10. Kapitel. Alle absoluten Bestimmungen kommen der Dreieinigkeit in der Einzahl zu.
S. 202 11. Wie wir also nicht von drei Wesen reden, so reden wir nicht von drei Größen und nicht von drei Großen. Bei den Dingen nämlich, welche durch Teilnahme an der Größe groß sind, für die das Sein etwas anderes ist als das Großsein, wie es zum Beispiel bei einem großen Haus, bei einem großen Berg, bei einer großen Seele ist, da ist etwas anderes die Größe, etwas anderes das, was durch die Größe groß ist. So sind zum Beispiel Größe und großes Haus sehr verschiedene Dinge. Die wahre Größe aber ist jene, durch welche nicht nur das große Haus groß ist und der große Berg groß ist, sondern alle Dinge, die immer groß sind, — die Größe selber ist so etwas anderes als die Dinge, die durch sie groß sind. Diese Größe ist naturgemäß erstlich und in viel höherem Maß groß als die Dinge, die durch Teilnahme an ihr groß sind. Weil aber Gott nicht durch eine Größe groß ist, die von seinem Sein verschieden ist, so daß er gleichsam durch Teilnahme an ihr groß wäre — sonst wäre ja die Größe größer als Gott, es gibt aber nichts Größeres als Gott —, so ist er durch die Größe groß, durch die er selber eben diese Größe ist. Wie wir daher nicht von drei Wesen reden, so reden wir auch nicht von drei Größen. Für Gott ist nämlich das Sein das gleiche wie das Großsein. Aus dem gleichen Grunde reden wir nicht von drei Großen, sondern von einem Großen. Gott ist ja nicht durch Teilnahme an der Größe groß; er ist vielmehr durch sich selbst, durch seine eigene Größe groß. Er ist ja seine Größe selbst. Das gilt auch von der Güte, der Ewigkeit und der Allmacht Gottes und von allen Eigenschaften, die man in absoluter Weise von Gott aussagen kann, die von ihm im eigentlichen, nicht im übertragenen oder S. 203 gleichnishaften Sinne gelten, wenn Menschenmund von ihm im eigentlichen Sinne überhaupt etwas aussagen kann.