Kap. 5. Aus diesem Jammertal kann uns nur der Tod erlösen, der uns zu Christus führt.
So viele Verfolgungen sind es, die unsere Seele Tag für Tag zu erdulden hat, so viele Gefahren bedrängen unser Herz. Und da sollten wir uns freuen, noch lange den Schwertstreichen des Teufels ausgesetzt zu sein, obwohl doch vielmehr sehnlich zu wünschen wäre, durch einen möglichst frühen erlösenden Tod eilends zu Christus zu gelangen? Belehrt er uns doch selbst mit den Worten: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: ihr werdet weinen und wehklagen, die Welt aber wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit wird sich in Freude verwandeln“1 . Wer sollte nicht wünschen, die Traurigkeit los zu werden, wer sich nicht beeilen, zur Freude zu gelangen? Wann aber unsere Traurigkeit in Freude sich verwandelt, das erklärt abermals der Herr selbst mit den Worten: „Ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird niemand von euch nehmen“2 . Da also „Christus sehen“ sich freuen heißt und da es keine Freude für uns geben kann, wenn man nicht Christus sieht, welche Geistes Verblendung oder welcher Wahnsinn ist es dann, die Drangsale, die Pein und die Tränen der Welt zu lieben, statt vielmehr der Freude zuzueilen, die nie wieder genommen werden kann?
