21. Das Immer-sein des Sohnes trotz seiner Geburt.
Ein Ende nehmen mag also die Beunruhigung des Falschglaubens. Und weil er selbst keine Einsicht hat, möge er nicht meinen, wir stritten dasjenige ab, was allein von uns in guter Weise gekannt und geglaubt wird. Denn wenn wir mit ausdrücklichen Worten seine (des Gottessohnes) Geburt bekennen, so lehren wir dennoch nicht, er sei nicht geboren. Ist es doch nicht das gleiche, nicht geboren zu sein und geboren zu werden. Denn jenes stammt von einem anderen her, dieses aber von niemandem. Ein anderes ist es, ohne Urheber immer ewig zu sein, ein anderes, daß er dem Vater, d. i. dem S. 297 Urheber, gleich ewig ist. Wo nämlich der Vater als der Urheber ist, da ist auch die Geburt; wo aber der Urheber ewig ist, dort besteht auch die Ewigkeit der Geburt. Wie nämlich die Geburt vom Urheber stammt, so besteht auch die ewige Geburt von Ewigkeit her. Alles aber, was immer ist, das ist auch ewig.
Dennoch aber ist nicht alles auch ungeboren, was ewig ist. Denn was von einem Ewigen geboren wird, besitzt es als ewiges Sein, daß es geboren ist. Was aber nicht geboren ist, ist mit Ewigkeit nicht geboren. Wenn aber, was von einem Ewigen geboren ist, nicht als ewig geboren ist, dann wird vollends auch der Vater nicht als Urheber ewig sein. Wenn also demjenigen etwas an der Ewigkeit mangelt, der von dem ewigen Vater geboren ist, dann ist es gar kein Zweifel, daß es an eben diesem auch dem Urheber gemangelt hat. Denn was dem Erzeuger unendlich ist, das ist auch dem Sohn unendlich. Irgendein Mittelding zwischen der Geburt des Sohnes und der Zeugung Gottes des Vaters läßt nämlich weder die Vernunft noch (gesunder) Sinn zu. Denn in der Zeugung besteht die Geburt und umgekehrt in der Geburt die Zeugung, was beides ohne gegenseitigen Zwischenraum besteht, weil ohne das eine auch das andere keinen Bestand hat. Was also nur aus beiden her bestehen kann, das hat in allen (Fällen) nur in seiner Zweiheit dauernden Bestand, weil in dem einen für das andere kein Raum bleibt, das eben als dieses andere eben nur in dem einen sein Dasein haben kann.