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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
19. Kapitel. Was am menschgewordenen Worte zur Weisheit, was zur Wissenschaft gehört.
24. Das alles aber, was das Fleisch gewordene Wort in Zeit und Raum für uns tat und ertrug, gehört nach der Unterscheidung, die aufzuzeigen wir unternommen haben, zur Wissenschaft, nicht zur Weisheit. Weil aber das Wort zeitlos und raumlos ist, ist es so ewig wie der Vater und überall ganz. Wenn hierüber jemand, so gut er es vermag, eine wahre Rede vorbringen kann, so wird es eine Rede der Weisheit sein. Und deshalb besitzt das Fleisch gewordene Wort, das Christus Jesus ist, die Schätze der Weisheit und Wissenschaft. In seinem Schreiben an die Kolosser sagt nämlich der Apostel: „Ich will euch wissen lassen, wie sehr ich um euch und um die Laodizeer und überhaupt um alle, die mich S. 200 persönlich nicht kennen, besorgt bin. In ihrem Herzen gestärkt und in Liebe vereint, sollen sie zur ganzen reichen Fülle der Einsicht gelangen, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, das Christus Jesus ist, in dem alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft verborgen sind.“1 Wie weit der Apostel diese Schätze kannte, wieviel er von ihnen durchdrungen hatte, wie weit er in ihnen gelangt war, wer kann das wissen? Gemäß dem Schriftwort jedoch: „Einem jeden von uns aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben, dem einen wird durch den Geist die Rede der Weisheit gegeben, dem anderen die Rede der Wissenschaft gemäß dem gleichen Geiste,“2 kann ich, wenn die beiden sich in der angegebenen Weise unterscheiden, daß nämlich die Weisheit den göttlichen, die Wissenschaft den menschlichen Dingen zuzuweisen ist, beides in Christus feststellen und mit mir jeder an ihn Glaubende. Wenn ich lese: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“,3 dann verstehe ich unter „Wort“ den wahren Sohn Gottes, im „Fleisch“ sehe ich den wahren Menschensohn, und beides zusammen wurde zur einen Person Gottes und des Menschen in unsagbarem Gnadengeschenk verbunden. Deshalb fährt die Schrift fort: „Und wir sahen seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“4 Wenn wir die Gnade auf die Wissenschaft beziehen, die Wahrheit auf die Weisheit, dann weichen wir, wie ich glaube, von der vorhin angegebenen Unterscheidung der beiden Wirklichkeiten nicht ab. In den in der Zeit entstandenen Dingen ist nämlich die höchste Gnade die, daß der Mensch in der Einheit der Person mit Gott verbunden wurde, in den ewigen Dingen hingegen wird die höchste Wahrheit mit Recht dem Worte Gottes zugeteilt. Daß hingegen eben derselbe zugleich der Eingeborene vom Vater ist, voll Gnade und Wahrheit, das S. 201 ist deshalb geschehen, damit eben derselbe in den Dingen existiere, die in der Zeit für uns geschahen, und wir für ihn durch den gleichen Glauben gereinigt werden, damit wir ihn stetig in den ewigen Dingen schauen. Jene heidnischen Hauptphilosophen aber haben zwar das Unsichtbare an Gott durch das, was geschaffen ist, in geistiger Einsicht zu schauen5 vermocht; sie hielten jedoch, weil sie ohne Mittler, das heißt ohne den Menschen Christus philosophierten, dessen künftiges Kommen sie nicht den Propheten, dessen eingetretenes Kommen sie nicht den Aposteln glaubten, die Wahrheit, wie es in der Schrift heißt, in Ungerechtigkeit nieder.6 Sie konnten nämlich, auf der untersten Stufe dieser Dinge stehend, nichts anderes, als einige Mittelstufen suchen, durch die sie zu dem, was sie als das Höhere erkannt hatten, gelangten, und so verfielen sie trügerischen Dämonen, durch die sie dazu gebracht wurden, die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes zu vertauschen mit den Abbildern von vergänglichen Menschen, von Vögeln, vierfüßigen und kriechenden Tieren.7 In solchen Formen haben sie sich nämlich auch Götterbilder geschaffen oder verehrt. Unsere Wissenschaft also ist Christus, unsere Weisheit ist ebenfalls der gleiche Christus. Er pflanzt uns den Glauben hinsichtlich der zeitlichen Dinge ein, er bietet uns die Wahrheit über die ewigen dar. Durch ihn schreiten wir hindurch zu ihm, durch die Wissenschaft trachten wir nach der Weisheit; nicht jedoch entfernen wir uns dabei von dem einen und selben Christus, „in dem alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft verborgen sind.“8 Jetzt aber sprechen wir über die Wissenschaft, hernach werden wir, soweit er selbst es uns gewährt, über die Weisheit sprechen. Nicht wollen wir die zwei so verstehen, als ob es nicht erlaubt wäre,S. 202 bei den menschlichen Dingen von Weisheit, bei den göttlichen von Wissenschaft zu reden. In einem weiteren Sprachgebrauch kann man ja beide Male von Weisheit, beide Male von Wissenschaft sprechen. Auf keinen Fall jedoch würde es beim Apostel heißen: „Dem einen wird gegeben die Rede der Weisheit, dem anderen die Rede der Wissenschaft“,9 wenn die beiden nicht auch gemäß ihrer eigentlichen Sonderbedeutung mit Sondernamen benannt werden sollten. Über ihre Unterscheidung handeln wir jetzt.
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The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity
Chapter 19.--What in the Incarnate Word Belongs to Knowledge, What to Wisdom.
24. And all these things which the Word made flesh did and bare for us in time and place, belong, according to the distinction which we have undertaken to demonstrate, to knowledge, not to wisdom. And as the Word is without time and without place, it is co-eternal with the Father, and in its wholeness everywhere; and if any one can, and as much as he can, speak truly concerning this Word, then his discourse will pertain to wisdom. And hence the Word made flesh, which is Christ Jesus, has the treasures both of wisdom and of knowledge. For the apostle, writing to the Colossians, says: "For I would that ye knew what great conflict I have for you, and for them at Laodicea, and for as many as have not seen my face in the flesh; that their hearts might be comforted, being knit together in love, and unto all riches of the full assurance of understanding, to the acknowledgment of the mystery of God which is Christ Jesus: in whom are hid all the treasures of wisdom and knowledge." 1 To what extent the apostle knew all those treasures, how much of them he had penetrated, and in them to how great things he had reached, who can know? Yet, for my part, according to that which is written, "But the manifestation of the Spirit is given to every man to profit withal; for to one is given by the Spirit the word of wisdom, to another the word of knowledge by the same Spirit;" 2 if these two are in such way to be distinguished from each other, that wisdom is to be assigned to divine things, knowledge to human, I acknowledge both in Christ, and so with me do all His faithful ones. And when I read, "The Word was made flesh, and dwelt among us," I understand by the Word the true Son of God, I acknowledge in the flesh the true Son of man, and both together joined into one Person of God and man, by an ineffable copiousness of grace. And on account of this, the apostle goes on to say, "And we beheld His glory, the glory as of the Only-begotten of the Father, full of grace and truth." 3 If we refer grace to knowledge, and truth to wisdom, I think we shall not swerve from that distinction between these two things which we have commended. For in those things that have their origin in time, this is the highest grace, that man is joined with God in unity of person; but in things eternal the highest truth is rightly attributed to the Word of God. But that the same is Himself the Only-begotten of the Father, full of grace and truth,--this took place, in order that He Himself in things done for us in time should be the same for whom we are cleansed by the same faith, that we may contemplate Him steadfastly in things eternal. And those distinguished philosophers of the heathen who have been able to understand and discern the invisible things of God by those things which are made, have yet, as is said of them, "held down the truth in iniquity;" 4 because they philosophized without a Mediator, that is, without the man Christ, whom they neither believed to be about to come at the word of the prophets, nor to have come at that of the apostles. For, placed as they were in these lowest things, they could not but seek some media through which they might attain to those lofty things which they had understood; and so they fell upon deceitful spirits, through whom it came to pass, that "they changed the glory of the incorruptible God into an image made like to corruptible man, and to birds, and four-footed beasts, and creeping things." 5 For in such forms also they set up or worshipped idols. Therefore Christ is our knowledge, and the same Christ is also our wisdom. He Himself implants in us faith concerning temporal things, He Himself shows forth the truth concerning eternal things. Through Him we reach on to Himself: we stretch through knowledge to wisdom; yet we do not withdraw from one and the same Christ, "in whom are hidden all the treasures of wisdom and of knowledge." But now we speak of knowledge, and will hereafter speak of wisdom as much as He Himself shall grant. And let us not so take these two things, as if it were not allowable to speak either of the wisdom which is in human things, or of the knowledge which is in divine. For after a laxer custom of speech, both can be called wisdom, and both knowledge. Yet the apostle could not in any way have written, "To one is given the word of wisdom, to another the word of knowledge," except also these several things had been properly called by the several names, of the distinction between which we are now treating.