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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Trinitate Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
ELFTES BUCH.

4. Kapitel. Die Art der Einheit dieser Glieder.

S. 106 7. Wenn aber der Wille, der die Sehkraft zur Formung hierhin und dorthin trägt und von da und dort wieder wegträgt und sie nach der Formung mit dem Gegenstand verbunden hält, ganz dem inneren Vorstellungsbild sich hingibt und die Sehkraft der Seele von den Körpern, die mit ihrer Gegenwart im Umkreis der Sinne liegen, und von den Leibessinnen selbst ganz und gar wegwendet und jenem Bilde, das drinnen gesehen wird, vollkommen zuwendet, dann trifft man auf eine so große Ähnlichkeit (des Vorstellungsbildes) mit der Gestalt des Körpers, die sich im Gedächtnis ausprägt, daß auch der Verstand nicht zu unterscheiden vermag, ob der Körper draußen selbst gesehen wird oder ob drinnen etwas Derartiges vorgestellt wird. Bisweilen haben nämlich die Menschen, von einem allzu lebhaften Gedanken an sichtbare Dinge gelockt oder erschreckt, plötzlich auch solche Laute ausgestoßen, als ob sie wirklich mitten in derartigem Tun oder Erleiden verweilten. Ich erinnere mich, von jemandem gehört zu haben, daß er in seinen Vorstellungen so deutlich und gleichsam so festumrissen die Gestalt eines weiblichen Körpers zu sehen pflegte, daß er sich gewissermaßen mit ihm vereinigt fühlte und auch der Same zu fließen begann. So großen Einfluß hat die Seele auf den Leib, und in so hohem Maße vermag sie die Beschaffenheit ihres Gewandes zu wandeln und zu ändern — so viel bedeutet das Gewand für den Menschen: er wächst mit seinem Gewande zusammen. Zur selben Art der Einwirkung gehört es auch, wenn wir im Traum durch Vorstellungsbiider genarrt werden. Es ist aber ein großer Unterschied, ob die Leibessinne schlafen, wie im Traume, oder ob sie von dem inneren Leibesgefüge gestört sind wie bei den Wahnsinnigen, oder ob sie sonst irgendwie sich selbst entfremdet sind, wie bei S. 107 den Weissagenden oder Vorhersagenden, wenn die Aufmerksamkeit der Seele in einer Art notwendiger Hinordnung und in einer gewissen geistigen Mischung einer ähnlicherweise geistigen Substanz auf die Bilder gerät, die ihr begegnen, sei es aus dem Gedächtnis heraus, sei es durch irgendeine geheime Kraft, oder ob, wie es Gesunden und Wachen bisweilen widerfährt, der Wille, vom Denken ganz in Anspruch genommen, sich von den Sinnen wegwendet und die Sehkraft der Seele durch die verschiedenen Bilder sinnfälliger Dinge in solcher Weise formt, als ob die sinnfälligen Dinge selbst mit den Sinnen wahrgenommen würden. Nicht aber nur, wenn der Wille strebend sich nach solchen Gegenständen ausstreckt, geschieht diese Einprägung von Bildern, sondern auch wenn die Seele, um es zu meiden und sich davor zu bewahren, sich hinreißen läßt, anzuschauen, was sie flieht. Daher verbindet sich nicht nur aus Gier, sondern auch aus Furcht der Sinn mit sinnfälligen Dingen, die Sehkraft der Seele, um von ihnen geformt zu werden, mit den Bildern der sinnfälligen Dinge. Je heftiger daher die Furcht oder Gier wird, um so deutlicher prägt sich der Sehkraft, sei es des Wahrnehmenden der Körper ein, der ihm räumlich naheliegt, sei es des Denkenden das Bild des Körpers, das im Gedächtnis enthalten ist. Was daher für den Leibessinn ein Körper an einem bestimmten Orte ist, das ist für die Sehkraft der Seele das dem Körper ähnliche Abbild im Gedächtnis; und was für die Gestalt des Körpers, aus welcher der Sinn geformt wird, die Schau des Hinblickenden ist, das ist die Schau des Denkenden für das Bild des Körpers, das im Gedächtnis hinterlegt ist, aus dem die Sehkraft der Seele geformt wird; und was die Aufmerksamkeit des Willens bedeutet für die Einung des geschauten Körpers und der Schau — so kommt hier eine Art Einheit der drei zustande, wenngleich ihre Natur verschieden ist —, das bedeutet eben diese Aufmerksamkeit des Willens für die Einung des S. 108 Bildes des Körpers, das im Gedächtnis ist, und der Schau beim Denken, das heißt der Form, welche die Sehkraft der Seele, zum Gedächtnis zurückkehrend, in sich aufnahm ― so entsteht auch hier eine Art Einheit aus den dreien, die ja ohnehin schon nicht mehr durch Naturverschiedenheit gesondert, sondern von einer und derselben Substanz sind: dies Ganze ist ja innen und das Ganze ist die eine Seele.

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