahre und gute Gott, was, wann, wem und durch wen einem jeden - auf seinen Befehl oder seine Einwilligung hin - widerfahren soll. Und auch da hätte diese Gutherzigkeit des Menschen – besser würde man Anmassung sagen – Einspruch gegen den Herrn erheben können, wenn er dem verwerflichen Wunsch der Dämonen, die in die Schweine hineinfahren wollten und ihn um die Erlaubnis baten, stattgab (cf. 8,31 f.), zumal ja die Manichäer überzeugt sind, dass nicht nur die Schweine, sondern sogar winzige und schäbige Tierchen eine menschliche Seele besitzen. Aber auch wenn man diese Torheit missbilligt und verwirft, so steht doch fest, dass unser Herr Jesus Christus, der einzige Sohn Gottes und deshalb wahrer und guter Gott, auf Wunsch der Dämonen den Tod einer fremden Viehherde, somit den Untergang beliebiger Lebewesen und den schweren materiellen Verlust von Menschen zugelassen hat. Wer aber wäre so völlig von Sinnen und würde behaupten, Christus hätte die Dämonen nicht aus den Menschen vertreiben können, ohne ihnen gleichzeitig auf ihren verwerflichen Wunsch hin die Vernichtung der Schweine zu überlassen! Da nun also der Schöpfer und Ordner aller geschaffenen Wesen mit seiner - uns zwar verborgenen, doch jederzeit gerechten - lenkenden Hand sogar dem Verlangen jener verdammten und schon für das ewige Feuer bestimmten Geister – mag es noch so grausam und unrecht gewesen sein – freien Lauf liess, was ist daran Anstoss zu nehmen, wenn die Ägypter, die sich als harte Herren gebärdeten, von den Hebräern, die freie Menschen waren, denen jene obendrein noch den Lohn für ihren so harten und ungerechten Frondienst schuldeten, verdientermassen irdischer Dinge beraubt wurden, die sie zudem in gotteslästerlichem Kult zur Beleidigung des Schöpfers missbrauchten? Wenn freilich Moses dies von sich aus befohlen, oder die Hebräer es von sich aus getan hätten, dann hätten sie sich in der Tat schuldig gemacht, wobei sie sich vielleicht doch schuldig machten, allerdings nicht dadurch, dass sie taten, was Gott befohlen oder erlaubt hatte, sondern dadurch, dass sie nach solchen Schätzen gierten. Wenn aber diese Erlaubnis im göttlichen Heilsplan begründet war, dann wurde ihnen die Tat durch den gerechten und guten Ratschluss dessen erlaubt, der es versteht, Übeltäter durch Strafen zu zügeln, Fügsame zu erziehen, robusteren Charakteren stärkere Vorschriften zu erteilen, schwächeren dagegen gewissermassen homöopathische Dosen zu verabreichen. Moses aber ist weder Begierlichkeit vorzuwerfen, als hätte er nach jenen Schätzen gelechzt, noch Verbohrtheit, als hätte er irgendwelche Befehle Gottes missachtet.

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Reply to Faustus the Manichaean

72.

But, says Faustus, it cannot be admitted that the true God, who is also good, ever gave such a command. I answer, such a command can be rightly given by no other than the true and good God, who alone knows the suitable command in every case, and who alone is incapable of inflicting unmerited suffering on any one. This ignorant and spurious goodness of the human heart may as well deny what Christ says, and object to the wicked being made to suffer by the good God, when He shall say to the angels, "Gather first the tares into bundles to burn them." The servants, however, were stopped when they wished to do this prematurely: "Lest by chance, when ye would gather the tares, ye root up the wheat also with them." 1 Thus the true and good God alone knows when, to whom, and by whom to order anything, or to permit anything. In the same way, this human goodness, or folly rather, might object to the Lord's permitting the devils to enter the swine, which they asked to be allowed to do with a mischievous intent, 2 especially as the Manichaeans believe that not only pigs, but the vilest insects, have human souls. But setting aside these absurd notions, this is undeniable, that our Lord Jesus Christ, the only son of God, and therefore the true and good God, permitted the destruction of swine belonging to strangers, implying loss of life and of a great amount of property, at the request of devils. No one can be so insane as to suppose that Christ could not have driven the devils out of the men without gratifying their malice by the destruction of the swine. If, then, the Creator and Governor of all natures, in His superintendence, which, though mysterious, is ever just, indulged the violent and unjust inclination of those lost spirits already doomed to eternal fire, why should not the Egyptians, who were unrighteous oppressors, be spoiled by the Hebrews, a free people, who would claim payment for their enforced and painful toil, especially as the earthly possessions which they thus lost were used by the Egyptians in their impious rites, to the dishonor of the Creator? Still, if Moses had originated this order, or if the people had done it spontaneously, undoubtedly it would have been sinful; and perhaps the people did sin, not in doing what God commanded or permitted, but in some desire of their own for what they took. The permission given to this action by divine authority was in accordance with the just and good counsel of Him who uses punishments both to restrain the wicked and to educate His own people; who knows also how to give more advanced precepts to those able to bear them, while He begins on a lower scale in the treatment of the feeble. As for Moses, he can be blamed neither for coveting the property, nor for disputing, in any instance, the divine authority.


  1. Matt. xiii. 29, 30. ↩

  2. Matt. viii. 31, 32. ↩

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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres Compare
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Contre Fauste, le manichéen Compare
Gegen Faustus
Reply to Faustus the Manichaean

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