55. Ein anderer ist, wer innewohnt; ein anderer, wer die Wohnung ist. Jeder ist vollkommener Gott.
Aber auch darin hat der Apostel die Richtschnur1 seines Glaubens festgehalten, daß er die leibhaftige S. 62 Einwohnung der Fülle der Gottheit in Christus lehrte, damit einerseits die Glaubensverkündigung nicht zu einer falschgläubigen Einheit hinabgleite, damit anderseits nicht ungläubiger Wahn bis zur (vermeintlichen) Erkenntnis eines ander(sartig)en Wesens sich vorwage. Denn die Fülle der Gottheit wohnt in Christus leibhaftig,2 sie ist aber weder vereinzelt noch abtrennbar; denn einerseits läßt die leibhaftige Fülle es nicht zu, von der leibhaftigen Fülle abgetrennt zu werden, noch kann anderseits die einwohnende Gottheit selbst als die Wohnung der Gottheit gedeutet werden. So vielmehr ist Christus, daß leibhaftig die Fülle der Gottheit in Christus ist; so aber soll in Christus leibhaftig die Fülle der Gottheit sein, daß die ihm einwohnende Gottheit als nichts anderes erkannt werde denn als Christus.
Stehle an Gelegenheiten zu Wortklaubereien, was du nur willst, und rüste die Stacheln ungläubigen Geistes! So sag’ es wenigstens einmal lügnerisch, wessen Fülle der Gottheit in Christus leibhaftig wohnt! Denn Christus ist er, ist aber auch die leibhaftig in ihm wohnende Fülle der Gottheit.