Edition
Masquer
De Trinitate
III.
[III 3 ] Mens enim amare se ipsam non potest nisi etiam noverit se. Nam quomodo amat quod nescit? Aut si quisquam dicit ex notitia generali vel speciali mentem credere se esse talem quales alias experta est et ideo amare semet ipsam, insipientissime loquitur. Unde enim mens aliquam mentem novit si se non novit? Neque enim ut oculus corporis videt alios oculos et se non videt, ita mens novit alias mentes et ignorat semet ipsam. Per oculos enim corporis corpora videmus quia radios, qui per eos emicant et quidquid cernimus tangunt refringere ac retorquere in ipsos non possumus nisi cum specula intuemur. Quod subtilissime obscurissimeque disseritur donec apertissime demonstretur vel ita se rem habere vel non ita. Sed quoquo modo se habeat vis qua per oculos cernimus, ipsam certe vim, sive sint radii sive aliud aliquid, oculis cernere non valemus; sed mente enim quaerimus, et si fieri potest etiam hoc mente comprehendimus. Mens ergo ipsa sicut corporearum rerum notitias per sensus corporis colligit sic incorporearum per semet ipsam. Ergo et se ipsam per se ipsam novit quoniam est incorporea. Nam si son se novit, non se amat.
Traduction
Masquer
Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
3. Kapitel. Das Bild der göttlichen Dreieinigkeit in dem sich selbst erkennenden und liebenden Geist.
3. Der Geist kann sich nämlich selbst nicht lieben, wenn er sich nicht auch kennt. Denn wie kann er lieben, was er nicht kennt? Oder wenn jemand sagt, aus einer allgemeinen oder besonderen Kenntnis heraus halte er sich für derart, wie nach seiner Erfahrung andere sind, und deshalb liebe er sich, so ist das ein sehr törichtes Wort. Denn woher kennt der Geist einen anderen Geist, wenn er sich nicht kennt? Denn nicht ist es beim Geiste wie beim Auge des Leibes, das andere Augen sieht und sich nicht sieht, daß er also andere Geister kennt und von sich nichts weiß. Durch die Augen des Leibes sehen wir nämlich Körperhaftes, weil wir die Strahlen,1 die durch die Augen herausleuchten, und alles, was wir sehen, berühren, nicht auf sie selbst zurückbiegen und zurückdrehen können, es sei denn, wir schauten in einen Spiegel. Eine Erörterung hierüber müßte freilich sehr scharfsinnig und dunkel sein, bis klar bewiesen ist, daß es sich wirklich so verhält oder daß es sich nicht so verhält. Aber was es immer mit der Kraft, die unsere Augen sehen läßt, für eine Bewandtnis hat, diese Kraft selbst, möge sie nun in Strahlen oder etwas anderem bestehen, können wir sicher mit den Augen nicht sehen, sondern wir suchen sie mit dem Geiste, und wenn das sein kann, begreifen wir sie auch mit dem Geiste. Wie also der Geist selbst durch die Sinne des Leibes die Kenntnis der körperhaften Dinge gewinnt, so gewinnt er die der unkörperlichen durch sich selbst. Also kennt er auch sich selbst S. 48 durch sich selbst, da er ja unkörperlich ist. Denn wenn er sich nicht kennt dann liebt er sich nicht.
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Vgl. zu dieser Theorie: Gilson 474. ↩