6.
Oder bewegt euch etwa immer noch die Bemerkung, die Faustus hinzufügte: Obwohl es auch so noch ungeziemend sein wird zu glauben, dass Gott, obendrein der Gott der Christen, aus dem Mutterleib geboren wurde? Als ob wir glaubten, dass es die göttliche Natur Christi war, die aus dem Mutterschoss hervorging. Habe ich nicht eben das Zeugnis des Apostels erwähnt, wo er von den Juden sagte (Rm. 9,4): Sie haben die Väter, und aus ihnen stammt Christus dem Fleische nach, er, der Gott ist über allem, hochgelobt in Ewigkeit? Also ist Christus, unser Herr und Erlöser, der wahre Sohn Gottes seiner göttlichen Natur nach, der wahre Sohn des Menschen seinem Fleische nach, nicht in seiner Eigenschaft als einer, der Gott ist über allem, hochgelobt in Ewigkeit, aus der Frau geboren worden, sondern aus jener Schwäche heraus, die er von uns angenommen hat, um in ihr für uns zu sterben und sie in uns zu heilen; nicht aus der Gottesgestalt heraus, in der sich befindend er es nicht für einen Raub hielt, wesensgleich mit Gott zu sein (Phil. 2,6), ist er aus der Frau geboren worden, sondern aus der Sklavengestalt heraus, durch deren Annahme er sich selbst entäusserte. Denn nur deshalb, weil er die Sklavengestalt annahm, nicht aber weil er etwa die Gottesgestalt aufgegeben hätte ist über ihn gesagt worden, er habe sich entäussert. Während nämlich jene Natur, durch die er in Gottesgestalt wesensgleich ist dem Vater, unveränderlich weiterbestand, nahm er zusätzlich unsere veränderliche Natur an, um in dieser Natur aus der Jungfrau geboren zu werden. Euch dagegen graust es zwar, das Fleisch Christi einem jungfräulichen Leib anzuvertrauen, anderseits aber habt ihr sogar die göttliche Natur eures Gottes dem Leib von Menschen, und nicht nur das, sogar von Hunden und Schweinen anvertraut; ihr weigert euch zu glauben, dass das Fleisch Christi auch nur ein einziges Mal im Leib einer Jungfrau empfangen wurde, wo doch unser Gott weder gefesselt, geschweige denn verwandelt worden ist, verkündet aber gleichzeitig, dass der Wesenskern eures Gottes, seine göttliche Natur, in sämtlichen Menschen und Tieren, bei den männlichen im Samen, bei den weiblichen in der Gebärmutter, in jeder Leibesfrucht sämtlicher Länder, sämtlicher Meere, sämtlicher Lufträume gefesselt, zusammengequetscht, verunreinigt wird, ohne später wieder vollständig befreit werden zu können!
