45. Die Eigentümlichkeit des Sohnes wird ausdrücklich behauptet. Der griechische Wortlaut des Briefes an die Römer.
Doch wir wollen nunmehr erkennen, was des Apostels Glaube hinsichtlich des Sohnes Gottes sei. Denn wenn er auch in keiner Äußerung, die er gemäß der Lehre der Kirche tat, vom Vater sprach, ohne auch den Sohn zu bekennen, so sagt er dennoch, um die Wahrheit dieses Namens mit der menschenmöglichen Genauigkeit aufzuweisen: „Was aber nun? Wenn Gott für uns ist, wer ist wider uns? Der des eigenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns dahingegeben hat.”1 Ist etwa auch jetzt wohl nur die Kindschafts-annahme bei demjenigen bezeichnet, dem der Name (Sohn) im eigentlichen Sinne zukommt? Der Apostel wollte nämlich die Liebe Gottes gegen uns aufzeigen, um die Erhabenheit der Liebe Gottes durch die Art des Vergleiches erkennbar zu machen; deswegen lehrte er, Gott habe seines eigenen Sohnes nicht geschont: aber doch gewiß nicht des Angenommenen für diejenigen, die er annehmen wollte, und auch nicht eines Geschöpfes für die Erschaffenen, sondern seines eigenen für die Fremden, des eigentlichen für diejenigen, die nur nach ihm (als Söhne) sollten benannt werden. Suche den kraftvollen Gehalt des Wortes zu erfassen, um die Größe der Liebe zu erkennen! Was S. 321 das eigen bedeute, erwäge sehr wohl, damit du nicht die Wahrheit verfehlest! Denn jetzt sagt der Apostel den eigenen Sohn, während er schon an vielen Stellen oft sein oder ihm gehörig gesagt hatte.
Wenn auch wegen des einfältigen Sinnes der Übersetzer viele Handschriften für den eigenen Sohn seinen Sohn als Lesart haben, so gebraucht doch die griechische Sprache, in der der Apostel gelehrt hat, hier eher eigen als sein. Und wenn auch nach der gewöhnlichen Auffassungsweise eigen und sein nicht genügend unterschieden sind, so hat doch der Apostel an dieser Stelle durch den Ausdruck: „ὅς γε τοῦ ἰδίου ὑιοῦ οὐκ ἐφείσατο [hos ge tou idiou hyiou ouk epheisato] — der seines eigenen Sohnes nicht geschont hat”, das wahre Wesen in bezeichnender Weise zum Ausdruck gebracht, wenn er auch schon in anderen Äußerungen seinen Sohn erwähnt hatte, was griechisch τὸν ἑαυτοῦ ὑιόν [ton heautou hyion] heißt. Ziel war dabei, jetzt die Eigentümlichkeit des eingeborenen Gottes als Sohn zu zeigen, da er vorher schon erwiesen hatte, daß es auf Grund der Kindschafts-annahme viele Söhne gebe.
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Röm. 8, 31 f. ↩