3. Auch das Streben nach größerer Vollkommenheit ist nicht rein genug
Wenn dem so ist, und alle Gebote des Herrn von uns nicht nur nicht beachtet, sondern fast in ihr Gegen S. 92 teil verkehrt werden, wann wollen wir dann jene größeren erfüllen? „Denn„, sagt der Heiland, „wer nicht all seinen Gütern entsagt, kann mein Jünger nicht sein. 1 Und: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert,“ 2 Und wer sich Christ nennt, muß so wandeln, wie Christus gewandelt ist. Sicher ist, daß diese Vorschriften nicht nur jene nicht erfüllen, die den Vergnügungen und Eitelkeiten der Welt folgen, sondern auch die, die auf weltliche Wünsche verzichtet haben. Denn die auf Reichtümer zu verzichten scheinen, verzichten nicht so, daß man einen vollkommenen Verzicht bemerken könnte; und von denen man glaubt, sie trügen das Kreuz, die tragen es so, daß sie durch den Namen des Kreuzes mehr Ehre genießen, als Qual beim Leiden haben. Und wenn auch alle diese manches von diesen Dingen in guter Absicht täten, so würde doch zweifellos keiner das verwirklichen, daß er so seinen Lebensweg geht, wie der Heiland ihn gegangen ist. „Wer„, sagt der Apostel, „behauptet, er bleibe in Christus, muß so wandeln, wie Christus gewandelt ist.“ 3