Edition
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De Trinitate
Prologus
[1] Scientiam terrestrium caelestiumque rerum magni aestimare solet genus humanum. In quo profecto meliores sunt qui huic scientiae praeponunt nosse semet ipsos, laudabiliorque est animus cui nota est vel infirmitas sua quam qui ea non respecta vias siderum scrutatur etiam cogniturus aut qui iam cognitas tenet ignorans ipse qua ingrediatur ad salutem ac firmitatem suam. Qui vero iam evigilavit in deum spiritus sancti calore excitatus atque in eius amore coram se viluit ad eumque intrare volens nec valens eoque sibi lucente attendit in se invenitque se suamque aegritudinem illius munditiae contemperari non posse cognovit, flere dulce habet et eum deprecari ut etiam atque etiam misereatur donec exuat totam miseriam, et precari cum fiducia iam gratuito pignore salutis accepto per eius unicum salvatorem hominis et inluminatorem - hunc ita egentem ac dolentem scientia non inflat quia caritas aedificat. Praeposuit enim scientiam scientiae; praeposuit scire infirmitatem suam magis quam scire mundi moenia, fundamenta terrarum et fastigia caelorum, et hanc apponendo scientiam apposuit dolorem, dolorem peregrinationis suae ex desiderio patriae suae et conditoris eius beati dei sui.
In hoc genere hominum, in familia Christi tui, domine deus meus, si inter pauperes tuos gemo, da mihi de pane tuo respondere hominibus qui non esuriunt et sitiunt iustitiam sed satiati sunt et abundant. Satiavit autem illos phantasma eorum non veritas tua quam repellendo resiliunt et in suam vanitatem cadunt. Ego certe sentio quam multa figmenta pariat cor humanum. Et quid est cor meum nisi cor humanum? Sed hoc oro deum cordis mei ut nihil ex eis figmentis pro solido vero eructuem in has litteras, sed inde veniat in eas quidquid per me venire potuerit unde mihi, quamvis proiecto a facie oculorum suorum et de longinquo redire conanti per viam quam stravit humanitate divinitatis unigeniti sui, aura veritatis eius aspergitur - quam in tantum licet mutabilis haurio in quantum in ea nihil mutabile video, nec locis et temporibus sicut corpora, nec solis temporibus et quasi locis sicut spirituum nostrorum cogitationes, nec solis temporibus et nulla vel imagine locorum sicut quaedam nostrarum mentium ratiocinationes. Omnino enim dei essentia qua est nihil habet mutabile nec in aeternitate nec in veritate nec in voluntate quia aeterna ibi est veritas, aeterna caritas; et vera ibi est caritas, vera aeternitas; et cara ibi est aeternitas, cara veritas.
Übersetzung
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
Vorbemerkung: Das Wissen um Gott muß man von Gott erbeten.
S. 138 1. Vor dem Wissen um die irdischen und himmlischen Dinge pflegen die Menschen eine große Achtung zu haben. Dabei sind wahrlich diejenigen besser, die diesem Wissen das Wissen um sich selbst vorziehen, und preiswürdiger ist ein Geist, dem die eigene Unkraft bekannt ist, als einer, der, von ihr nichts wissend, die Bahnen der Gestirne durchschreitet, um sie kennenzulernen oder um das schon erworbene Wissen zu sichern, und dabei die Wege nicht kennt, die er beschreiten muß, um zu Heil und Kraft zu kommen. Wer aber schon wach geworden ist für Gott, von der Wärme des Heiligen Geistes aufgeweckt, und in der Liebe zu ihm seinen eigenen Unwert fühlte und, erfüllt vom Willen und von der Kraft, bei ihm einzutreten, von seinem Lichte getroffen, auf sich acht hat und zu sich selber findet und die Unvergleichlichkeit seines Krankseins mit Gottes Heiligkeit erkannt hat, den überkommt ein süßes Weinen, dem entringt sich das Gebet, daß Gott unaufhörlich Erbarmen mit ihm habe, bis er sein ganzes Elend abgetan habe; sein Bitten ist von Zutrauen getragen, da er ja schon das freigeschenkte Unterpfand des Heiles empfing, in Christus, dem einzigen Erlöser und Lichtbringer der Menschen. Wer so handelt und bereut, den bläht das Wissen nicht auf, weil ihn die Liebe erbaut.1 Er zieht nämlich die eine Wissenschaft der anderen vor, S. 139 das Wissen um seine Schwachheit dem Wissen um die Mauerwehr der Welt, um die Fundamente der Erde, um den Scheitel des Himmels. Indem er sich dieses Wissen beilegt, legt er sich den Schmerz2 bei, den Schmerz des Wandernden, den die Sehnsucht nach der Heimat und nach ihrem Schöpfer, seinem seligen Gott, treibt. Wenn ich zu dieser Menschenart, zur Familie deines Gesandten gehöre, Herr, mein Gott, wenn ich unter den Armen seufze, dann gib mir, daß ich von deinem Brote denen darbiete, die nicht hungern und dürsten nach Gerechtigkeit,3 sondern gesättigt sind und Überfluß haben. Es sättigte sie aber der Trug ihrer Sinne, nicht deine Wahrheit, die sie von sich stoßen und fliehen; so fallen sie in ihre Leere. Ich weiß gut, wie viele Einbildungen das menschliche Herz gebiert, und was wäre mein Herz anders als ein menschliches Herz? Aber darum bitte ich den Gott meines Herzens, daß ich von diesen Einbildungen nichts für feste Wahrheit in meine Schriften aufnehme, sondern daß, was immer über mich den Weg zu den Menschen finden soll, von dort her in meine Bücher komme, von wo aus auch mir, obwohl ich von dem Angesichte deiner Augen verstoßen bin4 und aus der Ferne zurückzukehren versuche auf dem Wege, den die Göttlichkeit seines Eingeborenen in ihrer Menschheit bahnte, der Duft der Wahrheit entgegengetragen wird. Diese Wahrheit trinke ich in dem Maße, in dem ich, wenngleich ich wandelbar bin, sie frei weiß von jeder Wandelbarkeit, von der Wandelbarkeit durch Zeit und Ort — ihr unterliegen die Körper —, von der Wandelbarkeit durch die Zeit allein und gleichsam durch den Ort — ihr unterliegen die Gedanken unseres Geistes —, frei auch von der Wandelbarkeit durch die Zeit allein und jeglichen, auch den nur in der Vorstellung existierenden Raum — sie beherrscht manche Schlußfolgerungen unseres Denkens. Denn das das Sein Gottes bedingende Wesen Gottes hat nichts S. 140 Wandelbares an sich, weder in seinem ewigen Bestande noch in seiner Wahrheit, noch in seinem Willen. Denn ewig ist dort die Wahrheit, ewig die Liebe, und wahr ist dort die Liebe, wahr die Ewigkeit, und liebeerfüllt ist dort die Wahrheit, liebeerfüllt die Ewigkeit.