12. Kapitel. Nicht für alle Beziehungen gibt es korrespondierende Ausdrücke.
13. Wenn wir „Heiliger Geist“, nicht sofern er die Dreieinigkeit, sondern sofern er eine Person in der Dreieinigkeit bezeichnet, für einen beziehentlichen Ausdruck erklärten, so darf die Beobachtung kein Bedenken S. 205 erregen, daß ihm kein Beziehungswort zu entsprechen scheint. Während wir nämlich von dem Knecht eines Herrn und von dem Herrn eines Knechtes, von dem Sohne eines Vaters und von dem Vater eines Sohnes sprechen können, besitzt unsere Sprache hier keine solchen Möglichkeiten. Wir reden zwar vom Heiligen Geiste des Vaters, aber nicht umgekehrt von dem Vater des Heiligen Geistes, damit man nicht etwa den Heiligen Geist für den Sohn des Vaters halte. Ebenso redet man vom Heiligen Geiste des Sohnes, aber nicht vom Sohne des Heiligen Geistes, damit nicht etwa der Heilige Geist für seinen Vater gehalten werde. Bei vielen beziehentlichen Ausdrücken kommt es nämlich vor, daß es kein ihnen entsprechendes Bezugswort gibt. So ist doch Pfand ganz ersichtlich ein beziehentliches Wort. Pfand bezieht sich auf einen Gegenstand, und immer ist Pfand Pfand für etwas. Können wir aber deshalb, weil wir von einem Pfand des Vaters und Sohnes reden,1 auch von einem Vater des Pfandes oder von einem Sohne des Pfandes reden? Was nun den Ausdruck Geschenk betrifft, so sagen wir zwar Geschenk des Vaters und Sohnes, aber nicht können wir sagen Vater des Geschenkes oder Sohn des Geschenkes. Um aber einander entsprechende beziehentliche Bezeichnungen zu gewinnen, sagen wir Geschenk des Schenkers und Schenker des Geschenkes. In diesem Falle fand sich also in unserer Sprache ein gebräuchliches Wort, im anderen nicht.
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2 Kor. 5, 5; Eph. 1, 14. ↩