50. Die „Erschaffung” der Weisheit.
Zwar könnte die Schwäche der Erkenntnis den Sinn rechtgläubigen Meinens daran hindern (einzusehen), daß S. 322 sie jetzt abnehmen könnte, was geschöpfliche Eigentümlichkeit ist. Dennoch war die Meinung nicht notwendig, auch nicht mit Hinblick auf das Wort des Apostels, die Geschöpflichkeit, die zur wahren Geburt hinzukomme, bedeute für den Glauben an die Zeugung einen Fortschritt, wenn man das auch nur in unkundiger, nicht aber falschgläubiger Weise meinen kann. Von demjenigen, dessen Geburt der Apostel wußte und häufig ausgesprochen hatte, scheint der Apostel nicht ohne bewußte Absicht gesagt zu haben, „er sei vom Weibe geboren”,1 als er die Geburt des Einen aus dem Einen verkünden wollte, d. h. die Geburt aus der Empfängnis der Jungfrau ohne menschliche Erlebnisweisen. Die Geburt sollte die Tatsächlichkeit der Zeugung erweisen und die Bildung des Einen aus dem Einen die Geburt2 klar herausstellen. Denn das Wort „Bildung”3 würde die Empfängnisweise menschlicher (Geschlechts) vereinigung ausschließen, da man erfahren sollte, derjenige sei aus einer Jungfrau gebildet worden, über dessen Geburt kein Zweifel mehr bestand.
Du jedoch, Irrlehrer, sieh zu, wie falschgläubig du bist! Kein einziges Wort eines Propheten oder eines Evangelisten oder eines Apostels hat davon gesprochen, Jesus Christus sei eher aus Gott erschaffen als geboren. Du aber leugnest die Geburt und behauptest die Geschöpflichkeit, nicht aber in der Sprechweise des Apostels, der von einem „Gebildetsein” spricht,4 damit an der Geburt des Einen aus dem Einen kein Zweifel bestehe; (du leugnest) mit dem Ziel der ganz falschgläubigen Auffassung, daß Gott nicht auf Grund einer wesensmäßigen Geburt Dasein besitze, da er vielmehr als Geschöpf aus dem Nichts sein Dasein gewonnen habe. Dies ist vor allem das unaussprechliche Gift deines unseligen Geistes, nicht (etwa), die Geburt eine Erschaffung zu nennen, sondern statt des Glaubens an die Geburt einen solchen S. 323 an eine Erschaffung herzurichten. Immerhin würde dies das Zeugnis eines schwachen, wenn auch nicht ganz und gar ungläubigen Geistes sein, ihn zu dem Ende erschaffen zu nennen, daß ein leidensunfähiger Sohn, als einer aus einem, erkennbar würde.