• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Salvianus von Marseille (405-451) De gubernatione Dei Von der Weltregierung Gottes (BKV)
II. Buch

4. Davids Buße

Du siehst also, wie die göttlichen Schriften durch heilige Zeugen erweisen, daß Gott schon auf dieser Welt, wie wir oben gesagt haben, nicht bloß durch beispielhafte Taten, sondern unter Anwendung der ausdrücklichen Bezeichnung „Gericht" als Richter waltet. Aber vielleicht magst du glauben, das sofortige Gericht über seine Gegner sei vorzugsweise einem heiligen Mann von Gott gewahrt worden. Die Zeit würde mir nicht ausreichen, wenn ich über die Urteilssprüche Gottes in dieser Welt S. 79 und über sein Gericht reden wollte. Aber damit du deutlich einsiehst, daß Gott sein heiliges Richteramt nicht so sehr um der Personen als vielmehr um der Tatsachen willen ausübt, so höre, wie der richtende Gott, der sonst beständig für seinen Knecht David ein so klares Urteil gab, gerade auch gegen David öfter entschied. Und dabei handelte es sich nicht um viele Menschen oder, was Gott vielleicht noch stärker hätte bewegen können, um heilige, sondern es war in der Sache eines einzigen Menschen, und noch dazu eines Barbaren. Einen Mann wie David hätte hier die Person des Beleidigten in keiner Weise belastet, wenn nicht die Schwere der Tat Strafe verlangt hätte. Nachdem Urias, der Chettäer, ein Mann aus einem gottlosen und feindlichen Volk, getötet war, ergeht an David sofort das Wort des Herrn: "Den Chettäer Urias hast du mit dem Schwert ermordet, und seine Frau hast du dir zur Frau genommen; ihn aber hast du erwürgt mit dem Schwerte der Söhne Ammons. Und so soll für immer das Schwert nicht aus deinem Hause weichen. So spricht der Herr: Siehe, ich werde Unheil für dich aus deinem eigenen Hause erstehen lassen und werde dir deine Frauen vor deinen Augen hinwegnehmen und sie einem anderen geben, daß er im Angesichte der Sonne ihnen nahe. Denn wenn du es auch heimlich getan hast, so werde ich doch diese Drohung im Angesichte von ganz Israel und angesichts der Sonne ausführen." 1 Was sagst du nun dazu, der du glaubst, unser ganzes Tun werde von Gott nicht nur nicht gerichtet, sondern überhaupt gar nicht bemerkt? Siehst du nicht, daß auch die geheime Schuld, die David einmal auf sich geladen, dem Auge Gottes keineswegs entging? Daraus sollst auch du, der du - ich glaube zum Trost für deine Sünden - meinst, unsere Handlungen würden von Gott nicht beachtet, erkennen, daß Christus immer auf dich schaut. Du sollst erkennen, daß du bald bestraft werden mußt, weil du ja siehst, daß nicht einmal der heiligmäßige David einen S. 80 einzigen Fehltritt in der Heimlichkeit seiner innersten Gemächer verbergen noch sich vor der zeitlichen Strafe wenigstens durch das Vorrecht seiner großen Taten schützen konnte. Was sagt nämlich der Herr zu ihm? „Deine Frauen werde ich vor deinen Augen hinwegnehmen" und „das Schwert soll für immer nicht aus deinem Hause weichen." Du siehst, wie schnell über einen so großen Mann das Gericht für einen einzigen Fehler kommt. So folgte die Verurteilung auf die Sünde, und zwar ein Urteilsspruch, der sofort ausgeführt wurde, nichts erließ und auf der Stelle den Träger der Schuld züchtigte, ohne die Sühne für die Schuld auf die Zukunft zu verschieben. Und deshalb sagte der Herr nicht: Weil du das getan hast, wirst du das kommende Gericht Gottes fühlen und dereinst vom Feuer der Hölle gequält werden, sondern es heißt, du wirst hienieden Pein erleiden und du wirst die Schärfe des Schwertes göttlicher Strenge, das schon über deinem Nacken schwebt, ertragen müssen. Und was folgte dann? Der Schuldige erkennt seine Schuld an, er demütigt sich, er ist zerknirscht, er bekennt und trauert, er bereut und bittet ab. Er verzichtet auf die Edelsteine des Königs und legt die von eingewirktem Golde knisternden Gewänder ab; er zieht den Purpur aus, nimmt das ehrende Diadem vom Haupte, sein Äußeres wandelt sich. Mit seinem Schmuck wirft er den ganzen König beiseite und nimmt die Gestalt eines reumütigen Flüchtlings an, den freiwillig gesuchtes Elend schützen soll. Durch Fasten magert er ab, Durst dörrt ihn aus, er zerfließt in Tränen, kerkert sich in Einsamkeit ein. Und obwohl ein König mit so bedeutendem Namen, größer durch Heiligkeit als durch Macht, über alle hervorragend durch die Vorzüge seiner früheren Verdienste, mit solcher Inbrunst fleht, geht er nicht frei aus. Und die Frucht dieser so großen Buße ist nur, daß er der ewigen Strafe nicht überantwortet wird. In diesem Leben aber verdient er sich keine Nachsicht. Denn was sagt schließlich der Prophet zu dem S. 81 Büßer? "Weil du veranlaßt hast, daß die Feinde des Herrn lästern, wird der Sohn, der dir geboren wird, sterben." 2 Zur Strafe der bitteren Kinderlosigkeit wollte Gott dem liebenden Vater auch noch diese Einsicht in die furchtbare Züchtigung hinzufügen, so daß er, der trauernde Vater, selbst als die Ursache des Todes seines heißgeliebten Kindes erschien; denn den aus dem Verbrechen erzeugten Sohn tötete wieder das Verbrechen, das ihn ins Dasein gerufen hatte,


  1. 2 Kön. 12, 9-12. ↩

  2. 2 Kön. 12, 14. ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (194.00 kB)
  • epubEPUB (185.28 kB)
  • pdfPDF (628.49 kB)
  • rtfRTF (518.07 kB)
Übersetzungen dieses Werks
Von der Weltregierung Gottes (BKV)

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung