Erstes Hauptstück.
S. 266 Deine gütige Gemüthsart, seligster Herr Augustus! stimmt mit deiner wohlwollenden Gesinnung ganz überein. Und weil aus der Quelle deiner väterlichen Milde Barmherzigkeit in reichlichem Maße fließt; so hoffen wir vertrauensvoll, daß wir das, um was wir bitten, leicht erlangen können. Nicht allein mit Worten, sondern auch mit Thränen flehen wir, daß die katholischen Kirchen nicht mehr länger das drückendste Unrecht zu erdulden, und unerträgliche Verfolgungen und Schmähungen von unsern Brüdern1, was S. 267 der großen Verruchtheit wegen unsäglich ist, zu leiden haben mögen. Deine Milde sorge dafür und beschließe, daß überall sämmtliche Richter, welchen die Verwaltungen der Provinzen anvertraut sind, und welchen nur die Besorgung und Schlichtung der Staatsangelegenheiten obliegen muß, der Aufsicht über die Religion sich enthalten, und daß sie sich in Zukunft nicht mehr auf eine anmaßende Weise das Recht aneignen sollten, über die Angelegenheiten der Geistlichen zu erkennen, und unschuldige Menschen durch mannigfaltige Drangsale, Drohungen, Gewaltthätigkeiten und Schrecken zn entmuthigen und zu quälen.
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Hilarius versagt den Arianern, obwohl sie grausam gegen die Katholiken wütheten, die Benennung „Brüder“ nicht; auf dieselbe Weise sagt Gregorius Naz. Rede 33, Kap. 17: „Brüder nenne ich euch noch, obwohl ihr eine wenig brüderliche Gesinnung gegen uns heget.“ ↩