Kap. 7. Auch Wohlhabenheit ist keine Entschuldigung, da der Christ nach des Herrn Vorbild alle irdischen Güter verachten und seinen Reichtum nur in Gott suchen soll.
Doch da gibt es einige wohlhabende und mit reichen Mitteln ausgestattete Jungfrauen, die auf ihre Schätze hinweisen und behaupten, sie müßten doch von S. 68 ihren Gütern Gebrauch machen. Sie mögen erstens wissen, daß nur diejenige reich ist, die in Gott reich ist, daß nur diejenige wohlhabend ist, die in Christus wohlhabend ist, und daß nur das ein Gut ist, was geistlich, göttlich und himmlisch ist, was zu Gott hinführt und mit uns bei Gott in stetem Besitze verbleibt. Alles Irdische aber, das man in der Welt empfangen hat und das hier bei der Welt zurückbleiben wird, muß man ebenso verachten wie die Welt selbst, auf deren Prunk und Freuden wir schon damals Verzicht geleistet haben, als wir durch unseren so glücklichen Übertritt zu Gott gelangten. Johannes mahnt und ermuntert uns, indem er mit seiner geistlichen und himmlischen Stimme bezeugt und sagt: „Liebet nicht die Welt noch das, was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, das ist Begierde des Fleisches und Begierde der Augen und Hoffart der Welt, die nicht vom Vater sind, sondern von der Begierde der Welt. Und die Welt wird vergehen und ihre Begierde, wer aber den Willen Gottes tut, wird in Ewigkeit bleiben, wie auch Gott bleibet in Ewigkeit"1 . Dem Ewigen also und Göttlichen gilt es nachzustreben und alles nach Gottes Willen zu tun, damit wir den Fußtapfen und den Lehren unseres Herrn folgen, der gemahnt und gesagt hat: „Ich bin nicht vom Himmel herabgestiegen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat"2 . Wenn nun aber der Knecht nicht größer ist als sein Herr3 und der Befreite seinem Befreier Gehorsam schuldet, so müssen wir, die wir Christen sein wollen, das nachahmen, was Christus gesagt hat. Es steht geschrieben, man liest und hört es, und der Mund der Kirche verkündet es uns zum Danachachten: „Wer da sagt, er bleibe in Christus, muß selbst ebenso wandeln, wie jener gewandelt ist"4 . Auf den gleichen Spuren gilt es zu wandeln, den nämlichen Weg S. 69 einzuschlagen. Erst dann entspricht der Bedeutung des [christlichen] Namens auch die wirkliche Nachfolge, erst dann empfängt der Gläubige seinen Lohn, wenn das, was man glaubt, auch in die Tat umgesetzt wird.