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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Salvian (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
III. Buch

11. Die Menge der Lasterhaften kann von den wenigen Guten nicht gerettet werden

Aber, denkt einer von diesen Leuten, ich tue solches nicht mehr. Ich lobe dich, wenn du es nicht tust, aber doch hast du es wohl früher getan, und überhaupt niemals getan haben und aufgehört haben ist nicht das gleiche, Wenn aber dem so wäre, was nützte es, wenn einer von Verbrechen absteht und viele in Sünden verharren? Die Bekehrung eines einzigen hebt die Laster der meisten nicht auf: und um Gott zu versöhnen, genügt es nicht, wenn einer die Sünde aufgibt, während das Menschengeschlecht in seiner Gesamtheit ihn beleidigt, besonders, da der, welcher sich bekehrt, um dem ewigen Tode zu entrinnen, doch wirklich schon einen großen Vorteil von seiner Bekehrung hat, wenn er für seine Person entrinnt; um so weniger ist es ihm möglich, von andern die Strafe der Verdammung abzuwenden. Es wäre nämlich unerträglicher Stolz und höchste Sühne forderndes Vergehen, wenn einer sich für so gut hielte, daß er glaubte, auch die Bösen könnten durch ihn gerettet werden. Indem Gott von einem bestimmten Land oder vielmehr einem sündhaften Volk spricht, sagt er: „Wenn drei Männer sind, Noe, Daniel und Job, wer- S. 108 den sie die Söhne und Töchter nicht befreien. Sie allein aber werden gerettet." 1Niemand, glaube ich, wird so unverschämt sein, daß er wagte, sich mit solchen Männern zu vergleichen; denn wenn einer auch jetzt danach strebte, Gott zu gefallen, so wäre es doch höchste Ungerechtigkeit, sich für gerecht zu halten. Und dadurch ist jegliche falsche Hoffnung und Meinung aufgehoben, die uns etwa auf den Glauben brächte, die zahllose Menge verlorener Menschen könne durch die Fürbitte der wenigen Guten von den zeitlichen Übeln befreit werden. Da nun nämlich keiner den oben genannten gleich ist, welche Hoffnung kann da irgend jemand noch haben, daß die zahllosen gottentfremdeten Bösen durch die so wenigen Guten befreit werden können, da jene gottvertrauten Heiligen nicht einmal das von Gott erreichen konnten, daß sie in ihren Kindern ihr eigenes Fleisch und Blut retteten? Und mit Recht. Mögen auch alle Kinder samt und sonders als Fleisch und Blut der Eltern gelten, so dürfen sie dennoch nicht für Fleisch und Blut derer gehalten werden, von denen sie sich durch ihre schlechte Gesinnung immer weiter entfernten, weil durch die Schlechtigkeit entarteter Sitten in solchen Menschen die Wohltaten der Natur vernichtet werden. So kommt es, daß auch wir, die wir Christen heißen, die Kraft eines solchen Namens durch Lasterhaftigkeit und Schlechtigkeit verlieren. Denn es nützt gar nichts, einen heiligen Namen zu tragen ohne gute Sitten, weil ein Leben, das im Mißverhältnis zum Bekenntnis steht, die Ehre eines erlauchten Titels durch die Gemeinheit unwürdiger Taten aufhebt. Da wir nun sehen wie fast kein Glied aller Christen, fast kein Winkel aller Kirchen nicht befleckt ist mit jeglicher Schmach und mit dem Schmutz aller möglichen Todsünden, warum schmeicheln wir uns überhaupt noch mit dem Namen eines Christen? Sind wir doch gerade um dieses hoch- S. 109 heiligen Namens 2willen um so schuldiger, weil unser Leben dem heiligen Namen widerspricht. Deshalb beleidigen wir Gott unter dem Ehrenschild des Glaubens noch mehr, weil wir, für den Glauben bestellt, 3 in Sünden leben. S. 110


  1. Ezech. 14, 14. ↩

  2. Nomen sacratissimum; Salv. verwendet zur Bildung des Superlativs zu sacer das Part. perf. von sacrare, wobei der partizipiale Charakter verschwindet. Er ist damit einer der frühesten Zeugen dieses im Mittelalter sich immer weiter verbreitenden Gebrauches. Vgl. Jahrb. f. Liturgiewiss. II (1922) S. 154 und Bayer. Blätter f. d. Gymnasialschulwesen 63. Bd. (1927) S. 382 f. ↩

  3. Vgl. 2 Tim. 1, 11: per Evangelium, in quo positus sum. (Ähnlich 1 Tim. 2, 7.) ↩

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Von der Weltregierung Gottes (BKV)

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