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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) De Trinitate Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
DRITTES BUCH.

10. Kapitel. In welcher Weise die Natur die Gegenwart Gottes verkündet.

Wenn man jedoch, wie ich vorhin schon sagte, von all dem absieht, dann gibt es jene anderen Dinge, die zwar aus demselben materiellen Stoff geformt sind, aber vor unsere Sinne hintreten mit der Bestimmung, uns eine göttliche Botschaft zu bringen. Sie heißen im eigentlichen Sinne Zeichen und Wunder. Doch tritt nicht in jedem Geschehen, das eine uns von Gott dem Herrn geschickte Botschaft ist, Gott in eigener Person uns entgegen. Wenn er es tut, dann bedient er sich zum Erweis seiner Gegenwart das eine Mal eines Engels, das andere Mal einer Gestalt, die kein Engel ist, aber doch von einem Engel vorbereitet und besorgt wird. Wenn S. 124 er uns in einer Gestalt begegnet, die kein Engel ist, dann ist es wiederum manchmal ein schon vorher existierender, für diesen Zweck einer Änderung unterworfener und verwendeter Körper; manchmal aber entsteht er erst hierfür und vergeht nachher wieder. Auch wenn Menschen eine Botschaft von Gott bringen, verkünden sie manchmal in ihrem Namen Worte Gottes, so, wenn sie vorher bemerken: „Der Herr sagt“, oder: „Das sagt der Herr“,1 oder etwas Ähnliches. Manchmal schicken sie kein solches Wort voraus und nehmen daher selber die Persönlichkeit Gottes an. So ist es in dem Psalmvers: „Einsicht werde ich dir geben und dich auf den Weg stellen, auf dem du gehen wirst.“2 So wird dem Propheten die Aufgabe, nicht nur in Worten, sondern auch in Handlungen die Persönlichkeit Gottes zu verkünden, auf daß er ihn in der Erfüllung seines Prophetentums vertrete, wie ihn jener vertrat, der sein Kleid in zwölf Teile zerriß und zehn hiervon dem Knechte des Königs Salomon gab, dem zukünftigen König Israels.3 Manchmal wurde auch eine vom Propheten verschiedene, im Reiche der irdischen Dinge schon bestehende Wirklichkeit für die Verkündigung einer göttlichen Botschaft verwendet. So machte es Jakob, als er von seinem Traumgesichte erwachte, mit dem Steine, den er im Schlafe unter seinem Haupte gehabt hatte.4 Bisweilen wird für diesen Zweck auch eine Erscheinung gebildet, die entweder für kurze Zeit Bestand haben soll — so war es mit der ehernen Schlange, die in der Wüste erhöht wurde,5 so ist es mit Schriftzeichen — oder wieder vergehen soll, wenn sie ihren Zweck erfüllt hat. So wird das Brot, welches für das Sakrament gebacken wurde, mit dem Empfang des Sakramentes aufgebraucht.

20. Weil jedoch alle diese Dinge den Menschen bekannt sind, da sie durch Menschen geschehen, so S. 125 erweist man ihnen vielleicht als religiösen Zeichen Ehrerbietung, nicht aber erregen sie Staunen wie Wunderzeichen. Daher kommen uns die Werke, die durch Engel geschehen, um so wunderbarer vor, je schwieriger und unverständlicher sie uns sind. Für sie selber freilich sind sie verständlich und leicht, es sind ja ihre Werke. Der Engel spricht im Namen Gottes in den Worten: „Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs“,6 nachdem die Schrift erzählt hatte: „Es erschien ihm ein Engel des Herrn.“7 Es spricht auch ein Mensch im Namen des Herrn, in den Worten: „Höre, mein Volk, ich will zu dir sprechen; Israel, ich will es dir bezeugen: Gott, dein Gott, bin ich.“8 Ein Stab wurde als Sinnbild genommen und durch eines Engels Macht in eine Schlange verwandelt.9 Wenn diese Macht dem Menschen auch fehlt, so ist doch auch vom Menschen ein Stein in ähnlicher Weise als Sinnbild verwendet worden.10 Zwischen dem Tun des Engels und dem Tun des Menschen besteht ein großer Unterschied. Das erste verdient Bewunderung und verlangt Verständnis, das zweite aber verlangt nur Verständnis. Was jedesmal versinnbildet wird, ist vielleicht ein und dasselbe; wodurch es jedoch versinnbildet wird, das ist verschieden. Es ist so, wie wenn der Name des Herrn sowohl mit Gold als auch mit Tinte geschrieben würde; jenes ist kostbarer, diese billiger; was aber beide Male ausgedrückt wird, ist ein und dasselbe. Wenngleich die Schlange, die aus dem Stabe Mosis wurde, das gleiche versinnbildet wie der Stein Jakobs, so ist doch der Stein Jakobs etwas Kostbareres als die Schlangen der Zauberer. Denn wie die Salbung des Steines Christus im Fleische sinnbildet, in dem er mit dem Öl der Freude vor seinen Genossen gesalbt wurde,11 so sinnbildet der in eine Schlange verwandelte Stab eben diesen Christus, sofern er gehorsam wurde bis zum Tode des Kreuzes.12 Daher sagt er: „Wie Moses die Schlange S. 126 in der Wüste erhöhte, so muß der Menschensohn erhöht werden, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habe“,13 wie jene, welche die in der Wüste erhöhte Schlange anschauten, durch den Schlangenbiß nicht zugrunde gingen. „Unser alter Mensch ist“ nämlich „mit Christus ans Kreuz geheftet, damit unser Sündenleib absterbe“.14 Unter der Schlange ist nämlich der Tod zu verstehen, der von der Schlange im Paradies gewirkt wurde.15 Es handelt sich dabei um jene Ausdrucksweise, die durch die Ursache das Verursachte darstellt. Der Stab wurde also in die Schlange verwandelt, Christus ging in den Tod; die Schlange wurde wieder in den Stab zurückverwandelt, Christus kommt in seiner Ganzheit zur Auferstehung mit seinem Leibe, der die Kirche ist.16 Es wird dies am Ende der Zeiten geschehen, das der Schwanz der Schlange bedeutet, welchen Moses festhielt, auf daß die Schlange wieder in den Stab zurückverwandelt wurde.17 Die Schlangen der Zauberer aber, gleichsam die toten Zeiten, werden, wenn sie nicht an Christus glauben und gleichsam verspeist in seinen Leib eingehen, nicht mit ihm auferstehen können.18 Der Stein Jakobs versinnbildet also, wie gesagt, eine höhere Wirklichkeit als die Schlangen der Zauberer. Die Tat der Zauberer ist indes viel erstaunlicher. Das bedeutet jedoch nicht in der Weise eine Vorentscheidung für die Deutung der versinnbildeten Wirklichkeit, als ob man gewissermaßen den Namen eines Menschen mit Gold, jenen Gottes aber mit Tinte schriebe.

21. Welcher Mensch vermag ferner zu erkennen, wie die Engel, um ihre Botschaft zu versinnbilden, jene Wolken und jenes Feuer bildeten oder annahmen? Dabei steht fest, daß durch jene körperlichen Gestalten der Herr oder der Heilige Geist dargestellt wurde. Ebenso wissen die Kinder nicht, was auf den Altar gelegt wird S. 127 und was nach der frommen Feier genossen wird, aus welchen Elementen oder wie es gewirkt wird, warum es in heiligem Brauch genommen wird. Und wenn sie es nie durch ihre eigene oder durch fremde Erfahrung kennenlernen und niemals jene Gestalten sehen, außer bei der Feier der Geheimnisse, wenn die Darbringung und Hingabe stattfindet, und ihnen mit gewichtigster Autorität gesagt wird, wessen Leib und Blut es ist, dann werden sie nichts anderes glauben, als daß wirklich in jener Gestalt der Herr den Augen der Sterblichen erschienen und aus dieser durchbohrten Seite wirklich jenes Blut geflossen sei.19 Für mich aber ist es durchaus nützlich, meiner Kräfte eingedenk zu bleiben und meine Brüder zu mahnen, daß auch sie ihrer Kräfte eingedenk bleiben, damit nicht die menschliche Schwäche sich weiter vorwagt, als die Sicherheit gestattet. Wie nämlich die Engel diese Werke vollbrachten oder vielmehr wie Gott durch die Engel diese Werke vollbrachte, und zwar, soweit er wollte, auch durch schlechte Engel, sei es durch Zulassung, sei es durch Befehl, sei es durch Zwang, von dem verborgenen Sitze seiner höchsten Herrschaft aus, das vermag ich weder mit der Schärfe der Augen zu durchdringen, noch durch das Selbstvertrauen der Vernunft zu enträtseln, noch durch den Fortschritt des Geistes zu begreifen, so daß ich dann zu allen Fragen, die sich in bezug auf diese Vorgänge stellen lassen, mit der gleichen Sicherheit sprechen könnte, wie wenn ich ein Engel oder ein Prophet oder Apostel wäre. „Die Gedanken der Sterblichen sind ja nichtig und unsere Vorsätze unsicher. Der Leib, der vergeht, beschwert nämlich die Seele, und das irdische Gezelt drückt nieder den vieles sinnenden Geist. Schwer ist es für uns, zu erraten, was auf Erden ist, und was vor den Augen liegt, finden wir mit Mühe. Was aber im Himmel ist, wer kann es erforschen?“20 Weil aber die Schrift fortfährt und sagt: „Wer aber könnte deinen Sinn erkennen, S. 128 wenn du nicht Weisheit gäbest und deinen Geist aus der Höhe schicktest“?,21 wollen wir zwar nicht erforschen, was im Himmel ist, zu welcher Art von Dingen nämlich der Leib der Engel gemäß der ihm eigenen Würde und ihr körperliches Tun gehört; im Geiste des Herrn jedoch, der uns aus der Höhe geschenkt wurde, und in seiner unserem Geiste mitgeteilten Gnade wage ich zuversichtlich zu behaupten, daß weder Gott Vater noch sein Wort noch sein Geist — der eine Gott — in seinem Sein und in seinem Wesen irgendwie wandelbar ist, und daß er daher noch viel weniger sichtbar ist. Es gibt ja Dinge, die wandelbar, jedoch nicht sichtbar sind wie unsere Gedanken, unsere Erinnerungen, unsere Willensbewegungen und jedes unkörperliche Geschöpf. Sichtbar aber ist nichts, was nicht zugleich wandelbar ist.


  1. Jer. 31, 1 f. ↩

  2. Ps. 31, 8 [hebr. Ps. 32, 8]. ↩

  3. 3 Kön. 11, 30 f. [= 1 Kön. nach neuerer Zählart]. ↩

  4. Gen. 28, 18. ↩

  5. Num. 21, 9. ↩

  6. Exod. 3, 6. ↩

  7. Exod. 3, 2. ↩

  8. Ps. 80, 9. 11 [hebr. Ps. 81, 9. 11]. ↩

  9. Exod. 7, 10. ↩

  10. Gen. 28, 18. ↩

  11. Ps. 44, 8 [hebr. Ps. 45, 8]. ↩

  12. Phil. 2, 8. ↩

  13. Joh. 3, 14 f. ↩

  14. Röm. 6, 6. ↩

  15. Gen. 3. ↩

  16. Kol. 1, 24. ↩

  17. Exod. 4, 4. ↩

  18. Exod. 7, 12. ↩

  19. Joh. 19, 34. ↩

  20. Weish. 9, 14―16. ↩

  21. Weish. 9, 17. ↩

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