Kap. 8. Denn Gott muß über die Menschen doch dasselbe Recht zustehen wie einem Herrn über einen ungehorsamen Knecht.
Du beklagst dich darüber, daß sich gegenwärtig reiche Quellen, gesunde Luft, häufiger Regen und fruchtbarer Boden weniger1 deinem Wunsche gefügig zeigen, daß die Elemente nicht mehr so deinem Nutzen und Vergnügen dienen. Du freilich dienst ja Gott, durch dessen Gnade dir alles dienstbar ist; du gehorchst ihm, auf dessen Wink dir alles gehorsam ist! Du selbst verlangst von deinem Knechte Knechtesdienst, und, selbst nur ein Mensch, zwingst du einen anderen Menschen, dir ergeben und Untertan zu sein. Und obgleich ihr das nämliche Los der Geburt und ein und dasselbe Schicksal des Todes habt, obwohl euer Leib völlig übereinstimmt in der2 Zusammensetzung und eure Seele die gleiche Beschaffenheit zeigt, obwohl ihr nach demselben Rechte und nach dem nämlichen Gesetze in diese Welt tretet und später wieder aus ihr abscheidet, so erzwingst du dennoch, wenn man S. 211 dir nicht nach deinem Wunsche dient, wenn man nicht deinem Willen voll Hingebung gehorcht, in herrischer rücksichtsloser Strenge knechtische Unterwürfigkeit, und du geißelst und schlägst, du strafst und quälst durch Hunger, Durst und Entblößung, häufig auch mit Schwert und Kerker. Und den Herrn deinen Gott erkennst du nicht an, obwohl du selbst deine Herrschaft so nachdrücklich ausübst?