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Werke Salvianus von Marseille (405-451) De gubernatione Dei Von der Weltregierung Gottes (BKV)
IV. Buch

6. Die Herren sind lasterhafter als die Sklaven, besonders auch durch Steuerbedrückung der Armen

Ohne Zweifel werden nun sehr viele von denen, die entweder vornehm sind oder doch dafür gehalten werden wollen, mit Hochmut und Verachtung dies aufnehmen, weil ich, wenn wir genau betrachten, was ich geredet habe, behaupte, gewisse Sklaven seien weniger lasterhaft als die Herren. Da ich aber nicht von allen, sondern nur von solchen, die wirklich so sind, gesprochen habe, darf niemand irgendwie zornig werden, der sich in keinem Fall als solchen erkennt, damit er nicht gerade durch sein Zürnen zu der Schar eben dieser Leute zu gehören scheint. Ja vielmehr sollte jeder von den Adeligen, die solche Laster verabscheuen, über diese Leute in Zorn geraten, weil sie durch überaus schlechte Taten den Schild des Adels beflecken. Denn mögen solche Menschen auch das christliche Volk im allgemeinen schwer belasten, so beschmutzen sie doch durch ihre Gemeinheit besonders die, als deren Teil sie gelten. Wir haben also gesagt, daß manche Vornehme schlechter seien als Sklaven; und wir hätten es zu Unrecht gesagt, bewiesen wir unsere Behauptungen nicht. Nun, wenigstens von dem größten Laster ist beinahe der ganze Sklavenstand frei. Hat etwa einer von den Sklaven eine Schar S. 122 von Konkubinen? Befleckt er sich mit der Sünde der Vielweiberei und hält er wie die Hunde und die Schweine alle die für seine Frauen, die er seiner Lust unterjochen kann? Freilich kann man darauf entgegnen, daß solche Taten den Sklaven unmöglich sind; wenn sie könnten, würden sie dieselben auch verüben. Das glaube ich auch; aber ich kann etwas nicht als geschehen annehmen, wenn ich nicht sehe, daß es wirklich geschieht. Wieviel ruchlose Gesinnung, wieviele schlimme Leidenschaften sich bei ihnen auch finden mögen: keiner wird bestraft für ein Verbrechen, das er nicht begeht. Es ist hinlänglich sicher, daß die Sklaven schlecht und abscheulich sind. Aber frei Geborene und Vornehme sind um dessentwillen noch fluchwürdiger, weil sie trotz ihrer höheren Stellung schlechter sind. So kommt es, daß wir notwendigerweise zu dem Ergebnis in dieser Sache gelangen, daß nicht etwa die Sklaven von der Schuld der Schlechtigkeit freizusprechen sind, sondern daß die meisten Reichen im Vergleich zu den Sklaven noch härter verurteilt werden müssen. Denn es ist doch eine verbrecherische Raubtat, die man kaum gebührend schildern kann: In einer Zeit, in der der römische Staat entweder schon tot ist oder doch sicher in den letzten Zügen liegt, und dort, wo er noch zu leben scheint, von den Fesseln der Abgaben wie von Räuberhänden gedrosselt dahinstirbt, in einer solchen Zeit finden sich so viele Reiche, deren Abgaben die Armen zahlen müssen, das heißt, es finden sich viele Reiche, deren Abgaben die Armen töten. Und wenn wir sagten, es finden sich sehr viele, so fürchte ich, es wäre richtiger zu sagen: alle. So wenige sind nämlich frei von diesem Laster - wenn es überhaupt welche sind -, daß wir in den Reihen derer, die wir die Vielen nannten, fast alle Reichen finden können. Vor einiger Zeit hat man einigen Städten Erleichterungen zugestanden; was haben sie anderes bewirkt, als daß sie alle Reichen steuerfrei machten, die Abgaben der Armen aber häuften? Jenen wurden alte Abgaben nachgelassen, diesen neue S. 123 aufgebürdet. Jene wurden durch Entlastung von den geringsten Pflichten bereichert, diese durch neue, außerordentlich große gedrückt. Jene wurden durch Verringerung der leicht zu tragenden Lasten noch reicher, diese gingen zugrunde infolge der Vermehrung der Bürde, die sie schon vorher kaum tragen konnten. Und so brachte jene Abhilfe die einen ganz ungerechter Weise in die Höhe, die anderen richtete sie zugrunde; für die einen war sie ein Gnadengeschenk, für die anderen ein tödliches Gift, beide Male ein gemeines Verbrechen. Daraus erkennen wir, daß nichts verbrecherischer sein kann als Reiche, die durch ihre Hilfe die Armen zugrunde richten, und nichts unglücklicher als die Armen, weil sie sogar durch die Mittel, die allen helfen sollen, zugrunde gehen müssen.

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Von der Weltregierung Gottes (BKV)

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