Kap. 11. Heilsam ist nur der Gebrauch der zeitlichen Güter im Dienste der Barmherzigkeit, durch die man sich Schätze im Himmel sammelt.
Wohlhabend nennst du dich und reich, und du S. 71 glaubst von dem Besitz Gebrauch machen zu sollen, den dir Gottes Wille verliehen hat. Ja, benütze ihn, aber zu heilsamen Dingen und zu guten Zwecken; benütze ihn zu dem, was Gott geboten, worauf der Herr hingewiesen hat! Die Armen laß deinen Reichtum, die Dürftigen deinen Wohlstand fühlen! Mit deinem Vermögen mache dir Gott zum Schuldner, speise Christus! Daß es dir vergönnt sei, den Ruhm der Jungfräulichkeit zu bewahren, daß es dir gelinge, zu den Belohnungen des Herrn zu gelangen, das erflehe durch die Fürbitte möglichst vieler!1 Gib dort deine Schätze in Verwahrung, wo kein Dieb nachgräbt, wo kein lauernder Räuber einbricht!2 Erwirb dir Besitztümer, aber lieber solche im Himmel, wo deine Erträgnisse stetig fortdauern und nie versiegen, wo sie vor jeder Berührung weltlicher Unbill gesichert bleiben, wo sie weder der Rost zerfrißt noch der Hagel niederschlägt, weder die Sonne versengt noch der Regen verdirbt! Denn du versündigst dich schon dadurch gegen Gott, wenn du glaubst, er habe dir den Reichtum dazu verliehen, damit du ihn auf eine nicht heilsame Weise verwendest. Auch die Stimme hat ja Gott dem Menschen gegeben, und doch darf man keine buhlerischen und schändlichen Lieder singen, und das Eisen ist nach Gottes Willen zur Bebauung der Erde da, ohne daß deshalb Mordtaten damit verübt werden dürften. Oder soll man deshalb, weil Gott Weihrauch und Wein und Feuer geschaffen hat, soll man deshalb damit den Götzenbildern opfern? Oder wirst du ihnen deswegen, weil unübersehbare Viehherden auf deinen Fluren weiden, Schlacht- und Brandopfer darbringen dürfen? Ja, allerdings, ein großes Vermögen ist eine Versuchung, wenn der Reichtum nicht für gute Zwecke wirksam ist, und deshalb soll jeder Wohlhabendere mit seinem Vermögen seine Sünden vielmehr sühnen statt sie noch zu vermehren.