Kap. 20. Der Vergleich lehrt, welch reichen Segen die Geduld für den Christen in allen Lebenslagen in sich birgt.
Nachdem wir also, geliebteste Brüder, die Vorzüge der Geduld und die Nachteile der Ungeduld sorgfältig gegeneinander abgewogen haben, laßt uns aber auch an der Geduld, durch die wir in Christus bleiben und mit Christus zusammen zu Gott gelangen können, mit aller Gewissenhaftigkeit festhalten! Reich und vielseitig, wie sie ist, ist sie nicht in enge Grenzen eingeschlossen oder auf ein kleines Gebiet beschränkt. Weithin reicht die Wirkung der Geduld, und ihre Fülle und ihr Reichtum entspringt zwar aus der Quelle dieses einen Namens, aber sie ergießt sich in übersprudelnden Bächen über viele Wege des Ruhmes; und in unserem S. 307 ganzen Tun und Treiben kann nichts zur Vollendung der Herrlichkeit gelangen, wenn es nicht von ihr die Kraft der Vollendung empfängt. Die Geduld ist es, die uns unserem Gott empfiehlt und bewahrt. Sie ist es, die den Zorn mäßigt, die Zunge im Zaum hält, die den Sinn leitet, den Frieden behütet, die Zucht lenkt, die das Ungestüm der Begierde bricht, die Gewalt des Stolzes unterdrückt, den Brand der Feindschaft auslöscht, die Macht der Reichen in Schranken hält, die Not der Armen lindert, die an den Jungfrauen ihre glückselige Unschuld, an den Witwen ihre mühevolle Keuschheit, an den ehelich Verbundenen ihre unzertrennliche Liebe schützt. Sie macht demütig im Glück, mutig im Unglück, sanftmütig gegen Unrecht und Kränkung. Sie lehrt, den Fehlenden schnell zu verzeihen, wenn man aber selbst sich vergeht, lange und inständig [um Verzeihung] zu bitten. Sie überwindet die Versuchungen, sie erträgt die Verfolgungen, sie führt das Leiden und das Martyrium zur Vollendung. Sie ist es, die die Grundlagen unseres Glaubens unerschütterlich befestigt, sie ist es, die das Wachstum unserer Hoffnung gewaltig fördert. Sie leitet unser Tun und Lassen, so daß wir imstande sind, den Weg Christi einzuhalten, indem wir in seiner Geduld wandeln. Sie bewirkt es, daß wir Gottes Kinder bleiben, indem wir die Geduld des Vaters nachahmen.
