Kap. 13. Welchen Aufregungen und Gefahren sind selbst die höchsten Machthaber ausgesetzt!
13. Oder glaubst du gar, daß jene sich sicher fühlen, daß jene wenigstens unter den Abzeichen1 ihrer Würden und inmitten ihrer reichen Schätze ständig in ungetrübter Sorglosigkeit dahinleben können, die im S. 53 Glanze eines königlichen Hofes strahlen und die der Schutz bewaffneter Wachen umschließt? Ihre Furcht ist noch größer als die der übrigen; ein solcher Machthaber hat sich ebensosehr2 zu fürchten, als er selbst gefürchtet wird3 . Die hohe Stellung verlangt auch von dem Mächtigsten ihren Tribut, mag er sich auch mit einer ganzen Schar von Trabanten umgeben und seine Seite mit einem zahlreichen, schützenden Gefolge decken und sichern. Sowenig er seine Untertanen in Ruhe leben läßt, sowenig darf er selbst sich der Ruhe erfreuen. Zuerst setzt die Herrschergewalt gerade die in Furcht, die sie furchtbar macht: sie lächelt, um zu wüten; sie schmeichelt, um zu täuschen; sie erhebt, um zu stürzen. Je größer die Summe an Ehren und Würden, desto größer ist, wie bei einem gefährlichen Wuchergeschäft, der Zins an Angst und Pein, der zu entrichten ist.
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'infula' heißt wörtlich: die Wollbinde, die ursprünglich als Zeichen religiöser Weihe und Unverletzlichkeit von den Priestern, später auch von den Kaisern und den kaiserlichen Beamten um den Kopf getragen wurde. ↩
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vor anderen ↩
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Die Stelle ist offenbar einem Satze bei Minucius Felix[Octavius, Kap. 37] nachgebildet. ↩