16. Christus stammt aus dem Himmel, ist Menschensohn und ist im Himmel.
Gerade daraufhin hat der Herr selbst jenes übergroße und ungemein schöne Geheimnis der Menschannahme aufgewiesen, mit seinem Wort: „Niemand ist zum Himmel emporgestiegen, wer nicht vom Himmel herabgestiegen ist, der Menschensohn, der im Himmel ist.”1 Daß er vom Himmel herabstieg, ist die Ursache des vom Heiligen Geist empfangenen Ursprungs. Nicht hat nämlich Maria dem Leibe den Ursprung gegeben, wenn sie auch zum Wachstum und zur Geburt des Leibes alles das beigetragen hat, was ihrem Geschlecht wesensgemäß zukommt.
Sofern er aber Menschensohn ist, ist er der Sproß des in der Jungfrau empfangenen Leibes.
Sofern er endlich im Himmel ist, macht das die Macht des immerdauernden Wesens aus. Denn trotz des von sich aus ins Dasein gerufenen und erschaffenen Leibes hat er sich nicht aus der Kraft seiner Unendlichkeit heraus in den Bereich seines umgrenzten Körpers eingeengt. Wenn er auch vermöge der Kraft des Geistes und der Macht des Wortes Gottes in der Gestalt eines Knechtes2 Dasein hatte, so ist dennoch der Herr des Himmels und der Welt von keinem Kreise innerhalb und außerhalb des Umkreises von Himmel und Erde je fern gewesen.
Deswegen also ist er sowohl vom Himmel herabgestiegen und auch Menschensohn und endlich im Himmel gegenwärtig, weil das fleischgewordene Wort sein Fortdauern als Wort nicht verloren hatte. Denn sofern es Wort ist, bleibt es im Himmel; sofern es Fleisch ist, besteht es als Menschensohn; sofern das Wort Fleisch S. 172 wurde, stammt es vom Himmel und ist es Menschensohn und ist es im Himmel. Denn die Kraft des Wortes besteht nicht in körperlicher Art, und auch war es da nicht fern, von wo es herabgestiegen war. Und das Fleisch hatte nicht anderswoher seinen Ursprung genommen als aus dem Wort. Und das fleischgewordene Wort3 war trotz seines Fleisch-seins dennoch sehr wohl das Wort.