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Gegen Faustus
2.
Augustinus antwortete: Undenkbar, dass jemand, der euch kennt, euch diese Frage stellt, oder sich mit Menschen eures Schlages auch nur in ein Gespräch zu diesem Thema einlässt! Denn vorher müsstet ihr euch in gottergebenem Glauben und mit einem Fünkchen Rücksicht auf die Wahrheit von jenen Traumgebilden fleischlicher und körperlicher Gedanken befreien, um irgendwie, wenigstens in bescheidenen Ansätzen, fähig zu werden, auch Geistiges zu denken. Solange ihr dazu nicht imstande seid – eure Häresie stellt sich ja Körper wie Seele wie Gott gleichermassen in räumlichen, teils endlichen, teils unendlichen Dimensionen ausgedehnt vor, obwohl doch allein der Körper solche Räume besetzen, oder von solchen Räumen aufgenommen werden kann –, solange also wäret ihr besser beraten, wenn ihr euch aus dieser Frage heraushalten würdet, bei der ihr weder als Lehrer etwas zur Wahrheitsfindung beitragen könnt, sowenig wie in allen andern Fragen, noch euch als Schüler eignet, was ihr vielleicht bei andern Fragen tut, falls ihr Überheblichkeit und Streitsucht ablegt. Sobald man nämlich zu fragen beginnt, wie ein Gott räumlich eingegrenzt sein kann, den kein Raum fasst, wie er unbegrenzt sein kann, wenn sein Sohn ihn bis ins Letzte kennt; wie er begrenzt und doch unermesslich gross sein kann, wie unbegrenzt und doch in sich abgeschlossen, wie begrenzt und doch nicht messbar, wie unbegrenzt und doch das Mass aller Dinge, bei all diesen Fragen löst sich jegliches fleischliche Denken in Dunst auf, und wenn es werden möchte, was es noch nicht ist, errötet es zuerst vor Scham über das, was es ist. Es ist daher besser, wenn ihr dieses Thema über die Begrenztheit und Unbegrenztheit Gottes, das ihr euch da vorgenommen habt, solange stillschweigend aussetzt, bis ihr einmal nicht mehr so weit vom Zielpunkt des Gesetzes, nämlich Christus (cf. Rm. 10,4) abgeirrt seid. Warum aber der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs sich unter dieser Bezeichnung seinem Volk anempfehlen wollte, obwohl er doch der wahre Gott der gesamten Schöpfung ist, darüber haben wir bereits, so viel wie nötig war, gesprochen (cf. B.VI 17-19; B.XXII). Auch zur Frage der Beschneidung haben wir in den vorangehenden Partien dieses Werkes bereits mehrfach auf die unbedarften Anschuldigungen geantwortet. Die Manichäer aber würden augenblicklich aufhören, über jenes Kennzeichen zu spotten, das Gott an passender >Stelle des Körpers angeordnet hat, und das modellhaft die Entäusserung des Fleisches darstellt, wenn sie in christlichem, nicht in häretischem Geist jenes Wort bedenken würden (Tit. 1,15): Den Reinen ist alles rein. Da nun aber auch der anschliessende Satz: Für die Unreinen und Ungläubigen aber ist nichts rein, sogar ihr Denken und ihr Gewissen sind unrein, wahr ist, weisen wir diese Spötter und witzelnden Kritikaster sanft darauf hin, dass es für sie überhaupt kein Grund zum Spott, vielmehr zur Trauer ist, wenn die Beschneidung ihrer Meinung nach etwas Schimpfliches ist. Denn ihr Gott ist ja, festgekettet und verunreinigt, sowohl mit dem erwähnten Hautteilchen als auch mit dem Blut, das aus der Wunde trieft, vermischt.
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Reply to Faustus the Manichaean
2.
Augustin replied: No one that knows you would dream of asking you about the infinitude of God, or of discussing the matter with you. For, before there can be any degree of spirituality in any of your conceptions, you must first have your minds cleared by simple faith, and by some elementary knowledge, from the illusions of carnal and material ideas. This your heresy prevents you from doing, for it invariably represents the body and the soul and God as extended in space, either finite or infinite, while the idea of space is applicable only to the body. As long as this is the case, it will be better for you to leave this matter alone; for you can teach no truth regarding it, any more than in other matters; and in this you are unfit for learning, as you might do in other things, if you were not proud and quarrelsome. For in such questions as how God can be finite, when no space can contain Him; how He can be infinite, when the Son knows Him perfectly; how He can be finite, and yet unbounded; how He can be infinite, and yet perfect; how He can be finite, who is without measure; how He can be infinite, who is the measure of all things--all carnal ideas go for nothing; and if the carnality is to be removed, it must first become ashamed of itself. Accordingly, your best way of ending the matter you have brought forward of God as finite or infinite, is to say no more about it till you cease going so far astray from Christ, who is the end of the law. Of the God of Abraham and Isaac and Jacob we have already said enough to show why He who is the true God of all creatures wished to be familiarly known by His people under this name. On circumcision, too, we have already spoken in several places in answer to ignorant reproaches. The Manichaeans would find nothing to ridicule in this sign if they would view it as appointed by God, to be an appropriate symbol of the putting off of the flesh. They ought thus to consider the rite with a Christian instead of a heretical mind; as it is written, "To the pure all things are pure." But, considering the truth of the following words, "To the unclean and unbelieving nothing is pure, but even their mind and conscience are defiled," 1 we must remind our witty opponents, that if circumcision is indecent, as they say it is, they should rather weep than laugh at it; for their god is exposed to restraint and contamination in conjunction both with the skin which is cut and with the blood which is shed.
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Tit. i. 15. ↩