15. Wenn Moses sagt: Gott ist einer, so hat er damit nicht die Gottheit des Sohnes geleugnet.
Denn das ist ihre Hauptstütze: „Wir kennen”, sagen sie, „nur einen Gott; nach dem Moseswort: ‚Höre, Israel, der Herr, dein Gott, ist nur einer’.”1 Doch hat es irgend jemand einmal gewagt, daran zu zweifeln? Oder hat man je einmal von einem Gottgläubigen eine andere Lehre vernommen als diese, daß es nur einen Gott gebe, aus dem alles (Dasein habe), eine ungewordene Kraft, und daß diese eine Macht anfangslos sei?
Doch deswegen, weil es nur einen Gott gibt, ist es nicht möglich, dem Sohne Gottes die Göttlichkeit abzuleugnen. Als nämlich in Ägypten und in der Wüste das Volk sich den Götzenbildern und den Verehrungen vermeintlicher Götter ergeben hatte, hat Moses oder viel mehr Gott durch Moses dies als das Hauptgebot hingestellt, daß es an einen Gott glauben solle: und nach Wahrheit und Recht hat er es getan. Denn einer nur ist der Gott, aus dem alles (seinen Ursprung hat).
Doch wir wollen zusehen, ob derselbe Moses auch S. 185 denjenigen als Gott bekannt habe, durch den2 alles Dasein hat. Denn es wird dem Vater nichts davon genommen, nur ein Gott zu sein, weil auch der Sohn Gott sei. Denn er ist Gott von Gott, einer von einem: deswegen gibt es nur einen Gott, weil Gott3 aus sich selbst sein Dasein hat. Anderseits aber ist der Sohn deswegen nicht weniger Gott, weil der Vater ein Gott ist; denn er ist der eingeborene Sohn Gottes: nicht ursprungslos, um es dem Vater zu nehmen, daß er nur ein Gott sei; aber auch nicht etwas anderes als ein göttliches Wesen, weil er aus Gott geboren ist. Wenn man daran auch nicht rütteln darf, daß er Gott durch die Geburt aus Gott ist, wodurch der Gott unseres Glaubens einer ist, so wollen wir doch zusehen, ob Moses die Göttlichkeit des Gottessohnes gelehrt habe, der zu Israel gesagt hat: „Der Herr, dein Gott, ist nur einer.” Denn zum Erweis der Göttlichkeit unseres Herrn Jesus Christus wird uns das Zeugnis dessen vonnöten sein, auf dessen Gewicht hin die Irrlehrer nur einen Gott bekennen und deswegen dem Sohn glauben abstreiten zu sollen, daß er Gott sei.