Übersetzung
ausblenden
Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
3. Kapitel. Aus dem eben angeführten Schriftwort ergibt sich die Einheit des Wesens.
S. 218 4. Ich weiß nicht, ob sich in der Schrift einmal von zwei in ihrer Natur verschiedenen Dingen die Aussage findet: „Sie sind eins“. Wenn aber mehrere dieselbe Natur, aber verschiedene Gesinnungen haben, dann sind sie nicht auch eins in ihrer Gesinnung. Wenn nämlich die Jünger schon eins gewesen wären auf Grund ihres Menschseins, dann hätte Christus nicht gesagt: „Auf daß sie eins seien, wie wir eins sind“,1 als er sie dem Vater empfahl. Weil aber Paulus und Apollo zugleich dieselbe menschliche Natur und die gleiche Gesinnung hatten, darum sagte Paulus: „Der pflanzt und der begießt, sind eins.“2 Wenn also von mehreren Dingen ohne nähere Bestimmung ausgesagt wird, daß sie eins sind, so wird damit ausgedrückt, daß sie ein und dieselbe Natur und ein und dasselbe Wesen haben ohne Verschiedenheit und ohne Gesinnungsgegensatz. Wenn aber eine nähere Bestimmung hinzugefügt wird, dann kann damit ausgedrückt werden, daß mehrere in ihrer Natur verschiedene Dinge zu einer Einheit zusammengefügt wurden. So kann man von Leib und Seele nicht sagen, daß sie eins seien — was wäre so verschieden wie sie —, außer man fügt eine nähere Bestimmung hinzu oder versteht diese mit, so daß man sagt: Ein Mensch, ein Lebewesen. Deshalb sagt der Apostel: „Wer einer Buhle anhängt, wird ein Leib.“3 Er sagte nicht: Sie sind eins, oder: Er ist eins, sondern fügt hinzu: ein Leib, gleich wie wenn durch die Verbindung von zwei verschiedenen Leibern, einem männlichen und einem weiblichen, ein Leib geworden wäre. Ebenso sagt er: „Wer dem Herrn anhängt, wird ein Geist mit ihm.“4 Er sagte nicht: Wer dem Herrn anhängt, ist einer oder eins, sondern fügte hinzu: ein Geist. Der Geist des S. 219 Menschen und der Geist Gottes sind nämlich in ihrer Natur verschieden. Aber durch Anhangen werden die zwei, die so verschieden sind, daß der göttliche Geist ohne den menschlichen selig und vollkommen sein könnte, nicht aber der menschliche ohne den göttlichen selig sein kann, ein einziger Geist. Ich glaube auch, daß es nicht ohne tieferen Grund geschah, wenn der Herr, der doch im Johannesevangelium so eindringlich und so oft von der Einheit sprach, von seiner Einheit mit dem Vater und von unserer gegenseitigen Einheit, nirgends sagte: daß wir und sie eins seien, sondern: „daß sie eins seien, wie auch wir eins sind“.5 Vater und Sohn sind also eins auf Grund ihrer Substanzeinheit; sie sind daher ein Gott, ein Großer, ein Weiser, wie ich dargetan habe.
5. Wie sollte da der Vater größer sein? Wenn er nämlich größer wäre, wäre er durch die Größe größer. Da aber seine Größe der Sohn ist und dieser offenbar nicht größer ist als sein Erzeuger und der Vater nicht größer ist als die Größe, durch die er groß ist, so sind sie notwendig gleich. Wo soll, wenn sein Sein und Großsein ein und dasselbe sind, Gleichheit herrschen, wenn nicht im Sein? Wenn der Vater etwa im Ewigsein größer ist als der Sohn, dann ist dieser nicht mehr vollkommen gleich. Wo sollte denn da noch Gleichheit herrschen? Etwa in der Größe? Aber das ist ja keine gleiche Größe mehr, wenn die eine weniger ewig ist als die andere. Oder besteht etwa hinsichtlich der Kraft Gleichheit, in der Weisheit aber nicht? Aber wie kann hinsichtlich der Kraft Gleichheit bestehen, wenn die eine weniger weise ist als die andere? Oder besteht hinsichtlich der Weisheit Gleichheit, hinsichtlich der Kraft aber nicht? Doch wie könnte man von gleicher Weisheit sprechen, wenn sie das eine Mal weniger mächtig ist? Es ergibt sich also, daß der Sohn dem Vater nirgends gleich ist, wenn er ihm in einem Bezirke nicht gleich ist. Nun ruft aber die Schrift laut: „Er hielt seine Gottgleichheit nicht für S. 220 einen unrechtmäßigen Besitz.“6 Es wird sich also jeder Gegner der Wahrheit, der sich überhaupt noch an die apostolische Autorität gebunden fühlt, gezwungen sehen, wenigstens in einem Bezirke die Gottgleichheit des Sohnes zuzugeben. Er kann einen beliebigen aussuchen. Von da aus kann man ihm dann nachweisen, daß der Sohn in allen Bereichen der Substanz dem Vater gleich ist.
Edition
ausblenden
De Trinitate
III.
[III 4] Et nescio utrum inveniatur in scripturis dictum ‚unum sunt‘ quorum est diversa natura. Si autem et aliqua plura eiusdem naturae sint et diversa sentiant, non sunt unum in quantum diversa sentiunt. Nam si iam unum essent ex eo quod homines erant, non diceret: Ut sint unum sicut et nos unum cum suos discipulos patri commendaret. At vero Paulus et Apollo quia et ambo homines et idem sentiebant: Qui plantat, inquit, et qui rigat unum sunt. Cum ergo sic dicitur unum ut non addatur quid unum et plura unum dicantur, eadem natura atque essentia non dissidens neque dissentiens significatur. Cum vero additur quid unum, potest aliquid significari ex pluribus unum factum quamvis diversis natura. Sicut anima et corpus non sunt utique unum (quid enim tam diversum?), nisi addatur aut subintellegatur quid unum, id est unus homo aut unum animal. Inde apostolus: Qui adhaeret meretrici, inquit, unum corpus est. Non dixit ‚unum sunt‘ aut ‚unum est,‘ sed addidit corpus tamquam ex duobus diversis masculino et feminino unum corpus adiunctione compositum. Et: Qui adhaeret, inquit, domino unus spiritus est. Non dixit ‚qui adhaeret domino unus est‘ aut ‚unum sunt,‘ sed addidit spiritus. Diversum enim natura spiritus hominis et spiritus dei, sed inhaerendo fit unus spiritus ex diversis duobus, ita ut sine humano spiritu beatus sit dei spiritus atque perfectus, beatus autem hominis spiritus non nisi cum deo. Nec frustra, ut existimo, cum tanta in evangelio secundum Iohannem et totiens diceret dominus de ipsa unitate vel sua cum patre vel nostra invicem nobiscum, nusquam dixit: ‚Ut nos et ipsi unum,‘ sed: Ut sint unum sicut et nos unum. Pater ergo et filius unum sunt utique secundum unitatem substantiae, et unus deus est et unus magnus et unus sapiens sicut tractatum est.
[5] Unde ergo maior pater? Si enim maior, magnitudine maior. Cum autem magnitudo eius filius sit, nec ille utique maior est eo qui se genuit, nec ille maior est ea magnitudine qua magnus est; ergo aequalis. Nam unde aequalis si non eo quo est cui non est aliud esse et aliud magnum esse? Aut si aeternitate pater maior est, non est aequalis filius quacumque re. Unde enim aequalis? Si magnitudine dixeris, non est par magnitudo quae minus aeterna est, atque ita cetera. An forte in virtute aequalis est, in sapientia vero non est aequalis? Sed quomodo est aequalis virtus quae minus sapit? An in sapientia aequalis est, in virtute autem non est aequalis? Sed quomodo aequalis sapientia quae minus potens est? Restat itaque ut, si in ulla re aequalis non est, non sit aequalis. At scriptura clamat: Non rapinam arbitratus est esse aequalis deo. Cogitur ergo quivis adversarius veritatis qui modo tenetur auctoritate apostolica in qualibet vel una re aequalem deo filium confiteri. Eligat quam voluerit. Hinc ei ostendetur in omnibus esse aequalem quae de substantia eius dicuntur.