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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Trinitate

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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit

9. Kapitel. Nicht nur der Vater ist unsterblich und unsichtbar.

15. Jene Leute jedoch, welche diese Worte nicht vom Sohne und vom Heiligen Geiste, sondern nur vom Vater verstehen wollen, behaupten, der Sohn sei sichtbar nicht nur durch seine aus der Jungfrau angenommene menschliche Natur, sondern sei es auch schon vorher in sich selbst gewesen. Er ist ja, wie sie sagen, den Vätern erschienen. Wenn man ihnen entgegnet: Wie also der Sohn in sich selbst sichtbar ist, so muß er auch in sich sterblich sein, so daß für euch feststeht, daß man das Wort: „Der allein Unsterblichkeit besitzt“ nur vom Vater verstehen kann; wäre nämlich der Sohn sterblich nur wegen der Annahme der menschlichen Natur, dann müßtet ihr gelten lassen, daß er auch nur durch sie sichtbar ist; wenn man also so zu ihnen spricht, dann erwidern sie, daß sie den Sohn nicht wegen der menschlichen Natur sterblich nennen, sondern daß er es schon vorher gewesen sei, so wie er schon vorher sichtbar gewesen sei. Denn wenn sie nur der menschlichen Natur wegen den Sohn sterblich nennen, dann hat nicht mehr der Vater allein ohne den Sohn Unsterblichkeit, weil auch sein Wort, durch das alles geworden ist, Unsterblichkeit besitzt. Er hat ja nicht, weil er sterbliches Fleisch annahm, deshalb die Unsterblichkeit verloren, da ja nicht einmal der menschlichen Seele widerfahren kann, S. 74 daß sie mit dem Leibe stirbt. Der Herr sagt ja: „Fürchtet nicht die, welche den Leib töten, die Seele aber nicht töten können.“1 (Würden sie anders sagen,) dann müßten sie auch vom Heiligen Geiste behaupten, daß er Fleisch annahm. Wenn der Sohn nur wegen seiner menschlichen Natur sterblich wäre, dann würden sie zweifellos in Verlegenheit kommen bei der Erklärung, wie denn dann allein der Vater ohne den Sohn und Heiligen Geist Unsterblichkeit besitzen solle, da ja der Heilige Geist keine menschliche Natur annahm. Besitzt er die Unsterblichkeit nicht, dann ist der Sohn nicht nur wegen seiner menschlichen Natur sterblich. Besitzt aber der Heilige Geist Unsterblichkeit, dann gilt das Wort: „Der allein Unsterblichkeit besitzt“2 nicht allein vom Vater. Sie glauben daher die Sterblichkeit des Sohnes auch schon vor der Menschwerdung daraus erweisen zu können, daß die Wandelbarkeit selbst nicht unzutreffend Sterblichkeit genannt wird, sowie man auch von der menschlichen Seele sagt, sie sterbe, nicht weil sie in einen Körper oder in eine andere Substanz umgewandelt und umgebildet wird, sondern weil sie in eben ihrer Substanz verbleibend jetzt anders ist als vorher, und weil sie, sofern sie aufhört zu sein, was sie war, als sterblich erfunden wird. Weil also, sagen sie, der Sohn Gottes vor seiner Geburt aus der Jungfrau Maria unseren Vätern erschien, nicht nur in einer und derselben Gestalt, sondern in mannigfachen Formen, bald so, bald so, so ist er in sich selbst sichtbar, weil eben seine Substanz vor der Annahme der menschlichen Natur von sterblichen Augen gesehen werden konnte, und zugleich sterblich, weil wandelbar. Das gleiche gilt vom Heiligen Geiste, weil er das eine Mal als Taube, das andere Mal als Feuer erschien. Daher, so sagen sie, ist die Schriftstelle: „dem unsterblichen, unsichtbaren, alleinigen Gott“,3 und die andere: „der allein Unsterblichkeit besitzt und in einem unzugänglichen Lichte S. 75 wohnt, den kein Mensch gesehen hat und keiner sehen kann“,4 nicht von der ganzen Dreieinigkeit, sondern als besondere und eigentümliche Aussage nur vom Vater zu verstehen.

16. Diese Leute also will ich übergehen. Sie haben nicht einmal ein Verständnis für die unsichtbare Substanz der Seele. Daher sind sie weit entfernt vom Verständnis dafür, daß die Substanz des einen und alleinigen Gottes, das heißt des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, nicht nur unsichtbar, sondern auch unwandelbar verharrt und daher in wahrer und echter Unsterblichkeit verbleibt. Wir, die wir lehren, daß Gott niemals, und zwar weder der Vater noch der Sohn noch der Heilige Geist, leiblichen Augen erschienen ist außer durch das Mittel eines seiner Macht unterworfenen körperlichen, geschaffenen Dinges, wir wollen in katholischem Frieden mit friedlichem Bemühen untersuchen, ob Gott unseren Vätern vor der Ankunft Christi im Fleische unterschiedslos erschien, oder ob eine von den drei Personen erschien, oder ob sie abwechslungsweise erschienen, bald die eine, bald die andere, bereit, uns verbessern zu lassen, wenn wir eine brüderliche und berechtigte Zurechtweisung erfahren, bereit auch, uns von einem Feinde beißen zu lassen, wenn er nur die Wahrheit sagt.


  1. Matth. 10, 28. ↩

  2. 1 Tim. 6, 16. ↩

  3. 1 Tim. 1, 17. ↩

  4. 1 Tim. 6, 16. ↩

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The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity

Chapter 9.--Against Those Who Believed the Father Only to Be Immortal and Invisible. The Truth to Be Sought by Peaceful Study.

15. But they who will have these texts understood only of the Father, and not of the Son or the Holy Spirit, declare the Son to be visible, not by having taken flesh of the Virgin, but aforetime also in Himself. For He Himself, they say, appeared to the eyes of the Fathers. And if you say to them, In whatever manner, then, the Son is visible in Himself, in that manner also He is mortal in Himself; so that it plainly follows that you would have this saying also understood only of the Father, viz., "Who only hath immortality;" for if the Son is mortal from having taken upon Him our flesh, then allow that it is on account of this flesh that He is also visible: they reply, that it is not on account of this flesh that they say that the Son is mortal; but that, just as He was also before visible, so He was also before mortal. For if they say the Son is mortal from having taken our flesh, then it is not the Father alone without the Son who hath immortality; because His Word also has immortality, by which all things were made. For He did not therefore lose His immortality, because He took mortal flesh; seeing that it could not happen even to the human soul, that it should die with the body, when the Lord Himself says, "Fear not them which kill the body, but are not able to kill the soul." 1 Or, forsooth, also the Holy Spirit took flesh: concerning whom certainly they will, without doubt, be troubled to say--if the Son is mortal on account of taking our flesh--in what manner they understand that the Father only has immortality without the Son and the Holy Spirit, since, indeed, the Holy Spirit did not take our flesh; and if He has not immortality, then the Son is not mortal on account of taking our flesh; but if the Holy Spirit has immortality, then it is not said only of the Father, "Who only hath immortality." And therefore they think they are able to prove that the Son in Himself was mortal also before the incarnation, because changeableness itself is not unfitly called mortality, according to which the soul also is said to die; not because it is changed and turned into body, or into some substance other than itself, but because, whatever in its own selfsame substance is now after another mode than it once was, is discovered to be mortal, in so far as it has ceased to be what it was. Because then, say they, before the Son of God was born of the Virgin Mary, He Himself appeared to our fathers, not in one and the same form only, but in many forms; first in one form, then in another; He is both visible in Himself, because His substance was visible to mortal eyes, when He had not yet taken our flesh, and mortal, inasmuch as He is changeable. And so also the Holy Spirit, who appeared at one time as a dove, and another time as fire. Whence, they say, the following texts do not belong to the Trinity, but singularly and properly to the Father only: "Now unto the King eternal, immortal, and invisible, the only wise God;" and, "Who only hath immortality, dwelling in the light which no man can approach unto; whom no man hath seen, nor can see."

16. Passing by, then, these reasoners, who are unable to know the substance even of the soul, which is invisible, and therefore are very far indeed from knowing that the substance of the one and only God, that is, the Father and the Son and the Holy Spirit, remains ever not only invisible, but also unchangeable, and that hence it possesses true and real immortality; let us, who deny that God, whether the Father, or the Son, or the Holy Spirit, ever appeared to bodily eyes, unless through the corporeal creature made subject to His own power; let us, I say--ready to be corrected, if we are reproved in a fraternal and upright spirit, ready to be so, even if carped at by an enemy, so that he speak the truth--in catholic peace and with peaceful study inquire, whether God indiscriminately appeared to our fathers before Christ came in the flesh, or whether it was any one person of the Trinity, or whether severally, as it were by turns.


  1. Matt. x. 28 ↩

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