40. Warum Christus nunmehr die Apostel schlafen läßt.
Wenn er auch mit seinem Wort: „Dein Wille geschehe” bei dem Ärgernis des Kelches, d. i. seines Leidens, die Apostel dem Entscheiden des väterlichen Willens anheimstellte, so hat er doch die zum drittenmal wiederholte Bitte um Gebet ausgesprochen; danach sagte er: „Schlafet nun und ruhet!”1 Denn nicht ohne einen Grund, dessen er sich innerlich bewußt war, heißt jetzt derjenige sie nunmehr schlafen und ruhen, der sie vorher wegen ihres Schlafes vorwurfsvoll getadelt hatte.
Man erkennt aber, daß Lukas uns die Deutung jener Mahnung gegeben hat. Als er gesagt hatte, der Satan S. 194 habe ausbedungen, die Apostel wie Weizen zu sichten, und der Herr habe für den Glauben des Petrus gebetet, daß er nicht versage, fügte er hinzu, nach langem Beten des Herrn sei ein Engel hinzugetreten, um ihn zu stärken; als dieser hinzukam, habe er noch inständiger zu beten begonnen, so daß mit Blutstropfen der Körperschweiß hervorfloß.2 Nachdem nämlich der Engel zum Schutz der Apostel gesandt und durch ihn der Herr gestärkt war, um ihretwegen nicht traurig zu sein, da sprach er nunmehr ohne Furcht vor Traurigkeit: „Schlafet nunmehr und ruhet!”
Von dem Engel und von der Forderung des Teufels haben Matthäus und Markus zwar nichts berichtet. Aber nach der Traurigkeit der Seele, nach dem Tadel an die Schläfer, nach der Bitte um das Vorübergehen des Kelches ist nicht von ungefähr die Aufforderung zum Schlafen gefolgt, sondern nur aus diesem Grunde, daß er bei seiner Abwesenheit von ihnen und gestärkt durch die Hilfe des Engels, der ihm hilfreich gesandt war, sie unter der Sicherheit verläßlichen Schutzes sicher dem Schlaf überließ.