30. Die Kelchesbitte.
S. 185 Doch vielleicht mag man glauben, er habe so sehr Furcht gehabt, daß er gebeten habe, der Kelch möge an ihm vorübergehen: „Abba, Vater, alles ist dir möglich, trage diesen Kelch an mir vorüber!”1 Um nicht auch an dem übrigen zu mäkeln, frage ich nur: würdest du die Ohnmacht deines Falschglaubens nicht sogar auch daher begründet haben, daß du gelesen hast: „Bring dein Schwert in die Scheide; den Kelch, den der Vater mir gegeben hat, soll ich nicht trinken?”2 Wie nämlich sollte er aus Angst vor dem Leiden um Schonung vor demjenigen bitten, was er doch wegen der Vollziehung seiner Aufgabe zu vollenden eilt? Es stimmt nämlich nicht zusammen, daß nicht leiden will, wer leiden will. Wenn du seinen Willen zum Leiden erkennen würdest, dann wäre es ehrfürchtiger gewesen, die Nicht-erkenntnis des Wortes einzugestehen, als im Wahn falschgläubiger Torheit bis zu der Behauptung sich zu erkühnen, es habe um Verschonung vom Leiden gebetet, von dem du den Willen zum Leiden erkannt hattest.