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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Salvien de Marseille (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
I. Buch

11. Weitere Beispiele aus der Geschichte Israels: Das goldene Kalb, der Sabbatschänder, der Gotteslästerer, Nadab und Abiu, Mirjam und Aaron

Vom Joch des Pharao befreit, sündigte dann das Volk der Hebräer am Berge Sinai und wurde sogleich vom Herrn für seinen Fehltritt bestraft. So nämlich steht geschrieben: „Es schlug der Herr das Volk wegen der Sünde mit dem Kalb, das Aaron gemacht hatte." 1Konnte S. 66 Gott ein schärferes und augenfälligeres Gericht über die Sünder halten, als daß er die Strafe der Sünde auf dem Fuße folgen ließ? - Aber warum traf die Verurteilung nicht alle, da doch das ganze Volk schuldig war? Weil nämlich der gütige Gott nur einen Teil mit der Schärfe seines Richterspruchs traf, um die anderen durch dieses Beispiel zu bessern und allen gegenüber seine Strenge durch die Züchtigung, seine Milde durch die Verzeihung zu beweisen. Strenge nämlich war es, da er strafte, Güte, da er schonte, obgleich beides in ungleichen Ausmaßen. Mehr wurde der Güte Raum gelassen als der Strenge. Da nämlich der Herr überaus nachsichtig ist, ist er immer mehr zur Barmherzigkeit geneigt als zur Rache; denn obgleich Gottes Züchtigung in der Bestrafung eines Teiles des jüdischen Volkes der Gerechtigkeit und der Strenge Rechte einräumte, beanspruchte doch seine Milde den größeren Teil des Volkes für sich. Und dies tat er damals vorzüglich aus einer ganz besonderen Barmherzigkeit mit der zahllosen Menge des Volkes, damit nicht alle, die Schuld auf sich geladen, auch die Strafe vernichte. Aber gegen gewisse Personen und Familien ist, so lesen wir, das Gericht Gottes unerbittlich, 2so dort, wo einer getötet wird, weil er sich erfrechte, Holz zu sammeln, während das Volk den Sabbat feierte. Denn obgleich nämlich dieses Menschen Tat an sich nicht als Schuld erschien, so machte ihn doch das Gebot des Ruhetags zum Schuldigen. Oder: Als zwei miteinander stritten, wurde der eine, der Gott lästerte, mit dem Tode bestraft. So nämlich steht geschrieben: „Siehe, der Sohn eines israelitischen Weibes, den sie von einem Ägypter geboren, zankte unter den Söhnen Israels mit einem israelitischen Mann. Und da er den Namen Gottes gelästert und ihm geflucht, wurde er vor Moses geführt." 3 Gleich darauf heißt es: „Sie legten ihn ins Gefängnis, bis sie erkännten, was der Herr gebieten würde. Dieser redete zu Moses und S. 67 sprach: Führe den Lästerer vor das Lager, und alle, die es gehört, sollen die Hand auf sein Haupt legen, und das ganze Volk soll ihn steinigen." 4 Ist Gottes Gericht nicht ganz augenscheinlich, und wurde nicht der Richterspruch, ganz wie bei einem menschlichen Gericht, durch eine Entscheidung des Himmels herbeigeführt? Zunächst wurde der Verbrecher gefaßt, dann sozusagen vor einen Richterstuhl geführt, zum dritten angeklagt, dann in den Kerker geworfen, zuletzt kraft eines himmlischen Urteils bestraft. Und nicht schlechthin bestraft wurde er, sondern erst nach Anhörung der Zeugen, damit offenbar Gerechtigkeit und nicht Gewalt den Frevler verurteile. Dieses Beispiel zielte auf eine Besserung aller ab, damit ferner sich niemand das zuschulden kommen lasse, was das ganze Volk an diesem einen bestraft habe. Nach dieser Art des Richtens verfährt Gott überall auch jetzt und ist er immer verfahren, damit die von einzelnen getragene Buße der Besserung aller diene. So war es auch, als Abiu und Nadab, Männer aus priesterlichem Geschlecht, durch Feuer vom Himmel vernichtet wurden. An ihnen wollte Gott nicht nur zeigen, daß es ein Gericht gab, sondern auch, daß dieses Gericht immer drohend gegenwärtig sei. Denn so steht geschrieben: „Als Feuer von dem Herrn ausgegangen und das Brandopfer ergriffen, nahmen Nadab und Abiu, Söhne Aarons, Rauchfässer und legten Feuer und Rauchwerk hinein und brachten fremdes Feuer dem Herrn dar, was ihnen nicht geboten war. Und es ging Feuer von dem Herrn aus und fraß sie, und sie starben vor dem Herrn." 5

Was wollte er anders zeigen, als daß seine Rechte immer über uns ausgestreckt ist und sein Schwert beständig droht, da er den Fehltritt der beiden sogleich unmittelbar bei der Tat bestrafte? Fast nicht eher waren die Sünder mit ihrem Frevel zu Ende, als auch die Strafe schon eintrat. Das ereignete sich aber nicht nur in diesem Falle, sondern auch in vielen anderen. In- S. 68 dem nämlich jene nicht wegen gottloser Gesinnung, sondern wegen gedankenlosen Leichtsinns bestraft wurden, zeigte Gott, welcher Strafe sich die schuldig machen, die aus Verachtung der Gottheit einen Fehler begehen, da ja die schon von Gott geschlagen wurden, welche nur aus Unüberlegtheit gesündigt hatten; und er wollte auch klar machen, welche Schuld die auf sich laden, die gegen die Anordnung ihres Herrn handeln, da schon jene so schwer bestraft wurden, die ohne seine Anordnung gehandelt hatten. Doch auch damit wollte Gott durch das heilsame Beispiel eines Gerichtes für unsere Besserung Sorge tragen, auf daß alles Laienvolk einsähe, wie sehr es den Zorn Gottes fürchten müsse, da nicht einmal die Söhne des Priesters durch das Verdienst ihres Vaters der augenblicklichen Strafe entrissen, noch durch das Vorrecht des heiligen Amtes gerettet wurden. Doch was soll ich von denen sagen, deren Leichtsinn sozusagen sich an Gott selbst heranwagte und sich zu einem Unrecht gegen den Himmel auswuchs? Maria redet gegen Moses und wird bestraft. 6 Sie wird aber nicht nur bestraft, sondern bestraft nach gerichtlichen Formen. Zuerst nämlich wird sie vor das Gericht gerufen, dann angeklagt, zum dritten gezüchtigt; in den Scheltworten des Herrn muß sie den Urteilsspruch entgegennehmen, im Aussatz aber die Strafe der Sünderin erleiden, Diese Züchtigung demütigt aber nicht nur Maria, sondern auch Aaron. Denn obwohl der Hohepriester nicht durch Aussatz entstellt werden durfte, hat auch ihn die Züchtigung des Herrn geschlagen; und nicht nur das, sondern in der Strafe, die Maria erdulden muß, wird auch Aaron wie ein Mitschuldiger bestraft. Maria nämlich wird mit Krankheit gezüchtigt, damit Aaron durch die Schmach bestraft werde. Und damit wir ferner erkennen daß in manchen Fällen das göttliche Gericht unerbittlich sei, übt er ja nicht einmal auf die Fürbitte des Beleidigten hin Nachsicht. Wir lesen näm- S. 69 lich, daß Gott zu Aaron und Maria so gesprochen hat: „Weshalb habt ihr euch nicht gescheut, meinen Diener Moses zu beschimpfen? Und erzürnt ging er von dannen. Und siehe, Maria ward weiß von Aussatz wie Schnee. Und es rief Moses zu dem Herrn und sprach: ,Ich bitte, o Herr, heile sie!' Ihm antwortete der Herr: „Wenn ihr Vater ihr ins Angesicht gespuckt, sollte sie dann nicht wenigstens zehn Tage schamrot sein? Man sondere sie sieben Tage außerhalb des Lagers ab und dann rufe man sie wieder." 7 Über diesen Punkt unserer Einteilung und dieses Stück der Abhandlung mag das Angeführte genügen. Es würde nämlich kein Ende nehmen, wollten wir alles erörtern; ja, es wäre schon zu lange, alles ohne nähere Besprechung auch nur aufzuzählen. Dennoch wollen wir noch etwas hinzufügen.


  1. Exod. 32, 35. ↩

  2. Num. 15, 32 ff. ↩

  3. Lev. 24, 10 f. ↩

  4. Lev. 24, 12 f. ↩

  5. Ebd. 10, 1 f. ↩

  6. Num. 12. ↩

  7. Num. 12, 8 ff. ↩

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