Kap. 13. Nur geduldiges Ausharren in hoffnungsvollem Glauben und in werktätiger Liebe sichert uns nach der Heiligen Schrift die Krone des Ruhmes im Jenseits.
Ein heilsames Gebot unseres Herrn und Meisters lautet: „Wer ausharren wird bis zum Ende, der wird selig sein“1 , und wiederum: „Wenn ihr bleiben werdet bei meinem Wort, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“2 . Zu dulden und auszuharren gilt es, geliebteste Brüder, damit wir, die wir zur Hoffnung der Wahrheit und Freiheit zugelassen sind, auch zur wirklichen Wahrheit und Freiheit gelangen können; denn schon der Umstand, daß wir Christen S. 301 sind, ist eine Sache des Glaubens und der Hoffnung. Damit aber die Hoffnung und der Glaube zu ihrer Frucht gelangen können, bedarf es der Geduld. Denn wir streben nicht nach dem gegenwärtigen Ruhm, sondern nach dem künftigen, wie der Apostel Paulus mahnt mit den Worten: „Durch die Hoffnung sind wir gerettet. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung. Denn was einer sieht, was hofft er da noch? Wenn wir aber hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir in Geduld“3 . Geduldiges Abwarten ist notwendig, damit wir das, was wir zu sein angefangen haben, auch vollenden und das, was wir hoffen und glauben, aus Gottes Hand gewährt erhalten. So unterweist und belehrt auch an einer anderen Stelle derselbe Apostel die Gerechten und Wohltätigen, die durch den Zuwachs ihres an Gott geliehenen Gutes sich Schätze im Himmel zurücklegen, sie sollten auch geduldig sein, indem er sagt: „Laßt uns also, solange wir Zeit haben, an allen Gutes tun, besonders aber an den Angehörigen des Glaubens! Gutes zu tun aber laßt uns nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir ernten“4 . Er mahnt, keiner solle aus Ungeduld im Wohltun ermüden, keiner solle durch Versuchungen sich abhalten oder bezwingen lassen und mitten auf dem Wege zu Ehre und Ruhm halt machen, damit nicht das Erreichte verloren gehe, wenn das Begonnene nicht mehr vollendet wird, wie geschrieben steht: „Die Gerechtigkeit des Gerechten wird ihn nicht befreien, an welchem Tage er auch immer abirrt“5 , und wiederum: „Halte fest, was du hast, damit nicht ein anderer deine Krone nehme!“6 Dieses Wort fordert dazu auf, geduldig und tapfer auszuharren, damit derjenige, der nach der Krone strebt und dem der Ruhm schon winkt, dank seiner anhaltenden Geduld auch wirklich die Krone erlange.
