Kap. 15. Auch sie wieder zur Gemeinschaft zuzulassen, wäre falsche Milde, durch die der Frevel der Schuldigen nur noch gesteigert würde.
Es ist nämlich, geliebteste Brüder, eine ganz neue Art von Unheil aufgetaucht und, gleich als ob der Sturm der Verfolgung noch zu wenig gewütet hätte, ist zu allem Überfluß unter dem Scheine der Barmherzigkeit ein trügerisches Übel und ein verführerisches Verderben noch hinzugekommen. Im Widerspruche mit der Strenge des Evangeliums, im Widerspruche mit dem Gesetze unseres Herrn und Gottes wird von einigen voll Leichtfertigkeit den Unvorsichtigen wieder ohne weiteres die Gemeinschaft gewährt, ein ungültiger und falscher Friede, gefährlich für die Spender und ohne Nutzen für die Empfänger. Sie verlangen kein geduldiges Warten auf die Rückkehr der Gesundheit, nicht das wahre Heilmittel der Genugtuung; die Buße ist aus ihrem Herzen gebannt, die Erinnerung an die so schwere und schreckliche Sünde ist getilgt. Verdeckt werden die Wunden der Sterbenden, und den tödlichen Stoß, der tief im Innersten sitzt, verhüllt man, indem man das Leiden verborgen hält. Von den Altären des Teufels kommen sie zurück und treten mit ihren unreinen, noch von dem Opferqualm befleckten Händen an das Heilige1 des Herrn heran; die todbringenden Speisen der Götzen stoßen ihnen fast noch auf, aber während noch ihr Schlund sein Verbrechen durch den Atem und die unheilvolle Befleckung durch den Geruch verrät, wagen sie sich an den Leib des Herrn. Und doch tritt ihnen die göttliche Schrift entgegen und ruft und sagt: „Jeder Reine soll von dem Fleische essen, und jede Seele, die S. 106 von dem Fleische des Heilsopfers ißt, das dem Herrn zugehört, und hat eine Unreinigkeit an sich, diese Seele soll aus ihrem Volke verschwinden“2 , und auch der Apostel bezeugt und sagt; „Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der bösen Geister; ihr könnt nicht am Tische des Herrn teilhaben und am Tische der bösen Geister“3 . Der gleiche Apostel droht ja auch den Trotzigen und Hartnäckigen und ruft ihnen die Worte zu: „Wer immer unwürdig von dem Brote ißt und von dem Kelche des Herrn trinkt, wird schuldig sein an dem Leib und Blut des Herrn“4 .
