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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
4. Kapitel.
6. Ein Beispiel: Die Tugenden in der menschlichen Seele haben alle ihr bestimmtes, scharf umrissenes Wesen. Man kann sie jedoch nicht voneinander trennen. Das hat zur Folge, daß alle, die einander an Tapferkeit gleich sind, es auch sind an Klugheit, an Mäßigung, an Gerechtigkeit. Wenn man sie nämlich nur an Tapferkeit einander gleich sein, einen aber an Klugheit hervorragen ließe, dann wäre notwendig die Tapferkeit der anderen weniger klug, und sie wären einander daher auch nicht mehr an Tapferkeit gleich, wenn die Tapferkeit des einen klüger wäre. Den gleichen Sachverhalt entdeckt man bei den übrigen Tugenden, wenn man sie nach diesem Gesichtspunkt durchgeht. Es handelt sich natürlich hier nicht um die Kräfte des Körpers, sondern um die Tapferkeit der Seele. Um wieviel mehr wird sich also die Sache in jener unwandelbaren, ewigen Substanz Gottes so verhalten, die unvergleichlich einfacher ist als die menschliche Seele. Für diese fällt ja Sein, Tapfersein, Klugsein, Mäßigsein, Gerechtsein nicht in eins zusammen. Sie kann sein, ohne eine einzige von diesen Tugenden zu besitzen. Für Gott aber fällt das Sein zusammen mit dem Tapfersein, Klugsein, Gerechtsein, Weisesein und mit allen anderen Wesenseigenschaften, die von seiner einfachen Vielfalt und von seiner vielfältigen Einfachheit ausgesagt werden können. Gleichwohl bleibt eine Frage offen: Soll man den Ausdruck „Gott S. 221 von Gott“ so erklären, daß die Bezeichnung Gott auch jeder einzelnen Person für sich zukommt, nicht in dem Sinne, daß die beiden zusammen zwei Götter sind, sondern in dem Sinne, daß sie ein Gott sind — sie leben ja in voller gegenseitiger Hingabe, wie es nach dem Zeugnis des heiligen Paulus auch bei einander fernestehenden und voneinander ganz verschiedenen Substanzen vorkommt? So ist Gott für sich allein Geist, ebenso ist der menschliche Geist für sich allein Geist. Wenn er jedoch sich Gott hingibt, dann wird er ein Geist mit ihm. Um wieviel mehr trifft das zu dort, wo eine vollkommen unlösliche und ewige Verbindung herrscht! Durch diese Ausdrucksweise würde sonach der Eindruck vermieden, als ob der Sohn Gottes törichterweise Sohn von zweien genannt werden sollte, wozu der Ausdruck Sohn Gottes Anlaß geben kann, wenn man das Wort Gott nur von den beiden Personen zugleich gelten lassen will. Oder gilt jede das Wesen Gottes betreffende Aussage nur zugleich von beiden Personen, ja von der ganzen Dreieinigkeit? Mag es sein wie immer — die Frage bedürfte einer sorgsamen Erörterung —: Das, worum es sich augenblicklich handelt, ist hinreichend geklärt. Der Sohn ist dem Vater vollständig ungleich, wenn er sich ihm in einem innerhalb der göttlichen Substanz liegenden Bereich ungleich erweist. Wir haben das schon gezeigt. Der Apostel aber nennt ihn gleich. Also ist er dem Vater in allem gleich. Er besitzt sonach ein und dieselbe Substanz wie der Vater.
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De Trinitate
IV.
[IV 6] Si enim virtutes quae sunt in animo humano, quamvis alio atque alio modo singulae intellegantur, nullo modo tamen separantur ab invicem, ut, quicumque fuerint aequales verbi gratia in fortitudine, aequales sint et prudentia et iustitia et temperantia (si enim dixeris aequales esse istos fortitudine, sed illum praestare prudentia, sequitur ut huius fortitudo minus prudens sit ac per hoc nec fortitudine aequales sunt quando est illius fortitudo prudentior, atque ita de ceteris virtutibus invenies si omnes eadem consideratione percurras; non enim de viribus corporis agitur sed de animi fortitudine), quanto ergo magis in illa incommutabili aeternaque substantia incomparabiliter simpliciore quam est animus humanus haec ita se habent? Humano quippe animo non hoc est esse quod est fortem esse aut prudentem aut iustum aut temperantem; potest enim esse animus et nullam istarum habere virtutem. Deo autem hoc est esse quod est potentem esse aut iustum esse aut sapientem esse, et si quid de illa simplici multiplicitate vel multiplici simplicitate dixeris quo substantia eius significetur. Quamobrem sive ita dicatur deus de deo ut et singulis hoc nomen conveniat, non tamen ut ambo simul duo dii, sed unus deus sit (ita enim sibi cohaerent quod etiam in distantibus diversisque substantiis fieri apostolus testis est, nam et solus dominus spiritus est et solus hominis spiritus utique spiritus est, tamen si haereat domino unus spiritus est; quanto magis ibi ubi est omnino inseparabilis atque aeterna conexio, ne absurde dici videatur quasi filius amborum cum dicitur filius dei, si id quod dicitur deus non nisi de ambobus simul dicitur), sive quidquid de deo dicitur, quod substantiam eius indicet, non nisi de ambobus simul, immo de ipsa simul trinitate dicitur; sive ergo hoc sive illud sit quod diligentius discutiendum est, nunc unde agitur satis est videre nullo modo filium aequalem esse patri si in aliquo, scilicet quod pertinet ad significandam eius substantiam, inaequalis invenitur sicut iam ostendimus. Apostolus autem dixit aequalem. In omnibus ergo aequalis est patri filius et est unius eiusdemque substantiae.