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Werke Salvianus von Marseille (405-451) De gubernatione Dei Von der Weltregierung Gottes (BKV)
I. Buch

7. Die Sintflut

Wir sehen also aus dem Gesagten, daß nichts aus Nachlässigkeit Gottes geschehen ist, sondern, daß einiges Gottes Vorsehung so anordnete, einiges seine Geduld zuließ anderes sein Urteil als Strafe verhängte. Aber manche glauben vielleicht, wir hätten unsere Behauptungen nur an wenigen Menschen bewiesen; wir wollen sehen, ob wir das gleiche auch an der Gesamtheit offenkundig machen können. Als mit der Zahl des Menschengeschlechtes auch dessen Gottlosigkeit wuchs und sich vervielfachte, „da sah Gott“, so erzählt die Heilige Schrift, „daß die Bosheit der Menschen auf Erden groß und das gesamte Denken ihres Herzens jederzeit auf das Böse gerichtet war; und es reute ihn, daß er den Men- S. 57 schen auf der Erde erschaffen habe; und im innersten Herzen von Schmerz erfüllt, sagte er: Ich werde den Menschen, den ich geschaffen, von der Erde vertilgen. 1 Betrachten wir, wie in all diesem sowohl die Sorge als auch die Strenge des Herrn in gleicher Weise zutage tritt! Denn erstens sagt die Schrift: „Gott aber sah„; zweitens: "im innersten Herzen von Schmerz erfüllt“ und drittens: "ich werde den Menschen vertilgen, sprach er, den ich erschaffen habe.“ Wenn es nun von Gott heißt, er sehe alles, so zeigt sich darin seine Fürsorge; wenn geschrieben steht, es schmerzte ihn, so kommt dadurch der Abscheu des Erzürnten zum Ausdruck, in der Strafe aber die Strenge des Richters. Es reute also Gott, sagt die Heilige Schrift, daß er den Menschen auf der Erde gemacht hatte, nicht als ob Gott einer solchen Regung unterworfen oder von irgendeiner Leidenschaft beherrscht wäre; sondern die Heilige Schrift redet mit uns, um uns den wahren Sinn der Schriften voll zum Verständnis zu bringen, sozusagen in menschlicher Art, und zeigt, wenn sie von Reue Gottes spricht, die Macht des Erzürnten auf. Der Zorn der Gottheit ist nämlich die Strafe für den Sünder. Was folgt nun? "Als Gott sah, daß die Erde verwüstet sei, sagte er zu Noe: Das Ende allen Fleisches ist vor mir gekommen; erfüllt ist die Erde von ihnen her, und ich werde sie mit der Erde vertilgen“ 2 Was nachher? "Es brachen auf„, heißt es "alle Brunnen der großen Tiefe, und die Schleusen des Himmels öffneten sich, und es kam ein Regen über die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte.“ 3 Und gleich darauf: "Alles Fleisch wurde vernichtet, das sich auf Erden bewegte.„ 4 Und dann: „Es blieb nur Noe übrig und die mit ihm in der Arche waren.“ Ich möchte nun die fragen, die behaupten, Gott kümmere sich nicht um menschliche Dinge, ob sie glauben, daß er sich in jener Zeit um die Erde gekümmert und sie gerichtet habe. Ich S. 58 glaube nämlich, nicht einmal, sondern zweimal hat er gerichtet; denn indem er die Guten rettete, erwies er sich als gütigen Vergelter; und indem er die Bösen bestrafte als strengen Richter. Aber das scheint vielleicht bei den Törichten weniger Beweiskraft zu haben, weil es vor der Sintflut, also sozusagen in einem anderen Zeitalter, geschah. Als ob Gott damals ein anderer gewesen wäre oder nachher nicht mehr die gleiche Sorgfalt für die Welt hätte hegen wollen! Mit Gottes Hilfe könnte ich an jeder einzelnen Generation nach der Sintflut meine Behauptungen beweisen. Aber einerseits würde das zu lang, anderseits genügt der Hinweis auf bestimmte und bedeutende Ereignisse. Denn der Gott der großen und der kleinen Dinge ist der gleiche; und darum kann man auch im Kleinen die Wahrheit erkennen, die im Großen bewiesen wird.


  1. Gen. 6f 5 ff. ↩

  2. Ebd. 6, 12 f. ↩

  3. Ebd. 7, 11 f. ↩

  4. Ebd. 7, 21. ↩

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Von der Weltregierung Gottes (BKV)

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