1. Kapitel. Gott ist über dem menschlichen Geist.
S. 250 1. Erfüllt von dem Wunsche, den Leser in den Dingen, die geschaffen sind, einzuüben für die Erkenntnis dessen, von dem sie geschaffen sind, sind wir schon bis zu seinem Bilde gelangt, das der Mensch darstellt, und zwar in jenem Bereich, in dem er vor den übrigen Lebewesen sich auszeichnet, das ist in seinem Verstände oder seiner Einsicht, und was man sonst von seiner Verstandes- und vernunftbegabten Seele aussagen kann — wenn es nur zu jener Wirklichkeit gehört, die man Geist oder Seele (animus) nennt. Mit diesem Worte unterscheiden einige lateinisch schreibende Schriftsteller in einer ihnen eigentümlichen Ausdrucksweise das, was im Menschen das Auszeichnende ist und sich im Tiere nicht findet, von der Seele (anima),1 die auch dem Tiere zukommt. Wenn wir also über diese Natur hinaus etwas suchen, und wenn wir dabei die Wahrheit suchen, so ist das Gott, eine nicht geschaffene Natur also, sondern eine schöpferische. Ob sie eine Dreieinigkeit ist, das müssen wir nun nicht bloß für die Gläubigen durch das Gewicht der Heiligen Schrift, sondern auch für die S. 251 Einsicht Heischenden durch Verstandesüberlegungen, wenn wir dazu fähig sind, aufweisen. Warum ich aber sage: wenn wir dazu fähig sind, das wird die Sache selbst, wenn einmal die Erörterung der Frage in Angriff genommen ist, erklären.
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Vgl. S. 16, Anm. 1. ↩