Kap. 10. Rechtzeitige Flucht hätte viele noch vor schwerem Schaden bewahren können.
Dabei gibt es aber, leider Gottes, gar keinen triftigen und schwerwiegenden Grund, der einen solchen Frevel zu entschuldigen vermöchte. Man hätte ja nur die Heimat zu verlassen und sein Vermögen preiszugeben brauchen1 . Muß denn nicht jeder, der geboren wird und wieder stirbt, irgendeinmal die Heimat wieder verlassen und sich von seinem Vermögen trennen? Christus darf auf keinen Fall verlassen werden, vor dem Verlust des ewigen Heils und der ewigen Heimat muß man sich sorgsam hüten. Siehe, durch den Mund des Propheten ruft der Heilige Geist: „Weichet, weichet, ziehet von dannen und berühret nichts Unreines; geht aus seiner2 Mitte weg, sondert euch ab, die ihr die Gefäße des Herrn traget!“3 Und doch gehen und weichen sie, die die Gefäße des Herrn4 und der Tempel Gottes5 sind, nicht aus der Mitte, um nichts Unreines berühren, um nicht mit todbringenden Speisen sich beflecken und besudeln zu müssen? Auch an einer anderen Stelle läßt S. 101 sich eine Stimme vom Himmel vernehmen , die da mahnt, was die Diener Gottes tun sollen, mit den Worten. „Geh aus von ihr6 , mein Volk, auf daß du nicht teilhaftig werdest ihrer Sünden und damit du nicht betroffen wirst von ihren Heimsuchungen!“7 Wer herausgeht und entweicht, wird der Sünde nicht teilhaftig; wer aber als Mitschuldiger an dem Verbrechen befunden wird, der wird von ihren Heimsuchungen gleichfalls betroffen. Und deshalb hat der Herr dazu aufgefordert, in der Verfolgung zu entweichen und zu fliehen, und damit dies befolgt werde, hat er es nicht nur gelehrt, sondern auch getan. Denn da die Krone von der Gnade Gottes kommt und da man sie nicht erlangen kann, wenn nicht die Stunde da ist, sie in Empfang zu nehmen, so verleugnet einer, der in Christo bleibt und nur für eine Weile entweicht, nicht etwa seinen Glauben, sondern er wartet nur seine [richtige] Zeit ab. Wer aber gefallen ist, da er nicht entwich, der ist zurückgeblieben in der Absicht, zu leugnen.
