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Gegen Faustus
88.
Was soll ich schliesslich zu Salomon sagen, den die Heilige Schrift so heftig beschuldigt und verurteilt (cf. III reg. 11,1-13), ohne mit einem Wort seine Reue oder die Gnade, die ihm Gott gewährt hat, zu erwähnen? Und ich habe nicht die geringste Idee, was Gutes sein beklagenswerter moralischer Absturz, wenigstens in allegorischer Deutung, versinnbildlichen könnte, ausser dass man vielleicht sagen könnte, dass die fremdstämmigen Frauen, zu denen er in Liebe entbrannt war (cf. Ib. 1-4), ein Sinnbild darstellen für die Gemeinden, die aus dem Heidentum ausgewählt wurden. Diese Deutung könnte vielleicht ganz sinnvoll erscheinen, wenn jene Frauen Salomons wegen ihre Götter aufgegeben und seinen Gott verehrt hätten. Da er aber im Gegenteil ihretwegen seinen eigenen Gott beleidigte und deren Götter verehrte (cf. Ib. 7 ff.), wüsste ich nicht, was wir da Gutes herausdeuten könnten. Und dennoch glaube ich, dass darin eine sinnbildliche Aussage enthalten ist, die allerdings auf etwas Schlechtes hinweist, wie wir das schon in Bezug auf die Ehefrau Loths (634,11 ff.) und seine Töchter (634,24 ff.) festgestellt haben. In der Gestalt dieses Salomon zeigen sich nämlich einerseits erstaunliche Vorzüge, anderseits ein erstaunlicher Absturz. Was also bei ihm in verschiedenen Zeiten zu Tage trat, zuerst das Gute, später das Schlechte, das zeigt sich in der Kirche noch in diesem Jahrhundert zu ein und derselben Zeit. Ich glaube nämlich, dass das Gute in ihm die Guten in der Kirche, das Schlechte in ihm die Schlechten in der Kirche versinnbildlicht, die sich beide gleichsam in und derselben Tenne befinden– so wie sich bei Salomon beides in einem Menschen befand -, die Guten in Gestalt der Weizenkörner, die Schlechten in Gestalt der Spreu (cf. Mt. 3,12), und beide aus ein und der selben Aussaat erwachsen, die Guten in Gestalt des Weizens, die Schlechten in Gestalt des Unkrauts (cf. Mt. 13,30). Auch wenn bei einer eingehenderen Prüfung aller Texte, die von Salomon handeln, mir oder einem gelehrteren und scharfsinnigeren Interpreten gewiss noch plausiblere Deutungen hätten einfallen können, haben wir diese Frage hier doch nicht einfach so verabschiedet, dass sie unsere Aufmerksamkeit beim Fortgang der Arbeit, wie beim Fehlen eines Zwischengliedes, beeinträchtigen könnte.
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Reply to Faustus the Manichaean
88.
Little need be said of Solomon, who is spoken of in Holy Scripture in terms of the strongest disapproval and condemnation, while nothing is said of his repentance and restoration to the divine favor. Nor can I find in his lamentable fall even a symbolical connection with anything good. Perhaps the strange women he lusted after may be thought to represent the Churches chosen from among the Gentiles. This idea might have been admissible, if the women had left their gods for Solomon's sake to worship his God. But as he for their sakes offended his God and worshipped their gods, it seems impossible to think of any good meaning. Doubtless, something is typified, but it is something bad, as in the case already explained of Lot's wife and daughters. We see in Solomon a notable pre-eminence and a notable fall. Now, this good and evil which we see in him at different periods, first good and then evil, are in our day found together in the Church. What is good in Solomon represents, I think, the good members of the Church; and what was bad in him represents the bad members. Both are in one man, as the bad and the good are in the chaff and grain of one floor, or in the tares and wheat of one field. A closer inquiry into what is said of Solomon in Scripture might disclose, either to me or to others of greater learning and greater worth, some more probable interpretation. But as we are now engaged on a different subject, we must not allow this matter to break the connection of our discourse.