46. Die Kraft des Glaubens zur Überwindung des Schmerzes.
Daniel, in Erwartung der Prophetenspeise, fürchtet sich nicht vor der Löwengrube.1 Die Apostel freuen sich, für Christi Namen Schläge und Leiden hinzunehmen.2 Dem Paulus ist sein Opfer Krone der Gerechtigkeit.3 Mit Lobgesängen halten die Blutzeugen ihren Hals den Peinigern hin, um ihn abtrennen zu lassen; unter Liedgesang besteigen sie die Scheiterhaufen, die ihnen aus Holzstößen geschichtet wurden. So sehr behebt das Erlebnis des Glaubens in den Körpern die Angst der natürlichen Schwachheit und wandelt von Grund auf die Körper zu der Fähigkeit, den Schmerz nicht zu empfinden, daß vermöge des Vorsatzes der Seele die körperliche Kraft aufgerichtet und der beseelte Körper nur dafür empfänglich ist, wozu er unter der Leitung der Seele erregt wird, so daß unter dem Einwirken der Seele der Körper dasjenige nicht als Leiden empfindet, was der Geist aus Verlangen nach Herrlichkeit verachtet.
Wenn das vermöge des glühenden Verlangens der Seele nach Herrlichkeit bei den Menschen wesensmäßig möglich ist, von diesen Leiden nicht zu wissen, die Wunden nicht zu kennen, Todesgefahren nicht zu sehen: soll man dann dem Herrn der Herrlichkeit Jesus Christus eine solche Schwachheit eines schlag- und schmerzempfindlichen Körpers zumuten, die der Geist seines Glaubens nicht (einmal) den herrlichen und seligen Männern beläßt? Ihn, dessen Mantelsaum sogar Kraft ist,4 dessen Speichel5 und Wort zum Wesen des Körpers gehört, da der Krüppel und nunmehr schon nicht mehr Krüppelhafte geheißen wird, die Hand auszustrecken6 und der S. 201 Blindgeborene die Mängel der Geburt nicht empfindet7 und der am Ohr Verstümmelte nicht verstümmelt ist?8