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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

1.

Faustus sagte: Warum anerkennt ihr die Propheten nicht? Sag besser du zuerst, warum wir die Propheten anerkennen sollten, falls du einen Grund findest! Weil sie, sagte er, Christus zum voraus bezeugt haben. Ich habe allerdings davon nichts gefunden, obwohl ich ihre Bücher recht aufmerksam und mit grösster Neugier gelesen habe. Allerdings ist schon dies ein Eingeständnis kraftlosen Glaubens, wenn man Zeugen und Beweise braucht, um an Christus glauben zu können. Seid nicht ihr es, die immer wieder darauf hinweisen, man dürfe nicht zu wissbegierig nachforschen, denn der christliche Glaube solle vorbehaltlos und einfach sein. Warum also zerstört ihr jetzt diese Einfachheit des Glaubens, indem ihr ihn auf Beweise und Zeugen stützt, dazu noch auf Jüdische? Falls euch aber jene frühere Auffassung nicht mehr behagt und ihr deshalb zur gegenteiligen übergegangen seid: gibt es einen Zeugen, der bei euch mehr Glaubwürdigkeit beanspruchen darf als Gott selber, der für seinen Sohn Zeugnis ablegte, indem er, ohne einen Propheten oder Vermittler einzuschalten, in jenem Augenblick, als er seinen Sohn zur Erde sandte, unvermittelt vom Himmel her seine Stimme ertönen liess und sagte (Mt. 17,5; Lk. 9,35): Dies ist mein geliebtester Sohn, auf ihn sollt ihr hören!, oder auch Christus, der für sich selber Zeugnis ablegte, indem er, neben vielen andern ähnlich lautenden Aussagen, erklärte (Joh. 16,28): Von meinem Vater bin ich ausgegangen und in diese Welt gekommen, worauf die Juden zähnefletschend antworteten (Joh. 8,13): Du legst über dich selber Zeugnis ab, dein Zeugnis ist nicht wahr, worauf wiederum Christus erwiderte (cf. Joh. 8,14 ff.): Auch wenn ich über mich selber Zeugnis ablege, ist mein Zeugnis wahr. Denn auch in eurem Gesetz heisst es (cf. Deut. 17,6): ‛Das Zeugnis von zwei Menschen ist wahr’; ich bin es, der über mich Zeugnis ablegt, und auch der Vater, der mich gesandt hat, legt über mich Zeugnis ab. Er sagte nicht: Und auch die Propheten. Zusätzlich ruft er auch noch seine Werke zu Zeugen auf, indem er sagt (Joh. 10,38): Wenn ihr mir nicht glaubt, glaubt wenigstens meinen Werken! Er sagte nicht: Wenn ihr mir nicht glaubt, glaubt wenigstens den Propheten. Wir haben also keinen Mangel an Zeugnissen für unseren Erlöser; was wir bei den Propheten suchen, sind einzig Vorbilder für ein ehrenhaftes Leben, sowie Verstand und Tugend, und von all dem war, wie ich sehe, bei den Jüdischen Sehern nichts vorhanden, da es dir ja sonst nicht entgangen wäre. Als ich dich nämlich um Rat fragte, warum man deiner Meinung nach die Propheten anerkennen sollte (328,26), hast du dich in kluger Einschätzung und höflicher Zurückhaltung über ihre Taten in Schweigen gehüllt und ausschliesslich ihre Weissagungen erwähnt, dabei aber natürlich jene Schriftstelle (Mt. 7,16) nicht beachtet, in der es heisst, dass man niemals Trauben aus Dornen oder Feigen aus Disteln ernten kann. Auf deine Frage, warum wir die Propheten nicht anerkennen, soll dir also fürs erste diese knappe und zurückhaltende Antwort genügen; im übrigen ist in den Schriften unserer Vorväter schon zur Genüge nachgewiesen worden, dass sich keine ihrer Prophetien auf Christus beziehen. Ich meinerseits möchte noch folgendes beifügen: Wenn die Hebräischen Seher von Christus wussten und ihn ankündigten, aber trotzdem so lasterhaft lebten, wird man auch von ihnen mit Recht sagen können, was Paulus bei den Weisen aus den Heidenvölkern beklagt (Rm. 1,21): Denn obwohl sie Gott erkannt haben, haben sie ihm nicht als Gott Ehre und Dank erwiesen, sondern sie wurden eitel in ihren Gedanken und verfinstert wurde ihr unverständiges Herz. Du siehst also, dass Grosses zu wissen nur dann etwas Grosses ist, wenn man ein Leben führt, das der Würde dessen gerecht wird, was man weiss.

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Reply to Faustus the Manichaean

1.

Faustus said: Why do I not believe the prophets? Rather why do you believe them? On account, you will reply, of their prophecies about Christ. For my part, I have read the prophets with the most eager attention, and have found no such prophecies. And surely it shows a weak faith not to believe in Christ without proofs and testimonies. Indeed, you yourselves are accustomed to teach that Christian faith is so simple and absolute as not to admit of laborious investigations. Why, then, should you destroy the simplicity of faith by buttressing it with evidences, and Jewish evidences too? Or if you are changing your opinion about evidences, what more trustworthy witness could you have than God Himself testifying to His own Son when He sent Him on earth,--not by a prophet or an interpreter,--by a voice immediately from heaven: "This is my beloved Son, believe Him?" 1 And again He testifies of Himself: "I came forth from the Father, and am come into the world;" 2 and in many similar passages. When the Jews quarrelled with this testimony, saying "Thou bearest witness of thyself, thy witness is not true," He replied: "Although I bear witness of myself, my witness is true. It is written in your law, The witness of two men is true. I am one that bear witness of myself, and the Father who sent me beareth witness of me." 3 He does not mention the prophets. Again He appeals to the testimony of His own works, saying, "If ye believe not me, believe the works;" 4 not, "If ye believe not me, believe the prophets." Accordingly we require no testimonies concerning our Saviour. All we look for in the prophets is prudence and virtue, and a good example, which, you are well aware, are not to be found in the Jewish prophets. This, no doubt, explains your referring me at once to their predictions as a reason for believing them, without a word about their actions. This may be good policy, but it is not in harmony with the declaration of Scripture, that it is impossible to gather grapes from thorns, or figs from thistles. This may serve meanwhile as a brief and sufficient reply to the question, why we do not believe the prophets. The fact that they did not prophesy of Christ is abundantly proved in the writings of our fathers. I shall only add this, that if the Hebrew prophets knew and preached Christ, and yet lived such vicious lives, what Paul says of the wise men among the Gentiles might be applied to them: "Though they knew God, they glorified Him not as God, nor were thankful; but they became vain in their imaginations, and their foolish heart was darkened." 5 You see the knowledge of great things is worth little, unless the life corresponds.


  1. Matt. iii. 17. ↩

  2. John xvi. 28. ↩

  3. John viii. 13-18. ↩

  4. John x. 38. ↩

  5. Rom. i. 21. ↩

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