• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Hilarius von Poitiers (315-367) De Trinitate Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit (BKV)
Sechstes Buch

9. Deutung des Valentinus. Die Kirche ist dem fremd. Mit Berufung auf die Bezeichnung „Ausweitung” bemühen die Irrlehrer sich, die Geburt zunichte zu machen.

Die Irrlehrer bestehen aber darauf, daß der Sohn Gottes nicht aus Gott sei, auch nicht aus dem Wesen und in dem Wesen Gottes aus Gott als Gott geboren, da sie ja schon vorher „den einen, allein wahren Gott” behauptet und nicht „Vater” (zu Gott) hinzugefügt hatten. Um unter Ausschließung der Eigentümlichkeit der Geburt die Wesenseinheit des Vaters und des Sohnes abzustreiten, haben sie (als Begründung) vorgebracht: „auch nicht, wie Valentinus den Sohn als Ausweitung des Vaters gedeutet hat”; unter Vorschützung der valentinischen Irrlehre und unter Verwerfung der Bezeichnung „Ausweitung” wollten sie die Geburt Gottes aus Gott nicht einräumen.

Denn mit einer fast lächerlichen und unwürdigen Betrachtungsweise hat Valentinus außer dem ursprünglichen Gott eine Familie von Göttern und zahlreiche Machthaber von Ewigkeiten1 eingeführt und hat dann behauptet, unser Herr Jesus Christus sei durch das Geheimnis eines verborgenen Entschlusses als Ausweitung hervorgebracht worden. Diese unnütz ausgedachte, vom S. 271 Wahn eines tollkühnen und törichten Urhebers hervorgesuchte Hervorbringung kennt also der evangelische und apostolische Glaube der Kirche nicht. Denn er weiß nichts von des Valentinus abgründigem Urstoff, von dem Schweigen, von den dreimal zehn Weltaltern (Äonen); er kennt vielmehr nichts anderes als den einen Gott-Vater, aus dem alles sein Dasein hat, und unsern einen Herrn Jesus Christus, durch den alles (erschaffen) ist, als Gott geboren aus Gott. Wohl aber ist er als Gott aus Gott geboren; weder nahm er (dem) Gott (-Vater) durch seine Geburt das Gott-sein, noch ist auch er (der Sohn) wegen seiner Geburt nicht Gott; weil er Gott ist, hat sein Dasein keinen Anfang, sondern aus Gott ist er geboren; was aber geboren wird, das scheint nach der Denkweise der Menschenart hervorgebracht worden zu sein, so daß die Geburt selbst als Hervorbringung erscheint. Eben deswegen versuchte man, durch die Irrlehre des Valentinus die Bezeichnung „Hervorbringung” auszuschließen, um nicht die wahre Tatsache der Geburt bestehen bleiben zu lassen. Denn die Bedeutung „Hervorbringung” ist nach irdischer Meinung nicht ganz weit entfernt von der Eigenart einer irdischen Geburt. Denn die zur Erkenntnis des Göttlichen träge und schwerfällige Erkenntniskraft der Menschennatur fordert es, des öftern an das gemahnt zu werden, was ein (für alle) Mal von uns gesagt wurde,2 damit man nicht glaube, die Verdeutlichungen menschlichen Vergleichens vermöchten den Geheimnissen göttlicher Wundermacht ein Genüge zu tun. Bildhafter (Sprach-) ausdruck menschlicher Art wird vielmehr nur deswegen benutzt, um unseren Sinn geistigerweise für himmlische Dinge aufnahmefähig zu machen, damit wir mit Hilfe dieser Stufe unserer Eigenart zur Erkenntnis der göttlichen Erhabenheit emporgehoben werden.

Gottes Geburt ist aber nicht nach der Art der Hervorbringung menschlicher Geburt einzuschätzen. Denn S. 272 wo einer aus einem, und Gott aus Gott geboren ist, da bringt irdische Geburt nur eine einleuchtende Bezeichnungsweise. Der Ursprung derer, die geboren werden, umschließt den ehelichen Umgang, die Empfängnis, die Zeit (der Erwartung), die Geburt, und ist im übrigen als Beispiel zum Vergleich ungenügend. Denn die Geburt Gottes aus Gott will als nichts anderes erfaßt werden denn eben als Geburt. Über die Tatsächlichkeit der göttlichen Geburt werden wir nach der Glaubenslehre der Evangelien und Apostel gehörigen Ortes3 handeln; vorerst gilt es jedoch, den Geist der irrlehrerischen Kunstfertigkeit aufzuzeigen, die die Bezeichnung „Hervorbringung” tilgen will, um die tatsächliche Wahrheit der Geburt zunichte zu machen.


  1. Äonen. ↩

  2. Vgl. Buch 1, 19; 4, 2. ↩

  3. Von Kap. 23 an. ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (468.76 kB)
  • epubEPUB (497.40 kB)
  • pdfPDF (1.69 MB)
  • rtfRTF (1.45 MB)
Übersetzungen dieses Werks
Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung zu: Des heiligen Bischofs Hilarius von Poitiers zwölf Bücher über die Dreieinigkeit

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung